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Apropos Leben // © Viktor_Gladkov

Apropos Leben Gefühltes Tagebuch: Der lange Mut

rb - 07.09.2021 - 09:00 Uhr
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Unser Alien ist die Ruhe selbst: „Wer, so wie ich, viele Lichtjahre durch das All gereist ist, der kann die Zeitspannen auf der Erde gut verkraften. Die Menschen wissen um ihre Endlichkeit, deshalb sind sie auch manchmal sehr ungeduldig. Dabei liegt doch in der Ruhe die Kraft...“

Langmut ist ein altes Wort. Manche kennen es gar nicht mehr. Es beschreibt die Fähigkeit, über eine längere Zeit ein mutiges Verhalten an den Tag zu legen. Man kann es auch Geduld nennen. Geduldig ist für manche gleichbedeutend mit Erdulden. Da ist was dran. Und Erdulden ist ein passiver Vorgang, der mit Inaktivität in Verbindung steht. Doch ganz so einfach ist es wiederum nicht. Denn Geduld kann sehr wohl auch aktiv sein, indem man seine Ziele verfolgt, mit unverbrüchlicher Ausdauer. In Vorstellungsgesprächen wird manchmal kokett darauf hingewiesen, dass der größte Fehler des Arbeitsuchenden Ungeduld sei. Fast wie ein Reflex kommt die Antwort: „Nein, nein, aber das ist doch keine schlechte Eigenschaft“. Der Arbeitssuchende hat vermeintlich elegant darauf hingewiesen, dass er ergebnisorientiert ist, und dabei Zeit auch Geld ist. Das gefällt manchen, die auf Effizienz und Strebsamkeit bei den Bewerbern achten müssen.

Geduld bringt Rosen, so sagt man. Denn Rosen sind einerseits sehr attraktive Blumen, die andererseits auch viel Hege und Pflege benötigen, damit sie ihre volle Pracht entfalten können. Gartenarbeit ist ja für manche fast schon eine meditative Tätigkeit, die als Ausgleich dient für den Stress in Beruf und Alltag. Geduld ist allerdings auch in fast allen beruflichen Situationen von großer Bedeutung. Nicht nur Uhrmacher und Hirnchirurgen müssen sich die Zeit nehmen, die von Nöten ist, um erfolgreich zu sein. Wer überstürzt und hastig seine Arbeit verrichtet, der wird suboptimale Ergebnisse erhalten. Sicher, der frühe Vogel fängt den Wurm. Aber das betrifft die reine Aktion, welche besser abläuft, wenn sie gut vorbereitet ist. Und hier ist durchaus Geduld gefragt. Manche Menschen haben durch Erziehung und auch Temperament die Neigung, mit allem bloß schnell fertig zu werden, egal wie es ausgeht. Und andere wiederum wollen alles perfekt machen. Die Letzteren haben zwar mehr Geduld, als die zuvor Genannten. Allerdings wird hier oft Zeit verschwendet, wenn doch ein gutes Ergebnis schon ausreichen würde, und die letzten Meter zum Super-Ergebnis unverhältnismäßig viele Ressourcen verbrauchen. Optimale Ergebnisse entstehen aus einem optimalen Verhältnis von Aufwand und Nutzen.

Man kann aus Religion und Philosophie interessante Anregungen zum Thema Geduld übernehmen. Gelassenheit, Achtsamkeit für den Moment, Seelenruhe und Gleichmut sind hier wichtige Elemente. In der griechischen Stoa waren Genügsamkeit und moralische Unerschütterlichkeit zentrale Säulen des Glücks auf Erden. Im Zen-Buddhismus sind mentale Fokussierung und das Einswerden von Körper und Seele Wege zur Erleuchtung. Diese Prozesse sind lebenslange Aufgaben und erfordern damit sehr viel Geduld. Wer diesen Weg beschreitet, kann auch vielfach belohnt werden. Der große Konfuzius soll einmal gesagt haben: „ Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern.“. Geduld kann man üben und trainieren wie einen Muskel. In unseren schnelllebigen Zeit, in der kaum noch Muße für Reflexion und Selbstfindung erübrigt wird, ist Langmut sicher ein gesundes Instrument, um innere Stabilität zu erreichen – im eigenen Lebensbereich und auch im großen Zusammenhang unserer jetzigen Krise. Denn Krisen eröffnen bekanntlich auch Chancen für die Zukunft durch den unvermeidlichen Wandel.

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