Mörderjagd mit Merkel Christoph Marti und Tobias Bonn in Hamburg
Die Geschwister Pfister haben sich längst ihren festen Platz im Herzen der Community erobert. Die zwei Herren des Comedy-Trios, Christoph Marti und Tobias Bonn, sind jetzt in der Krimikomödie „Miss Merkel – Mord in der Uckermark“ nach dem Roman von David Safier zu sehen. Darin geht die Ex-Kanzlerin mit ihrem Gatten auf Mörderjagd.
Lieber Christoph, lieber Tobias, was hat euch an dem Projekt gereizt?
Christoph: Wir waren mit dem Intendanten Martin Woelffer zusammen eigentlich auf der Suche nach einem Miss Marple Stück, quasi als Nachfolge von „Mord im Orientexpress“, mit welchem die Komödie mit 160 Vorstellungen einen großen Erfolg verbuchen konnte. Mitten in diese Suche wurde dem Theater dann „Miss Merkel“ angeboten. Wir dachten alle sofort, dass das passt.
Ihr verkörpert Angela Merkel und ihren Gatten Joachim Sauer. Wie schwer war es für euch, in diese Rollen hineinzufinden? Und verfolgt euch die berühmte Raute inzwischen in euren (Alb)träumen?
Tobias: Allseits bekannte Vorbilder sind meist eine dankbare Vorlage am Theater. Aber natürlich geht es nicht um eine Parodie; das wäre nicht abendfüllend. Man muss sich die Figuren dann schon zu eigen machen. Was die Raute betrifft: die kommt im Stück selbstverständlich vor. Privat aber nicht. Wir können schon noch Theaterwelt und reales Leben auseinanderhalten.
Wie gut eignet sich die Ex-Kanzlerin als Mittelpunkt einer Komödie? Oder braucht es gerade in dieser Weltenlage diesen Humor?
Christoph: Frau Merkel eignet sich meines Erachtens ganz ausgezeichnet als Mittelpunkt einer Komödie. Wobei Miss Merkel für mich in erster Linie ein Miss Marple Stück ist – nur, dass es sich bei der ermittelnden Hauptperson in diesem Fall um die ehemalige Bundeskanzlerin handelt. Warum auch nicht? Ich gönne es Angela Merkel auf jeden Fall sehr, dass sie in ihrem Ruhestand nun erfolgreich Kriminalfälle lösen und Heldin sein darf.
Tobias: Fast jede Art von Humor kann derzeit nur helfen, mit der Weltlage klarzukommen. Wenn man sich die momentan agierenden Regierenden anschaut, wünscht man sich ja fast Frau Merkel zurück ins Kanzleramt. Aber wir wollen nichts verklären oder romantisieren: Als in der uckermärkischen Provinz ermittelnde Hobbykommissarin gefällt mir Miss Merkel eigentlich am besten.
Ihr habt auch an der Regiefassung mitgearbeitet. Wie nähert man sich einer solchen Geschichte an?
Tobias: Einen Krimi muss man auf der Bühne anders erzählen als im Roman oder im Film. Uns war zum einen wichtig, dass der Abend ein gutes komödiantisches Tempo bekommt und die Szenen nahtlos und ohne komplizierte Umbauten ineinander übergehen, und zum anderen wollten wir unbedingt Musik mit reinnehmen. Deshalb haben wir ja Thomas Pigor ins Boot geholt, der uns 14 kurze, knackige, lustige, böse, satirische Songs geschrieben hat. Die kommentieren das Geschehen und die Figuren oft kabarettistisch oder erzählen die Handlung im Lied weiter, sodass wir bei den Spielszenen entsprechend kürzen konnten.
Christoph, Du hast im „Orientexpress“ noch die Rolle einer mondänen Amerikanerin gespielt. Könntest Du dir auch Frau Merkel mondän vorstellen?
Christoph: Bei Merkel mondän fällt mir sofort das Bild von ihr ein, wie sie in dem tiefdekolletierten petrolfarbenen Abendkleid in Bayreuth erschienen ist. Das hat mir enorm gefallen, ich fand das richtig schön und außerdem sehr passend zu Wagner. Im uckermärkischen Ruhestand sieht die Sache natürlich ein wenig anders aus, da sind die Blazer quasi gesetzt. Der Clou ist für mich aber der Körper, den mir die Kostümbildnerin Sandra Klaus geschneidert hat. Er besteht aus mehreren Teilen, ist extrem durchdacht und verändert komplett, wie ich mich bewege und meinen Körper wahrnehme. Das kann man sich als Darsteller nur wünschen. Außerdem macht so eine radikale Verwandlung auch einfach enorm Spaß.
Tobias, du hast im „Orientexpress“ als selbstbewusster Eisenbahn-Chef beeindruckt und wirst jetzt zum eher stillen Gatten. Was hast du über Joachim Sauer Neues erfahren?
Tobias: Über Joachim Sauer weiß man ja nur wenig. Der wollte nie im Rampenlicht stehen und hat das meistens auch erfolgreich vermieden. Das gibt mir entsprechend viel Freiraum bei der Rollengestaltung und ist ein reizvolles Konfliktmoment mit Gattin Angela, die ja in diesem Stück alles andere als ein ruhiges Rentnerinnendasein führt. Im Song „Ich war der Mann im Damenprogramm“ kann ich davon ein Lied singen.
Welches Promi-Paar würdet ihr denn noch gerne verkörpern?
Tobias: Es gab mal eine Idee zu einem Musical/Grusical über Nancy und Ronald Regan. Aber auch Helmut und Hannelore Kohl wären reizvolle Figuren.
Christoph: Die Idee mit Nancy und Ronald Reagan finde ich sehr attraktiv. Diese Verbindung von Glamour und Macht, das hat tatsächlich etwas extrem Gruseliges und darüber hinaus einen hohen Campfaktor. Bei Helmut und Hannelore Kohl sieht die Sache etwas anders aus. Hannelore Kohl, die Frau an seiner Seite, das ist eine tieftraurige Geschichte, eigentlich eher Stoff für eine Oper als für ein Musical. Auf jeden Fall eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.
Vielen Dank euch zwei und Toi Toi Toi!
Miss Merkel - Mord in der Uckermark
7. November bis 7. Dezember 2025
Mehr unter: www.komoedie-hamburg.de