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Umgang mit Vergänglichkeit
Rubrik

Umgang mit Vergänglichkeit Raus aus der Tabuzone: Tod und Trauer

Redaktion - 09.11.2024 - 12:00 Uhr

Es ist immer noch einer der größten Tabus im Leben: Trauer und Tod. Wir wissen um unser aller Vergänglichkeit und dennoch verdrängen wir das Thema weitestgehend, bis es uns leider alle unvermeidlich einholt. Wie geht man also am besten damit um und wie überwindet man die Angst vor dem Tod – sei es der eines geliebten Menschen oder auch der eigene. Im Folgenden haben wir ein paar Ratschläge und Gedanken dazu zusammen gefasst, die Euch helfen können:

Das Sterblichkeitsparadoxon

Psychologen beschreiben mit dem Wort die alltägliche Erfahrung, dass viele Menschen so leben, als würden sie nicht sterben, obwohl sie natürlich wissen, dass sie sterben werden. Aber die meisten können oder wollen sich ihren eigenen Tod nicht vorstellen. Damit ist der Tod immer wieder nur der erlebte Tod der anderen, nicht der eigene. Und auch der Tod von geliebten Menschen möchte man nicht wahrhaben, so dass im Fall des Falles ein Schockzustand entsteht und man das Unfassbare realisieren muss. Allein die Vorstellung vom Tod ist angsteinflößend und dennoch, es hilft vorbereitet zu sein – denn so banal es klingt, es ist unumstößlich wahr: Wir werden alle irgendwann sterben. 

Niemand will ihn sich vorstellen, diesen einen schrecklichen Moment, wenn einem mitgeteilt wird, dass ein geliebter Mensch gestorben ist: Und man kann sich vielleicht noch so viel mit dem Thema befassen, vielleicht wegen einer unheilbaren Krankheit sogar vorbereiten – die Trauer und der Schmerz wird einen dennoch unvermittelt treffen. Wie also damit umgehen? Dieser eine Moment teilt Leben in ein davor und ein danach und auch wenn man mit Angehörigen oder Freunden zusammen trauert, letztendlich bleibt man mit dem Leid doch allein und muss damit leben (lernen). Und genau dieses individuelle Trauern ist eine Folge der gesellschaftlichen Verdrängung des Todes. Das eigentlich Unfassbare zu realisieren, wird somit schwer, denn es fehlen oft verlässliche Riten. Was jedoch oft gleich ist und somit ein Leitfaden zur Hilfe darstellt, sind die vier Phasen der Trauer, die jeder meist durchläuft.

Die vier Phasen der Trauer

Phase 1: Leugnen und Nicht-Wahrhaben-Wollen.

Phase 2: Wut und andere aufbrechende Emotionen.

Phase 3: Innere Auseinandersetzung mit dem Verlust.

Phase 4: Neuer Selbst- und Weltbezug.

Die erste Phase speist sich aus dem Schockzustand, in dem man sich durch den Tod eines geliebten Menschen befindet. Dieses Gefühl des völligen Erstarrtsein kann tagelang anhalten und in dieser Phase benötigt man eventuell Hilfe für die alltäglichsten Aufgaben von Außen. So schaffen es Trauernde anfänglich kaum, aufzustehen, sich anzuziehen oder zu essen. Verschwindet dieses erste Schockgefühl allmählich, brechen Emotionen der Wut auf und es wird nach einer Erklärung für das Unerklärliche gesucht. Betroffene geben sich die Schuld wie: „Hätte ich ihn am Rauchen gehindert, wäre er nicht an Krebs gestorben“. Auch bei solchen irrationalen Überlegungen oder „Erklärungen“ ist es gut, wenn jemand einfach nur zuhört, ohne diesen Trauerschritt zu übergehen oder gar rationalisieren zu wollen. 

Laut Trauerbegleitern ist dies ein vollkommen normales und auch befreiendes Verhalten, das ebenfalls in die Kategorie Rituale fällt. In der dritten Phase beruhigt sich das Gefühlschaos zwar, dennoch werden immer wieder Erinnerungen daran wach, dass es den geliebten Menschen nicht mehr gibt. Diese Phase kann Wochen, aber auch Jahre dauern und ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Erst wenn diese Phase sich abschwächt, ist man nämlich in der Lage, die Welt und auch sich selbst neu zu sehen. 

Umgang und Hilfe

So individuell diese Sinnsuche ist, so unterschiedlich ist auch die Art des Trauerns. Deshalb ist es auch für nicht direkt Betroffene wichtig, hier nicht von sich auf andere zu schließen. Auch Ratschläge was die Dauer einer Trauer anbelangt sind unangebracht, genauso wie banale Phrasen wie „das wird schon wieder“. Aufmunterungen sind hier Fehl am Platz, besser man beschränkt sich aufs Zuhören und Dasein und zeigt dem Trauernden auf diese Weise, dass man sie nicht alleine mit ihrem Schmerz lässt. Speist ihn jedoch nicht mit Worten ab wie „Lass mich wissen, wenn Du etwas brauchst“. Unterstützt lieber aktiv: Bringt kleine Geschenke vorbei oder ladet ihn zum Essen ein.

Sich anderen Menschen mitzuteilen, hat sich auch als hilfreich erwiesen, denn daraus entstehen auch gemeinsame Aktivitäten wie Spaziergänge oder Besuche von Kinofilmen, die dem Leben wieder eine gewisse Struktur geben. Aber nicht nur Menschen können im Trauerfall helfen, oft sind es Tiere, die Trost spenden ohne eine Erwartungshaltung zu haben. Und ein Haustier ist auch eine Verantwortung sowie eine alltägliche Aufgabe: Es motiviert sich dem Leben erneut zu öffnen. Und genau das ist vielleicht auch das Geheimnis von Leben und Tod: Sich klar zu machen, wie wertvoll jeder gelebte Tag ist. 

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