Apropos Erotik Hörig - Liebe geht durchs Ohr
Der Volksmund weiß es schon lange: Die Ohren sind eine erogene Zone. „Bis über beide Ohren verliebt sein“ und „rote Ohren bekommen“ sind dafür Beispiele. Und es ist ja allgemein bekannt, dass das größte Sexualorgan des Menschen zwischen den Ohren steckt.
Was durch die Hörlöffel dringt, landet direkt im Bewusstsein – mit ungeahnten Folgen. Denn das Vernommene kann die Stimmung wesentlich beeinflussen.
Dies wird auch kommerziell genutzt: Telefonsex funktioniert rein über verbale und stimmliche Eindrücke. Das Liebesspiel per Mikrofon und Hörer hat schon so manchen in den siebten Himmel verfrachtet.
Auch beim direkten Kundenkontakt im Peitschenstudio geht es erst mal hoch her mit Befehlen und Erniedrigungen, bevor dann Dominus/Domina endlich den Ochsenziemer schwingt.
Beim Kennenlernen und in Beziehungen kann „Ohrotik“ frischen Wind in das Liebesspiel bringen. Dirty Talk ist das Stichwort.
Dabei kann man verschiedene Stufen unterscheiden: Der Einstieg gelingt gut bei romantischer Atmosphäre, vielleicht beim gemeinsamen Restaurantbesuch. Anerkennende Worte aus dem Mund des mehr oder weniger bekannten Partners lösen die Spannung. Wichtig ist nicht nur, was man sagt, sondern auch, wie man es sagt. Die Wissenschaft nennt es verbale und paraverbale Kommunikation.
Komplimente im Befehlston können nicht wirklich funktionieren. Auch das Timing ist wichtig. Wenn der Kellner gerade versehentlich Rotwein auf die beige Hose des Partners geschüttet hat, dann ist nicht der richtige Zeitpunkt für die Frage nach dem Herrenausstatter.
Vom netten Smalltalk kann der gewiefte Kommunikator die ohrtechnische Eroberung seines Gegenübers mit süßen Anzüglichkeiten auf eine neue Stufe heben. Wenn er merkt, dass dies auf fruchtbaren Boden fällt, dann kommt das Säuseln ins Spiel. Man nennt es auch Süßholzraspeln. Körperkontakt mit Händchenhalten ist jetzt nicht mehr ausgeschlossen.
Flüstern ins Ohr kann auch weiter helfen. Dabei ist der Kontakt von Mund zur Ohrmuschel durchaus angebracht, denn der sichtbare Teil der Lauscher ist sehr sensibel. Nicht alle mögen allerdings gleich die volle Packung mit der Zunge im Gehörgang. Leichtes Necken und Knabbern tun es auch.
Die nächste Stufe beginnt dann vielleicht in den eigenen vier Wänden: Nackte Tatsachen können auch verbal gewürdigt werden. Die Tonart kann, im wahrsten Sinne des Wortes, schärfer werden. Dirty Talk ist halt mal schmutzig: Das Prachtexemplar kann auch als „Riesenpimmel“ angesprochen werden.
Entscheidend ist hier die Authentizität, dann ist es ein wahrer Ohrenschmaus. Jeder merkt, ob so eine Würdigung ernst gemeint ist oder nicht. Komplimente im Bett sollten auch einen Bezug zur Realität haben. Wenn die Figur nicht top ist, so kann der Partner schließlich auch andere Vorzüge lobend hervorheben.
Beim Sex kann man dann so richtig die Sau rauslassen, aber nicht übertreiben: Ein Versprechen wie „ich werde es dir besorgen, wie es noch keiner getan hat!“ kann leicht nach hinten losgehen, wenn der Betroffene nicht wirklich viel im Bett zu bieten hat. Wer konkret und nachvollziehbar bleibt, hat die Nase bzw. das Ohr vorn.
Garniert wird das Ganze mit Stöhnen und Grunzen, auch hier bitte ehrlich sein, sonst klingt es sehr nach einer professionellen Veranstaltung. Wenn man erfahrenen Dirty Talkern glauben mag, dann sind animalische Vergleiche nicht besonders gefragt.
Also bleiben „Bulle“ und „Hengst“ wohl unausgesprochen. Ein zärtlich geflüstertes „Du geile Drecksau!“ ist allerdings nicht zu verachten. Zum Nachspiel schaltet man wieder ein Gang runter: Lob und Anerkennung für das gemeinsame Erlebnis sind immer besser als eine schonungslose Bewertung einer unvollkommenen Begegnung der sexuellen Art. Denn die Dinge können sich ja noch positiv entwickeln.
Nobody is perfect, und fast jeder verdient eine zweite Chance, wenn es mal nicht so dolle war. Jetzt ist auch wieder die Zeit für intime Berührungen am Außenohr und im Nacken. Bei manchen stellen sich dabei die dortigen Haare hoch, und zwar aus purer Lust. Viel Vergnügen!
Wissen zum Schluss
Sinnesorgan der Töne – das Ohr
Es besteht aus Innen-, Mittel- sowie Außenohr und hat direkte Verbindung zu bestimmten Gehirnarealen. Worte und Töne können daher auf die Befindlichkeit des Menschen direkten Einfluss nehmen. Mit dem Alter nimmt die Empfindlichkeit vor allem für hohe Töne ab. Tiefe Töne und Stimmen werden als besonders angenehm empfunden. Im Innenohr sitzt das Gleichgewichtsorgan. Die Form der Ohrmuschel ist bei jedem Menschen individuell und wird daher zur auch zur Identifizierung genutzt. Das Außenohr ist sehr sensibel, kann durch Berührungen Lust erzeugen.