Wahlen in Kamerun Lesbische Präsidententochter ruft zum Widerstand auf
Im zentralafrikanischen Kamerun ist Homosexualität bis heute strafbar, in willkürlichen Schauprozessen werden Schwule und Lesben ohne Beweislage verurteilt, es drohen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Mehrfach kam es auch zu grausamen Morden an schwulen Aktivisten. Mit eiserner Hand regiert seit 1982 diktatorisch Präsident Paul Biya das Land – er ist inzwischen mit 92 Jahren das älteste amtierende Staatsoberhaupt der Welt. Im letzten Jahr sorgte seine Tochter Brenda international für Schlagzeilen: Die 27-Jährige outete sich als lesbisch. Nun ruft die mutige Rapperin offiziell zum Widerstand gegen ihren Vater auf.
Explosiver Wahlaufruf
In einem TikTok-Video erklärte Brenda Biya, dass sie bei den Präsidentschaftswahlen am 15. Oktober nicht für ihren Vater stimmen wird. Und fordert dann ganz direkt: „Wählt nicht Paul Biya. Er hat viele Menschen leiden lassen, auch seine eigene Familie. Ich hoffe, dass wir einen anderen Präsidenten bekommen.“ Des Weiteren berichtet die einzige Tochter des Staatsoberhaupts von der systematischen Gewalt, der LGBTIQ+-Menschen in Kamerun ausgesetzt sind – selbst in den privilegiertesten Kreisen.
Sie selbst erlebe immer wieder familiären Druck, Schweigegebote und Morddrohungen, so die Musikerin weiter. Zudem habe sie auch Misshandlungen aus ihrer eigenen Familie durchlebt – inzwischen lebt sie in Los Angeles. Dabei stehe sie bis heute mit vielen jungen queeren Kamerunern in Kontakt, sie alle erleben Ausgrenzung, Angst und Ablehnung. Ihr Vater habe dem Volk großen Schaden zugefügt, so die mutige Frau.
Politisches Erdbeben in Kamerun
In Regierungskreisen sowie im ganzen Land hat das Video für viel Aufsehen gesorgt. Immer offener wird darüber diskutiert, wie lange Biya noch an der Macht festhalten will und warum sich der 92-Jährige überhaupt erneut zur Wahl hat aufstellen lassen. Die Opposition im Land feiert die junge Frau frenetisch.
Ein Sprecher der Regierungspartei RDPC indes erklärte, die Präsidententochter „leide“ unter ihrer Homosexualität und es sei niederträchtig von ihr, dieses Leid für politische Zwecke auszuschlachten. Gleichzeitig versucht die Partei an anderer Stelle, mittels der Aussagen von Brenda Biya zu belegen, wie demokratisch doch der „Charakter der Präsidentenfamilie“ sei. In den letzten Jahrzehnten war dem Staatsoberhaupt immer wieder vorgeworfen worden, bei den Wahlen massiv zu betrügen. Ein hochrangiger Oppositionspolitiker war in diesem Jahr vor den Wahlen jetzt im Oktober erschossen worden.