Thanksgiving in den USA Zwischen Tradition, Truthahn und schwulem Testosteron
Thanksgiving ist einer der bekanntesten Feiertage in den USA, der vor allem für seine üppigen Mahlzeiten und die Möglichkeit zur Familienzusammenkunft bekannt ist – heute zelebrieren ihn erneut Millionen von Amerikanern. Doch für viele Mitglieder der LGBTIQ+-Community kann dieser Tag mit gemischten Gefühlen verbunden sein.
Während die Tradition des Erntedankfests tief in der Geschichte der Vereinigten Staaten verwurzelt ist, gibt es komplexe kulturelle und historische Aspekte, die für queere Menschen problematisch sein können. Doch trotz seiner schwierigen Ursprünge, seiner familiären Spannungen und der damit verbundenen Konsumgewohnheiten – wie dem berüchtigten Black Friday – hat Thanksgiving eine besondere Bedeutung für Homosexuelle und queere Menschen erlangt. Tatsächlich ist es einer der „schwulsten“ Feiertage auf dem Kalender, wenn man genauer hinsieht.
Ein Feiertag mit LGBTIQ+-Perspektive
Thanksgiving hat seine Wurzeln in den frühen Jahren der amerikanischen Kolonialisierung, als die Pilgerväter 1621 ein Erntedankfest mit den indigenen Völkern feierten. Die Feier symbolisiert Dankbarkeit für die Ernte und das Überleben. Doch diese Geschichte hat natürlich auch ihre problematischen Seiten, da die Kolonialisierung der Ureinwohner und die Auslöschung ihrer Kulturen immer noch ein wunde Stelle der amerikanischen Geschichte darstellt.
Für die LGBTIQ+-Community ist Thanksgiving nicht nur ein Tag für Essen und familiäre Zusammenkünfte, sondern auch ein Tag, an dem die Thematik von Akzeptanz und Zugehörigkeit ins Spiel kommt. Für viele queere Menschen war es lange Zeit schwierig, diesen Feiertag zu genießen, ohne Stigmatisierung oder Ablehnung innerhalb ihrer Familien erfahren zu müssen. Das Teilen der eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität am Familientisch war oft ein heikles Thema, das mit emotionaler Belastung und manchmal auch Ablehnung verbunden war.
Jedoch hat sich mit der Zeit zum Glück vieles verändert. Heute sehen viele queere Menschen Thanksgiving als eine Gelegenheit, ihre eigenen Traditionen zu schaffen – sei es durch „Friendsgiving-Feiern“ mit Freunden oder durch die Entstehung einer sichtbaren LGBTIQ+ Gemeinschaft, die sich an Feiertagen gegenseitig unterstützt.
Schwule Leckereien am Tisch
Der Kult um Thanksgiving hat dabei überdies eine überraschende, aber schöne Verbindung zur LGBTIQ+-Community, wenn man sich die Feierlichkeiten und die Auswahl der Gerichte genauer ansieht. Im Grunde ist der heutige Feiertag schon ziemlich „gay“ – sowohl durch seine kulinarischen Zutaten als auch durch die Art und Weise, wie er gefeiert wird.
Beginnen wir mit dem Truthahn: Obwohl viele ihn als traditionell maskulin ansehen, hat der Vogel einen besonderen Platz im Herzen vieler queerer Menschen, immerhin ist es das einzige Gericht auf dem Tisch, das buchstäblich „gestopft“ wird. Dazu kommt die beliebte Cranberry-Soße, die in den USA aufgrund ihrer vielfältigen Darreichungsformen gerne auch als „versatile queen“ bezeichnet wird. Damit wären wir bereits beim Kartoffelpüree, in seiner perfekten Form solle dies an Thanksgiving „weich und warm“ am Gaumen anliegen – da fühlen sich schwule Männer gleich doppelt angesprochen.
Thanksgiving und die Community
Kurzum: Für viele queere Menschen hat Thanksgiving heute eine tiefere Bedeutung. Es geht nicht nur um das gemeinsame Festmahl, sondern auch um die Möglichkeit, sich selbst zu akzeptieren, als wer man ist, und neue Traditionen zu schaffen, die inklusiv und respektvoll sind. Thanksgiving wird zunehmend als eine Feier der Vielfalt verstanden, die sowohl durch die Popkultur als auch durch kulinarische Akzente von queerem Flair geprägt wird.