Social Eating Gemeinsam Dinieren am digitalen Esstisch
Man vermag es kaum zu glauben, wenn man sich einige unserer Artgenossen anschaut, aber Menschen sind soziale Wesen. Aufgrund von Gemeinschaft haben wir es geschafft Mammuts zu erlegen und das Überleben des einzelnen und somit auch der Menschheit zu sichern. Allein sein bedeutete damals den Tod und das steckt noch immer tief in unserer Psychologie drin. Es zeigt sich als eine Angst vor Einsamkeit, die Wiederum zu großem psychischem Schmerz führt.
Kein Wunder also, dass der Mensch das Social Eating etabliert hat. Denn trotz unserer massiven Bevölkerungsdichte sind wir so allein wie nie zuvor. Es gefährdet zwar nicht mehr unser Leben wie zu Zeiten von Mammuts und Faustkeilen, aber es hat einen starken Einfluss auf unsere Psyche.
Aber was ist dieses „Social Eating“ und warum sollte der Trend gerade in Zeiten der Corona-Isolation wiederbelebt werden?
Wie viele merkwürdig erscheinende Dinge, kam auch diese Bewegung aus Asien. Anfang der 2000er startete es in Südkorea. Unter dem Namen „Muk-Bang“, welches ein zusammengesetztes Wort aus Essen und Sendung ist, fingen die technikbegeisterten Koreaner an vor laufender Kamera ihr Essen zu verköstigen und generierten eine steigende Zuschauerschaft.
Nichts anderes ist Social Eating: Man schaut einer Person dabei zu wie sie etwas isst und hin und wieder werden noch Fragen aus dem Chat beantwortet. Und ja das bedeutet es wird geschmatzt und mit vollem Mund geredet.
Es ist ein digitales Zusammentreffen am eigenen Esstisch mit anderen Internet-Nutzern. Inzwischen gibt es sogar verrückte, lustige oder niedliche Abwandlungen, wie zum Beispiel Hunde, die ihr Futter verschlingen.
Aber bitte nicht die Videos und Streams anschauen, anstelle des Konsums der eigenen Nahrung. Als Diät ist es nämlich deutlich ungeeignet, genauso wie das reine anschauen von Workouts auch zu keinem Muskelaufbau oder einer besseren Figur führt.
Witziger Funfact: Die Essenkonsumierenden vor der Kamera nennen sich BJs, was „Broadcast Jockeys“ bedeutet und hat nichts mit BlowJobs zutun, obwohl man da auch etwas in den Mund nimmt.
Natürlich entstand auch schnell ein Fetisch und so erhielten besonders attraktive Vertreter unserer Art höhere Einschaltquoten. Besonders wenn sie an Knochen nagen oder Gerichte verspeisen, die von der Form und Länge gerne mal für etwas anderes gehalten werden könnten, um doch wieder auf Blowjobs zurückzukommen.
Dennoch dient es dem Kampf gegen die Einsamkeit, ganz in Interesse der koreanischen Kultur gemeinsam zu dinieren. Außerdem findet in der heutigen Zeit sowieso das halbe Leben vor dem Bildschirm statt. Warum also nicht auch mal die positiven Aspekte der Digitalisierung nutzen?
Geraden in Zeiten der Isolation und der sozialen Distanz, kann sich ein gemeinsames Essen gesund auf die Psyche auswirken. Selbst die Streaming-Plattform Twitch hat bereits eine Kategorie „Social Eating“. Wem das World Wide Web zu groß erscheint, kann das Ganze auf die eigene Familie beschränken. Mithilfe von Videokonferenzen gönnt man sich mal wieder ein Familienessen und das ohne Streit was man kocht oder bestellt, da jeder seinen Vorzügen entsprechend sich eindecken kann.
Social Eating ist allerdings nicht zu verwechseln mit Social Dining. Das sollte gerade in Zeiten von Corona vermieden werden, denn beim Social Dining lädt man Fremde Menschen zu sich ein und isst dann gemeinsam zu Abend. Eine großartige Art neue Leute kennenzulernen, aber aktuell auch eine gefährliche Angelegenheit aufgrund der Ansteckungsgefahr.
Also bleibt Zuhause, aber nicht isoliert und kaut nicht allein auf eurer Fertigpizza, dem Berg Nudeln, der gelieferten Speisen oder eurem selbstgekochten drei Gänge Menü.
In diesem Sinne Guten Appetit und eine schöne gemeinsame Zeit!