Sven und Tobias Eine Love-Story
Einer der beiden Männer aus unserer Lovestory hätte das erste Date mit seinem heutigen Partner beinahe vergessen. Zum Glück hatte er an dem Tag frei und noch genügend Zeit.
Sven (35) und Tobias (37) wohnen zusammen in der „Grünen Großstadt“ Wuppertal. Für Sven war es eine Rückkehr in seine Heimat, denn er stammt aus dem weniger als dreißig Minuten entfernten Velbert. Tobias hat hingegen schon eine halbe Deutschlandreise hinter sich: Geboren wurde er im Harz, genauer gesagt in Wernigerode. Schon mit zehn Jahren zog er jedoch ins niedersächsische Bad Laer. Im Zuge seiner Bundeswehr-Laufbahn verschlug es Tobias dann unter anderem nach Wilhelmshaven, Sylt, Bonn und schließlich nach Köln. Dort lernte er Sven kennen.
Das Paar traf sich ganz klassisch über das Dating-Netzwerk Planetromeo. Dort schrieben sich die beiden eine Weile, bevor sie ein Date verabredeten. Tatsächlich hatte Sven das Treffen erst komplett vergessen, bis Tobias ihn am Morgen noch einmal darauf ansprach, ob das Date noch steht – zum Glück hatte Sven Urlaub und noch genug Zeit übrig, um sich fertig zu machen. Ursprünglich wollten die beiden sich in der Stadt treffen. Doch Tobias musste länger arbeiten und bestellte Sven stattdessen direkt zu sich nach Hause. Als Sven klingelte, war Tobias noch nicht ganz fertig. Doch Sven war trotzdem „total fasziniert“ von den tollen Augen und dem sympathischen Lächeln, mit dem Tobias ihn empfing. Tobias schätzte Sven schon beim ersten Treffen als offenen und sympathischen Typen ein. Außerdem mochte er Svens strahlend blaue Augen.
Es gibt kein konkretes Datum, an dem aus Sven und Tobias ein Paar wurde. Die beiden Schalke-Fans fanden allerdings gleich drei Gründe, um zu feiern: ihren Kennenlerntag am 10. August 2015 mit dem fast verpassten ersten Date, ihren standesamtlichen Hochzeitstag am 12. Dezember 2018 und ihren kirchlichen Hochzeitstag am 6. April 2019.
Sowohl Sven als auch Tobias sind heute in der Landesfinanzverwaltung tätig. Nach zwölf Jahren in der Bundeswehr absolvierte Tobias dort eine Ausbildung zum Finanzwirt. Im Juli 2022 holte er Sven praktisch mit ins Boot. Seither gehen die beiden auch beruflich denselben Weg. Sven beginnt seine Ausbildung zum Finanzwirt am 1. September.
Das neue Jahr 2023 wollten Sven und Tobias eigentlich mit einer Traumreise einläuten – eine Aida-Kreuzfahrt auf den Kanaren. Die beiden freuten sich tierisch darauf, denn das Reisen ist eines ihrer liebsten Hobbys. Leider hatte sich Tobias kurz vorher beim Sport verletzt. Nur einen Tag vor der Abreise kam dann die Diagnose: ein gerissener Innenmeniskus und ein gebrochenes Schienbein. Die beiden mussten ihre Reise stornieren. Seit zwei Wochen ging es Tobias endlich gut genug, dass er wieder zur Arbeit gehen konnte. Jetzt kam allerdings gleich der nächste Befund: ein Bandscheibenvorfall. Tobias muss also wieder für eine Zeit ins Krankenhaus. Die beiden wollen sich davon allerdings nicht unterkriegen lassen.
Mit ihren Familien haben Sven und Tobias zum Glück nur positive Erfahrungen gemacht. Beide haben tolerante Familien – sogar die Großeltern gehen sehr gut mit ihrer Homosexualität und ihrer Beziehung um. Die Geschwister der beiden finden es super, dass ihre Töchter und Söhne von Anfang an hautnah miterleben, dass Homosexualität völlig normal ist.
Leider reagieren nicht alle Menschen so: Auf seinem öffentlichen Instagram-Profil wurde das Paar schon massiv beleidigt und bedroht. Doch die beiden finden, dass es sich gerade dann lohnt, dagegenzuhalten, wenn es nicht so einfach ist – und so vielleicht dafür zu sorgen, dass solche Reaktionen in Zukunft weniger werden. Dazu zeigte das Paar alle Anfeindungen direkt an und machte die Beleidigungen in Storys öffentlich, um ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.
„Menschen dürfen sich nicht verstecken müssen“, das bekräftigten Sven und Tobias auch in ihrem Schlusswort. Die beiden hoffen darauf, dass alle Personen irgendwann einmal so leben und lieben können, wie sie es wollen. Daher findet das Paar Veranstaltungen wie den CSD nach wie vor unheimlich wichtig. Hier könne die Community zeigen: Wir sind viele, wir stehen auf und wir kämpfen sowohl für unsere Rechte als auch für die Rechte von Personen weltweit.
