Cruising im Sommer Infos, Tipps & Tricks für mehr fun
Einstmals aus einer schlichten Notwendigkeit als einzige schnelle Kontaktmöglichkeit geboren, erfreut sich das Cruising unter schwulen Männern gerade in den Sommermonaten bis heute einer besonderen Beliebtheit – die Mischung aus Abenteuer, Erotik, dem Reiz des Unbekannten und der Gefahr, entdeckt zu werden, beflügeln wohl bis heute die Fantasien vieler. Ursprünglich stammt der Begriff “Cruising“ dabei gar nicht aus der Gay-Community, sondern bezeichnete früher mehrere Schiffe, deren Wege sich auf hoher See kreuzten. In den USA fand die Bezeichnung für den schnellen Lustgewinn mit zumeist fremden Menschen zunächst unter den sogenannten leichten Damen Verwendung, bevor sich die Gay-Szene den Begriff nach und nach zu eigen machte.
In Deutschland waren während der Nachkriegszeit unter dem Paragrafen 175 (Verbot von gleichgeschlechtlichem Sex) vor allem öffentliche Parks und Toiletten (Klappen) beliebte Treffpunkte unter homosexuellen Männern. Während heute sogar Drag-Queens in amourösen Stadttouren interessierte Touristen zu der einen oder anderen Klappe führen, war bis zur Streichung des 175ers im Jahr 1994 eine öffentliche Zurschaustellung undenkbar. Warum sich heutzutage in Zeiten zahlreicher Dating-Apps das Cruising immer noch großer Beliebtheit unter Schwulen erfreut, kann nicht allumfassend beantwortet werden. Manche ältere Herren mögen dem Verbotenen in der eigenen Jugend nachfühlen, andere empfinden eine besondere Lust bei dem Gedanken, nicht zu wissen, wer schlussendlich vor einem stehen wird. Wieder andere lieben die absolute Anonymität und das Prickeln eines Abenteuers. Auch die Unvorhersehbarkeit reizt schwule Männer, gerade mi Bezug auf das digitale Dating, bei dem in der Regel alle Eckdaten bereits vorab ziemlich lustlos abgeklärt werden. Vielleicht ist es am Ende genau jene Form des Nichtkontrollierbaren, das in einer scheinbar durch Algorithmen durchgetakteten Welt für ein Gefühl von Freiheit sorgen kann.
Verboten ist das Cruising übrigens auch in Deutschland grundsätzlich noch immer, auch wenn die meisten Polizeibehörden gerade in den Großstädten ein Auge zudrücken. Sobald sich aber andere Menschen gestört fühlen, greift Paragraf 183a des Strafgesetzbuches (Erregung öffentlichen Ärgernisses) und es drohen Geld- und Haftstrafen bis zu einem Jahr, vor allem dann, wenn Kinder den öffentlichen Sex mitbekommen haben. Ein wichtiger erster Tipp für das Cruising wäre also, vorab abzuklären, dass keine Schule oder Jugendreinrichtung in der unmittelbaren Nähe sind. Im Urlaub ist besondere Vorsicht geboten, denn je nach Land wird Cruising mit weitaus dramatischeren Strafen belegt.
Ein anderer wichtiger Punkt ist das Thema Sicherheit: Die Gewalt gegenüber Homosexuellen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen – immer wieder kommt es auch vor, dass sich heterosexuelle junge Männer zusammenschließen, um an beliebten Cruising-Treffpunkten “Jagd“ auf Schwule zu machen. Es ist daher durchaus vernünftig, ebenso zuvor abzuklären, wie sicher der jeweilige Ort ist, wie schnell man im Bedarfsfall wieder wegkommt und was online über den Hotspot geschrieben wird. Wer nicht alleine sondern mit Freunden oder dem Partner ein schnelles Sexabenteuer sucht, ist natürlich sicherer unterwegs. Die wichtigste Faustregel sollte dabei lauten: Wenn das eigene Bauchgefühl Alarm schlägt, sollte man darauf hören. Übrigens: Nicht nur gewalttätige Männer sondern auch Diebe sind gerne an Cruising-Orten unterwegs. Bei aller Leidenschaft sollte man seine Wertgegenstände also stets griffbereit im Blick haben beziehungsweise sowieso nur das Nötigste mitführen. Auch das Thema Gesundheit sollte gerade in diesem Sommer mit Blick auf die Affenpocken ein Aspekt sein, den man bedenken sollte. Grundsätzlich liegt es in der Natur der Sache, dass sich selbst nach Rückfrage nichts über den Gesundheitszustand des Gegenübers sagen lassen kann. Auch hier sollten aber das Bauchgefühl und ein kritischer Blick nicht gänzlich abhandenkommen. Einige Geschlechtskrankheiten (STI) wie auch die Affenpocken (MPX) können durch Hautausschläge erkennbar sein – fällt einem etwas unangenehm auf, Finger weg! Grundsätzlich bleibt aber je nach Sexualpraktik ein erhöhtes Risiko bestehen, sich mit einer STI oder MPX anstecken zu können, nicht jedes Krankheitsbild läuft symptomatisch ab und viele Infektionen sind durch äußere Merkmale gar nicht zu erkennen.
So sehr das Cruising grundsätzlich auch von Spontanität lebt, können trotzdem gewisse Vorkehrungen getroffen werden. In vielen Fällen beschränkt sich der Spaß vor Ort auf Oralsex, wer allerdings auf der Suche nach Analsex ist, sollte gegebenenfalls Gleitgel und Kondome mitführen. In puncto Drogen sollte zudem die klare Regel gelten, dass man keine unbekannten Substanzen vor Ort konsumiert. Die Gefahr, mitten im Wald beispielsweise durch eine Überdosis K.-o.-Tropfen in Lebensgefahr zu geraten oder schlicht nicht mehr Herr seiner eigenen Sinne zu sein, ist viel zu groß. Abschließend noch ein Tipp für alle Natur-Freunde: Ein Blick in die direkte Umgebung vor Ort ist sinnvoll, damit man keine unliebsamen Überraschungen erlebt – es ist beispielsweise nicht einmal für S/M-Genießer eine Freude, wenn der Penis versehentlich Kontakt mit Brennnesseln oder stacheligen Sträuchern hat.