In Ewigkeit SchwuZ Der Berliner Kult-Club feiert!
Das SchwuZ in Berlin ist nicht nur eine Institution an sich, es bietet auch seit rund 46 Jahren homosexuellen und queeren Menschen einen sicheren Hafen in turbulenten Zeiten. In diesen Tagen nun feiert das Team das zehnjährige Bestehen am Berliner Rollberg und verrät, wie das SchwuZ zumindest beinahe für die Ewigkeit Bestand haben kann. Wie das gelingen kann, habe uns die beiden Geschäftsführer Florian Winkler-Schwarz und Marcel Weber verraten.
In diesen Tagen wird zehn Jahre SchwuZ am Rollberg sowie die Genossenschaft dazu gefeiert – was bedeutet dieses Jubiläum für euch?
Für uns als SchwuZ ist es ein großes Geschenk zu unserem 10-jährigen Bestehen am Rollberg, dass wir nun – zusammen mit allen anderen Nutzer*innen der ehemaligen Kindl-Brauerei – den Grund und Boden der Spekulation entziehen konnten und das Gebäude in Eigenregie betreiben. In einer Zeit, in der so viele Clubs in dieser Stadt von Verdrängung betroffen sind, schaffen wir damit eine Standortsicherung für Generationen. Und das inmitten eines spannenden Innenstadtbezirks mit guter Erreichbarkeit für alle unsere Besucher*innen.
Bei den Feierlichkeiten war auch politische Prominenz wie Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey vor Ort. Seid ihr zufrieden mit der politischen Arbeit in Berlin für die Community – oder welche Wünsche würdet Ihr gerne in Richtung Politik schicken?
Unsere Erwartung und Forderung an die Politik sind, sich deutlich mehr für die queere Community einzusetzen, sie zu unterstützen und mit entsprechenden Haushaltsmitteln auszustatten. Derzeit erleben wir leider eine Politik, in der Streichungen und Kürzungen von Fördermitteln für queere Projekte an der Tagesordnung sind. Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, die Arbeit und das Engagement der verschiedenen Projekte nicht nur mit warmen Worten zu unterstützen.
Ihr sagt, im SchwuZ schlummern noch ungeahnte Potenziale. Was können wir also in den kommenden Jahren erwarten?
Seit 46 Jahren wandelt sich das SchwuZ und bietet den Besuchenden immer wieder neue Erlebnisse. Diesen Weg werden wir fortsetzen – sowohl programmatisch als auch baulich. In den nächsten Jahren entstehen unter anderem ein neuer, barrierefreier Eingang, ein größerer Garderobenbereich und die Erschließung weiterer neuer Flächen.
46 Jahre SchwuZ – immer wieder hat sich der Club dabei auch inhaltlich verändert. Wie blickt Ihr darauf?
Wir freuen uns, dass es gelungen ist, den Club zu einem Ort der queeren Kultur zu machen. Sehr viele unserer inzwischen 130 Kolleg*innen im Team haben dafür ihren Beitrag geleistet. Das SchwuZ steht für SchwulenZentrum und entstand in einer Zeit, in der vor allem homosexuelle Männer die ersten Jahre diesen Ort geprägt haben. Für uns ist es wichtig und eine tolle Entwicklung, diesen Ort für alle Menschen unserer queeren Community mit Leben und Programm zu füllen. So spiegelt der Ort auch die Entwicklung unserer Community selbst wider.
Das SchwuZ war immer auch ein Safe Space, hier kommt die Community zusammen, um zu feiern, sich auszutauschen und einfach sein zu dürfen, wie sie will. In Zeiten, in denen gerade auch in Berlin die Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen wieder stark zunimmt, ein besonders wichtiger Punkt. Wie könnten wir vielleicht alle gemeinsam die Community für uns wieder sicherer machen?
Wir selbst bezeichnen das SchwuZ als Safer Space. Denn einen Safe Space – einen absolut sicheren Ort – gibt es nicht. Wir setzen alles daran, einen Ort zu schaffen, an dem sich queere Menschen sicher, willkommen und frei fühlen. Die zunehmende Gewalt gegen queere Menschen macht uns traurig und wütend. Mit Projekten wie QueerschutzNOW – einem kostenlosen Selbstverteidigungstraining für queere Menschen – reagieren wir auf diese Entwicklung. Aber es ist unser aller Aufgabe, uns solidarisch und gemeinsam gegen jegliche Gewalt gegen uns als Community zu wehren.
Wenn ihr euch an all die Jahre SchwuZ zurückerinnert, was ist euch da besonders in Erinnerung geblieben?
In unserer Zeit als Geschäftsführer freuen wir uns besonders über den Umzug nach Neukölln und die vielen einzelnen Schritte, die zu einer queeren Entwicklung des Programms geführt haben. Mit der zweijährigen Schließung während der Corona-Pandemie stand das SchwuZ vor einer existenziellen Herausforderung. Umso glücklicher sind wir, dass wir in dieser Zeit so viel Unterstützung und Wertschätzung aus der Community erfahren haben. Diese Auszeit hat den Zusammenhalt gestärkt – dafür sind wir sehr dankbar.
Warum sollten Menschen, die noch nie im SchwuZ waren, euch unbedingt einmal besuchen?
Das Eintauchen in eine Clubnacht voller Vielfalt und abwechslungsreichem Programm ist mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis für alle queeren Menschen. Unsere Produktionen bieten für jeden Geschmack etwas - von Pop-Fans bis zu Musicalliebhaber*innen, von Freund*innen der politischen Diskussion bis zu Konzerten, von TV-Produktionen bis zu Lesungen. Wer sich auf diese queere Programmvielfalt einlässt, wird mit Sicherheit einen unvergesslichen Abend erleben.
Florian und Marcel, vielen Dank für das Gespräch!