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Grindr-Tribes erklärt Was sind Otter, Rugged und Clean-Cut?

Grindr-Tribes erklärt Was sind Otter, Rugged und Clean-Cut?

sr - 16.12.2014 - 09:15 Uhr

Das schwule Leben ist wirklich kompliziert. Da die meisten Homosexuellen nicht mit einem Brandzeichen oder Erkennungsmerkmal durch die Gegend laufen, ist es besonders schwer, auf der Straße Gleichgesinnte ausfindig zu machen und anzusprechen.

Für die Partnersuche war das digitale Dating also eine gerngesehene Erleichterung. Die Urmutter aller schwulen Dating-Apps Grindr hat bereits hundertfache Ableger bekommen und gesellschaftlich wird es immer normaler, für die Partnersuche ein Online-Portal oder eine Dating-Applikation zu nutzen.

Und da wir alle so unterschiedlich sind und verschiedenste Vorlieben und Sehnsüchte haben, erleichtert uns Grindr das Leben mit zwölf Kategorien, in die wir uns einordnen können. Oder erschwert es uns eher die Suche? Weiß jeder überhaupt, was diese zwölf „Grindr-Tribes“ im Einzelnen bedeuten?

Wir klären die Unwissenden auf und räumen einige Vorurteile über die unterschiedlichen Typen auf Grindr aus dem Weg.

 

Bear

Nein, unter dem Begriff „Bear“ findet ihr keine Tiere, sondern einen homo- oder bisexuellen Mann mit behaartem Körper (besonders Brust-, Bauch- und Schambehaarung) sowie ausgeprägtem Barthaar.

Darüber hinaus gibt es eine Schnittmenge zwischen Bären und korpulenten Homo- bzw. Bisexuellen, den sogenannten Chubbies, was oft zu dem Irrglauben führt, ein Bär würde allein über ein erhöhtes Körpergewicht definiert.

In Europa bildeten sich, vor allem nachdem sich aus dem Zusammenschluss homosexueller Motorradfahrer zu Organisationen in den 1970ern die sogenannte Lederszene entwickelte, Vereinigungen von Männern, die betont bärtige und haarige Männer bevorzugten.

Die Bärengemeinschaft kristallisierte sich für Anhänger haariger Männer heraus, die nicht den Zwängen der Leder- und Fetischszene unterworfen waren.

Clean-Cut

Die Bezeichnung „Clean-Cut“ ist eine typische Betitelung aus dem englischsprachigen Raum. Es ist ein Synonym für „handsome“ und wird somit für gutaussehende Männer verwendet.

Vielleicht ist eine ähnliche deutsche Übersetzung „aalglatt“. Denn ein Stereotyp eines „clean-cut guys“ hat kurze, gekämmte Haare, ist glatt rasiert, gut gekleidet und gepflegt.

Dazu gehört auch, dass man klischeehaft nicht raucht, keinen Alkohol trinkt und kein ungesundes Essen zu sich nimmt. Geschäftsmänner, Politiker und Models müssen häufig das Image eines „clean-cut guys“ haben und heterosexuelle Männer werden in dem Bezug auch metrosexuell genannt.

In der Google-Bildersuche stößt man sofort auf Fotos von Channing Tatum, Zac Efron, Taylor Lautner oder Ryan Gosling mit ihrem süßesten Schwiegersohn-Lächeln.

 

Daddy

Nein, euer Vater ist nicht auf Grindr. Ein „Daddy“ könnte aber der Kollege des Vaters sein oder ein Bekannter aus dem Kegelclub der Eltern.

In der Gay-Community ist es eine umgangssprachliche Bezeichnung für Männer, die Interesse an besonders jungen Typen haben und selbst schon ein stattliches Alter besitzen.

Der Altersunterschied kann variieren, aber die Beziehung ähnelt einer elterlichen Hierarchie, die an die Vater-Sohn-Rollen erinnern. Der unerfahrene und vermeintlich devote und schwache Teil der Partnerschaft profitiert von den Erfahrungen und der Unterstützung des Daddys.

Eine solche Beziehung mit großem Altersunterschied muss sich nicht immer unbedingt auch auf die Intention „Sugar Daddy“ beziehen, wo es um eine reine materielle Verwöhnung geht. Dabei lassen sich jüngere Kerle von älteren und reichen Männern „aushalten“.

Discreet

Über diesen Typ Mann liegen leider keine Informationen vor. Er möchte nicht erkannt werden und verhüllt seine Identität in einen Mantel des Schweigens.

Bei diskreten Männern geht es vor allem darum, dass das Privatleben geschützt wird. Wahrscheinlich handelt es sich um Männer, die eine Freundin oder Ehefrau zu Hause haben und bei denen niemand von der heimlichen Leidenschaft erfahren soll. Wenn man „discreet“ in einem Profil liest, dann handelt es sich oft um jemanden, der auf Grindr eine Art „Second Life“ aufgebaut hat.

Es geht häufig um den reinen sexuellen Kontakt oder eben um Kontakte und Dates, die heimlich geschehen müssen. Eine typische Gruppe dieser Männer sind Geschäftsmänner, die auf der Geschäftsreise gleich noch ihre versteckten Fantasien ausleben.

Geek

Ein „Geek“ ist eher bekannt aus der Schule: Der Streber-Typ, der die guten Noten abräumt und ansonsten wenig vom sozialen Leben verstehen zu scheint. Laut Definition ist ein „Geek“ jemand, der ein profundes und leidenschaftliches Wissen in einem oder mehreren Hobbys, wissenschaftlichen Feldern oder Aktivitäten hat.

Seiner Herkunft nach bezog sich der Begriff ursprünglich auf Menschen, die durch absonderliche Taten auffällig waren und einem „Freak“ gleichen. So wird auch häufig „Computerfreak“ zu „Geeks“ gesagt, die sich besonders mit Technik und Computerspielen beschäftigen.

Das bekannteste Beispiel für „Geeks“ sollen die vier sympathischen Wissenschaftler aus der US-Fernsehserie „Big Bang Theory“ sein. Der Begriff ist im Wortgebrauch eher negativ behaftet und der Bezug für Grindr ist eher schwer zu finden. Aber da die Community so bunt und vielfältig ist, wird es sicherlich auch Geek-Liebhaber geben.

Jock

Hier handelt sich nicht um die Underwear Jockstrap, aber der Begriff „Jock“ stammt aus dieser Richtung. Jockstraps wurden ursprünglich in einigen Sportarten verwendet, in denen man einen Schutz für die Genitalien benötigt.

Der „Jock“ ist also ein sportlicher schwuler Mann, der seinen Körper fit hält und einen großen Teil seiner Zeit dem Körperkult zuschreibt. Man sollte aber definitiv noch zwischen Sportlern und „Jocks“ unterscheiden, denn hier geht’s nicht um die reine sportliche Betätigung, sondern „Jock“ zu sein ist eine Art Lebenseinstellung.

Mit einem „Jock“ Kontakt zu haben, bedeutet auch immer, dass man selbst Sportfan sein sollte und sich vieles im Leben um Bodybuilding und Körperertüchtigung dreht. Bei einem „Jock“ bekommt ihr auf jeden Fall Muskeln und drahtige Körper zu sehen und zu spüren, aber beim Date müsst ihr euch drauf einstellen, einen Protein-Shake serviert zu bekommen.

Leather

Die Leder-Community ist nicht so homogen, wie man vielleicht vermuten würde. Der Leder-Fetisch ist häufig mit vielen Untergruppen verbunden.

So kann ein Lederliebhaber ein „Twink“ sein, aber auch ein „Daddy“. Der Leder-Fetisch geht durch alle sozialen Schichten und kann ebenso mit anderen Fetischen kombiniert werden.

Zu diesem „Grindr-Tribe“ lässt sich auch wenig erklären, denn die Vorliebe für Leder ist sicherlich eines der Fetische, die einem als Schwuler als erstes begegnet. Leder-Fetisch ist unter den Fetischen auch die Vorliebe, die gesellschaftlich am meisten anerkannt wird.

Die Art und Weise, wie er ausgelebt wird, kann natürlich stark variieren. Vom schlichten Tragen von Leder-Kleidung bis hin zur Leder-SM oder Sklaven-Schiene ist dort alles zu finden.

Otter

Die „Otters“ sind in der Natur nicht die ersten Verwandten der Bären, aber in der schwulen Welt ist eben alles etwas anders. Als „Otter“ werden die Haar-Liebhaber bezeichnet, die aber nicht unbedingt auf die Körperfülle der Bären stehen. Ein Otter kann ebenso ein „Jock“ sein, aber eben mit Bart und Körperbehaarung.

In diesem Zusammenhang wird häufig „Scruff“ genannt, was als Begriff für einen kernigen, haarigen Typen (deutsche Übersetzung ist „ungepflegte Person“ oder „dreckiges Schwein“) steht. Den Begriff hat man bei Grindr sicherlich nicht verwendet, weil „Scruff“ ein Konkurrent auf dem Gay-Dating-App Markt ist.

Da in der aktuellen Männer-Welt fast jeder einen Bart trägt und viele auch auf ein maskulines und kerniges Aussehen stehen, sind „Otter“- und „Scruff“-Liebhaber momentan wirklich gut ausgelastet. Da kann man nur hoffen, dass die Mode-Trendforscher den Bartwuchs nicht als „out“ ausrufen und Waxing-Studios weiterhin ohne Arbeit bleiben.

Poz

Diese Bezeichnung ist in der Gay-Community Begriff für die HIV-Positiven. Da der HI-Virus in der schwulen Gemeinschaft durch ungeschützten Sex stark verbreitet ist, ist es auch durchaus sinnvoll, einen eigenen „Grindr-Tribe“ zu haben.

Neben der reinen Suche nach Sex, spielt es natürlich auch eine Rolle, Gleichgesinnte zu finden und jemanden zum Austausch von Erfahrungen und Meinungen zu haben. Ein offener und respektvoller Umgang mit HIV-positiven Menschen ist ein großes Anliegen, wobei die Betroffenen beteuern, dass ein solcher auch in der Gay-Community noch schwer zu finden ist.

Offen zu seiner Erkrankung zu stehen und gleichzeitig nicht diskriminiert und wie ein Außenseiter behandelt zu werden, sollte hier Intention des „Grindr-Tribes“ sein. Denkt immer dran, dass ein Betroffener zum Beispiel auch euer bester Freund oder ein Arbeitskollege sein könnte.

Rugged

„Rugged” ist einer der Begriffe, mit denen man am wenigsten anfangen kann. Und auch wenn man die Bedeutung kennt, dann ist einem der Unterschied zu anderen „Grindr-Tribes“ auch nicht ganz klar. Ein “rugged guy” ist verständlicherweise am ehesten mit „Naturbursche“ zu übersetzen.

Die Erscheinung des Mannes ist ähnlich eines „Twinks“, der auch ein „Scruff“ sein kann, aber vor allem durch seine Natürlichkeit eine große Portion Attraktivität mit sich trägt. Vielleicht nicht der Typ „Bauer sucht Frau“, sondern eher der Überlebenskünstler und Naturliebhaber, mit dem man in der Wildnis verloren gehen möchte.

Jemand, der eben selbst den Baum fällen kann, das Holz hackt, das Abendessen auf der Jagd besorgt, mit seinem Instinkt der wilden Natur trotzt und jeden Abend mit der unbändigen Leidenschaft im Bett neben dir aufwacht. Klingt nach einem schönen Märchen in der Großstadt, wo die meisten Nutzer von Grindr wohnen.

Trans

Ein „Transgender“ ist im wörtlichen Sinne jenseits der Geschlechter oder genau zwischen männlich und weiblich. Der Begriff wird oft für Abweichungen von den zugewiesenen sozialen Geschlechterrollen beziehungsweise den sozialen Geschlechtsmerkmalen verwendet.

Der Begriff „Transgender“ kann als eine positive Selbstbeschreibung und Positionsbestimmung im gesellschaftlichen heteronormativen Raum dienen: Menschen, die sich nicht klar auf eine der naturalisierten Rollen Mann oder Frau festlegen können oder wollen, bezeichnen sich selbst auch als „genderqueer“. „Transgenders“ sind nicht gleichzusetzen mit Drag-Queens oder Drag-Kings.

Das eine ist eine Vorliebe, sich zu verkleiden und Transsexualität ist ein Gefühl, in einem falschen Körper gefangen zu sein. Sicherlich wird dieser „Tribe“ aber auch bei vielen Travestie-Künstlern verwendet.

Twink

Ein „Twink“ ist das Gegenteil der „Grindr-Tribes“ „Bear” und „Daddy“. Die Gruppe der „Twinks“ zielt in erster Linie auf ihr junges Alter. Als Stereotyp passt ein Junge, der dünn, jung und wenig bis gar nicht behaart ist.

Die „Twink“-Liebhaber kommen aus allen anderen „Grindr-Tribes“ und besonders „Daddys“ schicken „Twinks“-Anfragen, bei denen Taschengeld und Sauna-Wochenenden in einem Landhaus angeboten werden.

Jeder, der sich auf schwulen Online-Portalen rumtreibt, wird eine solche Anfrage schon bekommen haben. Die Vorliebe für weiche und junge Haut und junge Liebhaber scheint bei manchen Schwulen immer extremer zu werden, je älter sie werden. So hat man oft das Gefühl, „Twink“-Liebhaber wenden sich mit steigendem Alter an immer jüngere Männer. Ein „Twink“ ist beim Käse der noch ganz junge Gouda oder bei der Weinernte der Federweißer, der noch so furchtbar süß ist und am nächsten Tag in den Kopf steigt.

 

Die Idee ist sicherlich hilfreich, dass man sich auf Grindr selbst in eine Kategorie einordnen kann. Und dazu sei gesagt, dass man sich auch mehreren Gruppen zuordnen kann, um sich möglichst passend zu beschreiben (allerdings nur im Premium-Paket).

Die Funktion vereinfacht die gezielte Suche nach einem passenden Gegenstück, falls man nicht nach Alter, Größe oder anderen Merkmalen suchen will. Aber eine Anzahl von zwölf Kategorien wird niemals die Wirklichkeit und Vielfalt der Gay-Community abbilden können.

Es bleibt die Frage: Welche Kategorien fehlen noch? Man hat bei Grindr anscheinend eher an Fetische gedacht und nicht charakterliche Merkmale von Personen. Bisexuelle werden zum Beispiel völlig ausgespart. Beim nächsten Update der App kann sich das Unternehmen also noch einige neue „Tribes“ einfallen lassen.

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