Schwere Vorwürfe in New York Fahndet die Bahnpolizei mittels Dating-Apps nach Schwulen?
Ein Vorwurf, der es in sich hat: Der renommierte Professor der City University von New York und Bürgerrechtsanwalt Jared Trujillo beschuldigt die New Yorker Polizei, schwule Männer mittels Dating-Apps wie Sniffies oder Grindr auszuspionieren, um sie so beim Cruising auf Toiletten an Bahnhöfen zu verhaften.
Hinterhalt der Polizei
Besonders die Amtrak-Beamten, die für die Penn Station zuständig sind, würden sich derzeit dieses Verfahrens bedienen. Ziel sei es dabei stets, schwule und bisexuelle Männer in flagranti zu erwischen und sie wegen sexueller Belästigung zu verhaften. Dabei würde bei den Undercover-Operationen auch jene schwulen Männer inhaftiert, die gar kein unzüchtiges Verhalten gezeigt haben. Offenbar sollen verdeckte Ermittler auch Schwule direkt in Fallen gelockt haben – die Vorgehensweise erinnert fatal an die Polizei-Taktiken in Ländern wie beispielsweise Ägypten, wo immer wieder gezielt online Jagd auf schwule Männer gemacht wird.
Die betreffenden amerikanischen Polizisten gehören zum Amtrak Police Department (APD), einer nationalen Bundespolizeibehörde in den USA, die für die Sicherheit an allen Bahnhöfen, U-Bahn-Haltestellen, rund um die Gleise und in den Zügen verantwortlich ist. Die Beamten arbeiten dabei eng mit Polizisten anderer Behörden auf Bundes- sowie Landesebene zusammen.
Mahnung zur Vorsicht
Trujillo beschwört daher schwule und bisexuelle Männer eindringlich, vorsichtig zu sein und betonte zudem die möglichen Konsequenzen. Es drohen nicht nur mögliche Geld- oder Haftstrafen, sondern je nach Fall auch eine Abschiebung aus den USA, beispielsweise bei Menschen, die aktuell ein Visa-Verfahren durchlaufen. Die rechtliche Lage ist dabei eindeutig: Schwuler Sex in Clubs ist erlaubt, schwuler Sex in der Öffentlichkeit ist illegal und wird als „Öffentliche Zurschaustellung von Obszönität“ geahndet. Laut dem Bürgerrechtsanwalt werde derzeit vor allem die App Sniffies genutzt, um Männer gezielt in einen Hinterhalt zu locken.
Verdeckte Operationen in der Vergangenheit
Der Bürgerrechtsanwalt betonte darüber hinaus, dass ein solches Vorgehen bereits öfter in der Vergangenheit vorgekommen ist. Im Jahr 2017 sorgte eine deckungsgleiche Vorgehensweise für einen Skandal bei der Polizei der Hafenbehörde im Big Apple. Systematisch waren Männer, die Toiletten am dortigen Busbahnhof benutzt hatten, unbegründet der öffentlichen Unzucht angeschuldigt worden. In einer Sammelklage wehrten sich die Betroffenen gegen die Festnahmen. 2024 kam es zu ähnlichen verdeckten Operationen seitens der Polizei in Orlando, Florida. „Es ist wirklich widerlich, dass diese Praxis offenbar nach New York City zurückgekehrt ist“, so Trujillo in einem TikTok-Video. Fakt ist allerdings auch: Das Vorgehen der Polizei ist rechtlich gesehen legal, auch ein möglicher Hinterhalt fällt unter „verdeckte Ermittlungsarbeit“.
Trujillo abschließend: „Der Zweck meiner Erklärung ist es keineswegs, Leute zu beschämen. Es soll die Leute wirklich nur darauf aufmerksam machen, vorsichtig zu sein, klug zu handeln. Und wenn ein Polizist auf Sie zukommt oder Sie festnimmt, sollten Sie Ihr Recht auf Schweigen und Ihr Recht, mit einem Anwalt zu sprechen, geltend machen.“