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Manieren studieren // © Art-Of-Photo
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Apropo Leben Gefühltes Tagebuch: Manieren studieren

rb - 03.08.2019 - 07:00 Uhr

Höflichkeit und Manieren: Braucht man das eigentlich noch? Gibt es dafür nicht eine App? Spaß beiseite. Ich denke, da hat sich was geändert. Die kleinen Worte und Gesten des gegenseitigen Respekts sind ein bisschen aus der Mode gekommen. Ich habe viel Gelegenheit, dies zu beobachten. Im öffentlichen Nahverkehr, beim Einkaufen, auf der Straße. Beispiel Bus & Bahn: Einige Leute blockieren die Sitzbank, indem sie sich nach außen setzen oder die Tasche neben sich auf dem Sitzplatz abstellen. Dies ist gewiss keine Einladung. Sondern eher das Gegenteil. Wenn man höflich fragt, ob hier noch frei, dann wird mürrisch der Platz frei gemacht. Aber nicht immer. Ist das schon passiv-aggressives Verhalten? Oder Egoismus? Höflichkeit ist meiner Ansicht nach eine Art Konvention unter Menschen, die das Zusammenleben organisiert und auch leichter gestaltet. Denn die Rücksichtnahme, die sich darin äußert, zeigt soziales Bewusstsein. Es ist quasi ein Vertrag zur Koexistenz. Wird dieser Vertrag jetzt in Frage gestellt oder sogar aufgekündigt?

Wenn wir zusammenrücken müssen, aus welchen Gründen auch immer, dann bedeutet das auch Verzicht. Dazu ist nicht jeder bereit. Und wenn man beobachtet, dass es Menschen gibt, die sich über die Konventionen des sozialen Zusammenlebens einfach hinweg setzen, dann macht das Schule: „Wenn die das können, warum soll ich dann noch Rücksicht nehmen?“ Vielleicht drückt sich eine generelle Ablehnung der Lebenssituation in diesem Verhalten aus. Nach dem Motto: “Jeder denkt an sich, nur ich denk an mich!“. Vielleicht auch Angst vor Kommunikation mit fremden Menschen, die man vermeidet, indem man gar nicht mehr reagiert. Dann kann ja auch nichts Schlimmes passieren. Interessanterweise haben Benimm-Kurse einen großen Zulauf. Dort lernt man zum Beispiel, welche Gabel und welches Messer zu welchen Speisen benutzt werden sollten. Das sind auch Konventionen, die allerdings mehr die Zugehörigkeit zu einer sozialen Klasse nach außen vermitteln sollen und nicht unbedingt eine innere Überzeugung spiegeln. Wer formvollendet mit Besteck umgehen kann und sich im Supermarkt an der Kasse vordrängelt, ist gewiss kein Vorbild in Sachen Benehmen. Oder ist das Ganze möglicherweise eine Generationenfrage? Sind Höflichkeitsfloskeln unter Umständen einfach nur alte Zöpfe, die man getrost abschneiden kann? Denn wenn ich das nicht wirklich meine, was ich sage und tue, warum soll ich es dann sagen oder tun? Vielleicht ist also das Abschaffen von bislang als „gut“ erachteten Umgangsformen eine Art Befreiung? Man will sich nicht verbiegen und bei der Wahrheit bleiben. Und schließlich kommt das Wort „Höflichkeit“ vom höfischen Leben, und das haben wir ja wohl lange hinter uns.

Um auf den Begriff „passiv-aggressiv“ zurück zu kommen: Darin äußert sich nach Stand der Wissenschaft eine gewisse Inkompetenz im Umgang mit den eigenen Aggressionen, die grenzwertig nach außen getragen wird. Man geht also an die Grenzen dessen, was man noch für sozial verträglich hält, allerdings zeigt man der Umwelt auch, welch negatives Bild man von ihr hat. Man ist nicht wirklich angreifbar, allerdings erzeugt das Verhalten Aggressionen beim Mitmenschen. Dies kann erwünscht sein, oder mindestens billigend in Kauf genommen werden. Dieses Verhalten kann auch als Ausdruck von einem geringen Selbstwertgefühl gedeutet werden. Komplizierte Materie, die auch gesellschaftliche Fragen aufwirft. Neid, Missgunst und Arroganz sind oft Symptome einer sozialen Inkongruenz, die politische Ursachen haben kann. Und doch: Wer sich an am schlechten Benehmen mancher Zeitgenossen stört, sollte natürlich das eigene Verhalten erst mal hinterfragen und mit gutem Vorbild voran gehen – auch, wenn es manchmal schwer fällt.

Umgangsformen

Der Begriff ist zunächst einmal neutral, denn Umgangsformen sind abhängig von Kultur, Lebensraum und sozialer Klasse. Allerdings drückt sich darin auch eine bewusste Gruppenzugehörigkeit aus. Umgangsformen sind außerdem situationsabhängig. Man passt sein Verhalten den Umständen an. Durch Erziehung und Gruppendynamik werden Umgangsformen geprägt. Im Verlaufe des Lebens können sich diese auch ändern. Umgangsformen haben sich im Verlaufe der kulturellen Entwicklung der Menschheit geändert und sind auch Ausdruck von gesellschaftlicher Emanzipation.

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