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Jan Stressenreuter // © vvg

Jan Stressenreuter ist tot Der schwule Schriftsteller Jan Stressenreuter ist tot

id - 05.02.2019 - 07:00 Uhr

Nur wenige Tage nach seinem 57. Geburtstag starb der schwule Schriftsteller Jan Stressenreuter in Köln. Dieses teilte sein Verlag, der Berliner Queerverlag, vor kurzem mit. Stressenreuter zählte mit zu den bekanntesten schwulen Autoren im deutschsprachigen Raum.

Stressenreuter wurde 1961 in Kassel geboren und wuchs in Erkrath im Rheinland auf. Nach seinem Studium der anglo-amerikanischen Geschichte und Anglistik in Köln arbeitete er zunächst mehrere Jahre im Pflegebereich, bis er 2004 mit dem Schreiben begann.

Jan Stressenreuter schrieb vor allem Romane und Kurzgeschichten. Dabei waren seine Themen breit gefächert. Im Querverlag veröffentlichte er insgesamt elf Bücher, zuletzt den Krimi "Aus Hass" (2017) und die Kurzgeschichten "Figgn, Alda!". Mit letzteren begab er sich auf neues Terrain. Diese wurden von spießigeren Zeitgenossen gar als Pornografie bezeichnet und das Cover bei einem großen Online-Buchhändler nicht veröffentlich. Als eines seiner wichtigsten Werke gilt sicherlich der Roman "Wie Jakob die Zeit verlor" (2013) über das Aids-Trauma einer gesamten schwulen Generation. Auch der Roman „Love to Love you, Baby“ aus dem Jahr 2002, welcher über das Coming Out in den 1970er-Jahren berichtet, fand Beachtung. Und auch die Krimis um das Kölner Ermittlerteam Maria Plasberg und Torsten Brinkhoff fanden mit insgesamt vier Romanen ihre Liebhaber. Dabei war sich der Autor immer bewusst, dass er es sicher nie auf die Bestseller-Listen schaffen würde. In einem früheren Interview mit SCHWULISSIMO sagte er damals: „Ich weiß, dass ich für eine „Nische“ produziere. Meine Bücher werden nie auf der Spiegel-Bestsellerliste landen, weil die Geschichten über schwules Leben in Deutschland nur eine kleine Minderheit interessieren.“

„Ernsthaft zu schreiben ist mir erst relativ spät in den Sinn gekommen", heißt es auf seiner Homepage. „Jetzt gibt es nichts, was ich lieber täte. Andere Realitäten zu erfinden und eigenwillige Charaktere, die manchmal mich an die Hand nehmen – und nicht umgekehrt – ist für mich ein Spaß, der seinesgleichen sucht. Es kann aber auch ein hartes Stück Arbeit sein."

Mit seinem frühen Tod entsteht mit Sicherheit eine große Lücke in der schwulen Bücherwelt. Jan Stressenreuter hinterlässt seinen Mann Norbert. Die SCHWULISSIMO-Redaktion trauert um einen bedeutenden schwulen Autor und drückt seinem Mann sowie Freunden und Familie ihr Mitgefühl aus.

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