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Mexikos neue Präsidentin

Mexikos neue Präsidentin Setzt sich Sheinbaum verstärkt gegen den Hass auf Homosexuelle und für Regenbogenfamilien ein?

ms - 04.06.2024 - 11:00 Uhr
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Seit gestern ist es amtlich: Mexiko hat künftig seine allererste Präsidentin. Die linke Politikerin Claudia Sheinbaum gewann die Wahl haushoch und konnte rund 60 Prozent der Stimmen hinter sich vereinen. Die LGBTI*-Community im Land fragt sich nun, ob Sheinbaum auch etwas gegen die massive Gewalt gegenüber Homosexuellen und queeren Menschen im Land unternehmen wird. 

Eine Wahl mit Signalwirkung

Die studierte Physikerin ist eine enge Vertraute des bisherigen linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, der laut Verfassung nach seiner sechsjährigen Amtszeit nicht erneut antreten durfte. Nebst dem Präsidentenamt wurden rund 20.000 weitere Posten neu besetzt, darunter viele kommunale Ämter und der Senat. 

Die Wahl dürfte auch über die Landesgrenzen hinaus von großer Bedeutung sein, Mexiko ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika. Ähnlich wie gegen LGBTI*-Menschen kam es im Vorfeld der Wahl auch zu Gewalttaten gegenüber Politikern, mehrere Dutzend Kandidaten waren in den Monaten vor der Wahl erschossen worden. 

Hasskriminalität gegen Homosexuelle

Die Hoffnungen sind nun groß, dass Sheinbaum dazu beitragen kann, die Gewalt im Land zu minimieren, auch wenn sie mit den Drogenkartellen mächtige Gegner hat. Gerade auch das Thema Hasskriminalität gegenüber LGBTI*-Menschen ist der 61-Jährigen als frühere Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt nicht unbekannt – die Hauptstadt verzeichnet die größte homosexuelle Community im Land inklusive eines eigenen Lesben- und Schwulenviertels in der Zona Rosa. Im Jahr 2022 hatte Sheinbaum auch an der Pride-Parade in Mexiko-Stadt teilgenommen.

Im Vorfeld der Wahl hatten mehrere 10.000 Menschen in einer Kampagne auch dazu aufgerufen, die Diskriminierung und den Hass im Land gegen Homosexuelle aktiv zu bekämpfen. Zudem fordern mexikanische LGBTI*-Verbände mehr Rechte ein – nach langem Kampf ist die gleichgeschlechtliche Ehe im Land seit 2022 möglich, ein Adoptionsrecht gibt es indes für homosexuelle Ehepaare nach wie vor nur in einzelnen Bundesstaaten. Kampagnenmanager Andrés von der LGBTI*-Organisation All-Out hatte dazu erklärt: „In Mexiko werden die Rechte von Regenbogenfamilien immer noch verweigert, aber es ist an der Zeit, dies zu ändern.“

Hass von katholischen Gruppen

Sheinbaum hatte zuletzt im Wahlkampf betont, sie wolle die Rechte von LGBTI*-Personen verbessern. Zuvor hatte sie bereits in einem Interview im Jahr 2019 erklärt: „Wir bemühen uns, die Rechte von Kindern und Jugendlichen, Menschen mit Behinderungen, Senioren, indigenen Völkern und Gemeinschaften, Frauen und der LGBTI*-Community zu gewährleisten.“ 

Die Hoffnungen sind groß, dass die Jüdin auch den Hass der katholischen Organisationen im Land zurückdrängen kann, bis heute versuchen diese, sich mit aller Macht gegen die Gleichstellung von Homosexuellen zu wehren und aktiv die Bevölkerung vor allem in ländlichen Regionen gegen Schwule und Lesben aufzustacheln. Bis zuletzt ging die katholische Kirche auch gegen ein Verbot von Konversionstherapien vor - schlussendlich wurden die unseriösen "Heilungsangebote" von Homosexuellen im April dieses Jahres unter Strafe gestellt. Anbieter müssen mit bis zu sechs Jahren Haft rechnen.   

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