Essstörungen bei Heartstopper Raus aus der Tabu-Zone, gerade bei homosexuellen Jungs – so Serienschöpferin Oseman
Während die dritte Staffel von „Heartstopper“ über die Liebe zwischen zwei britischen Schuljungs gerade neue Zuschauerrekorde auf Netflix bricht, hat sich nun Schöpferin und Autorin Alice Oseman (29) zu Wort gemeldet und nimmt Stellung zu den Debatten rund um die thematisierten Essstörungen der Hauptperson Charlie.
Zentrales Thema Essstörungen
Sowohl in den Grapic Novels wie jetzt auch in der Serie wird ausführlich über die teils lebensbedrohlichen Essstörungen erzählt – neben viel Lob gab es mancherorts auch Kritik deswegen. Fans sind davon überzeugt, dass das Thema ein zentraler Aspekt ist, Kritiker befürchten, es könne dadurch „Werbung“ für dieses Verhalten innerhalb der LGBTI*-Community gemacht werden.
In der dritten Staffel traut sich Charlie, dargestellt von Joe Locke, endlich, über seine Krankheit mit seinem Freund und seinen Eltern zu sprechen und bekommt therapeutische Hilfe in einer stationären Einrichtung.
Was muss gezeigt werden, was nicht?
Oseman betonte jetzt zur Thematisierung gegenüber dem Magazin Elle, dass sie das richtige Gleichgewicht finden wollte, damit sich die Dinge realistisch anfühlen, ohne dass die Darstellung der Essstörung zu sehr ins Unnötige abdriftet. „Es gibt eine Linie dazwischen, die ich versucht habe zu finden. Ich bin einfach an die Geschichte herangegangen und habe überlegt, was muss ich zeigen? Was sollte ich nicht zeigen? Was sollte ich dem Publikum stattdessen erzählen und es nicht sehen lassen?“
Wie wichtig der Autorin die richtige Herangehensweise war, zeigt auch die Tatsache, dass sie sich vorab mit der britischen Organisation Beat beraten hat, die sich um junge Menschen mit Essstörungen kümmert. „Sie gaben uns Rückmeldung darüber, welche Teile der Geschichte gut waren und welche wir vielleicht ein wenig abändern müssen, weil sie vielleicht schädlich sind oder die Erfahrung in irgendeiner Weise falsch darstellen.“
Hoffnung für junge LGBTI*-Menschen
Oseman betont überdies, dass es vielerorts noch immer ein Tabu ist, gerade auch innerhalb der schwulen Community, über Essstörungen bei homosexuellen Jugendlichen und jungen Männern zu sprechen. „Im Fernsehen oder in Filmen ist davon nicht so viel zu sehen. Essstörungen werden immer noch als eine primär weibliche Geisteskrankheit angesehen, was natürlich überhaupt nicht stimmt. Charlie repräsentiert hoffentlich ein bisschen die vielen jungen queeren Männer da draußen, die Essstörungen haben und jeden Tag damit kämpfen müssen.“
Schlussendlich will die Autorin und Zeichnerin gerade auch jungen Homosexuellen und queeren Menschen Hoffnung machen: „Egal, wie düster die Dinge in deinem Leben sind, egal, mit welchen schwierigen Situationen du zu tun hast, was auch immer es sein mag, es wird immer Hoffnung geben, und es gibt immer Freude und Freundschaft, die man finden kann. Man kann sich immer aus diesen dunklen Situationen befreien. Am Ende wird alles wieder gut – darum geht es in Heartstopper.“