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Omer Idrissa Ouedraogo
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Omer Idrissa Ouedraogo Ich will neue Schwerpunkte setzen

ms - 25.02.2024 - 17:00 Uhr

Omer Idrissa Ouedraogo ist seit 2024 der neue Geschäftsführer der Hamburger Aidshilfe (AHH). Er will neue Schwerpunkte setzen, gerade auch wenn es um Schwarze sowie POC-LGBTI*-Menschen in der Hansestadt geht, die sich bis heute mit besonderen Problemen konfrontiert sehen.

Wir gratulieren zum neuen Chefposten! Erzähl uns doch bitte ein wenig von deinem Lebensweg dahin.

Ich habe meinen Magister in Psychologie in Burkina Faso erlangt und den M.A. Soziale Arbeit in Hamburg. 2007 kam ich nach Deutschland und lernte die Aidshilfe Hamburg als Praktikant kennen. Seitdem arbeitete ich bei verschiedenen Aidshilfen in Deutschland. Angestellt leitete ich das Konzept der Gesundheitsbotschafter*innen, welches uns ermöglichte, das Café Afrika der AHH zu gründen. Als Sozialpädagoge war ich zuständig für die Schulung von Multiplikator*innen aus den Migrant*innen-Communitys. 2013 verließ ich die AHH und bis Oktober 2021 war ich Teil des bundesgeförderten Beratungsprogramms JMD der AWO Hamburg. Als Berater begleitete ich junge Menschen mit Migrationsbiografien in deren Integrationsprozessen. 2021 bis Ende 2023 konnte ich als DAH-Fachreferent für Migration der Deutschen Aidshilfe (DAH) und als Teamleitung für die Bereiche Migration, Sexarbeit, Drogen und Haft vielfältige Erfahrungen sammeln.

Schwerpunkte Deiner Arbeit sind Themen wie Antidiskriminierung und Antirassismus. Gibt es hier bereits konkrete Pläne?

Als Bürgerrechtsorganisation ist es uns ein Herzensanliegen, rassistische Diskriminierung und HIV-Stigma zu bekämpfen. Für viele Menschen mit Rassismus-Erfahrung ist der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Deutschland eingeschränkt oder nicht vorhanden. Es geht für mich und meine Kolleg*innen darum, das Thema gemeinsam anzupacken und Maßnahmen wie Fortbildungen, Schulungen, Infostände oder auch Sensibilisierungskampagnen zu entwickeln. Dies setzt die Formulierung von konkreten Zielen für die Anti-Rassismusarbeit in der Aidshilfe Hamburg und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, Initiativen und Vereinen voraus. Sicherlich geht das leider nicht ohne finanzielle Ressourcen und Spenden, damit eine dauerhafte Förderung der Aidshilfe Hamburg gewährsleistet wird. Was ich im Vorfeld sagen kann, wird die Aidshilfe im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus aktiv mitmachen, unter anderem durch Social-Media-Kanäle oder auch der Durchführung von Veranstaltungen.

Gerade mit Blick auf die schwarze sowie POC-LGBTI*-Community, welche Aspekte werden vielleicht hier bis heute zu wenig beachtet?

In den letzten Jahren wurden in Deutschland Fortschritte in Bezug auf die rechtliche Anerkennung und Gleichstellung von LGBTQI* gemacht. Jedoch sind Schwarze und/oder POC-LGBTQI* in Deutschland weiterhin mit verschiedenen Formen der Diskriminierung und Marginalisierungserfahrungen konfrontiert. Ich glaube, dass die schwarze und/oder POC-LGBTQI*-Community zu wenig sichtbar in Hamburg beziehungsweise in Deutschland ist. Die Bedürfnisse der schwarzen und/oder POC-LGBTI*-Community müssen erforscht und unterstützt werden. Eine Empowerment-Arbeit und Awareness gegen Rassismus sind hierbei zum Beispiel unumgänglich. Man kann viel von dieser Community lernen, indem wir Diversität und intersektionale Arbeit als Chancen und Ressourcen in den verschiedenen Einrichtungen betrachten und umsetzen. Die Politik sollte sich mit der Besonderheit dieser Zielgruppe auseinandersetzen. Finanzielle Ressourcen, geschützte Räume und neue Strukturen sollten für die schwarze und/oder POC-LGBTQI*-Community gefördert werden.

Du hast in den letzten Jahren als Leiter von interkulturellen Jugendbegegnungen immer wieder mit jungen LGBTI*-Menschen zusammengearbeitet, die Migrations- und Fluchterfahrung haben. Welche Probleme sind Dir hier als besonders wichtig im Gedächtnis geblieben?

Die Zielgruppe von jungen Menschen mit Migrationserfahrung beschäftigen sich mit einer Vielzahl von Themen. Als Herausforderungen in Verbindung mit dem Thema LGBTIQ* kann ich unter anderen die rassistische Diskriminierung, das Coming-Out, die religiösen und kulturellen Konflikte nennen. Es fehlt der Zugang zu Ressourcen und Hilfe wie sichere Räume und spezifische Ressourcen. Die fehlende Sichtbarkeit und Anerkennung der Identitäten und Geschichten von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte stellt auch eine Herausforderung dar. Die Aidshilfe Hamburg steht mit ihrer professionellen Youthwork-Arbeit zum Glück für junge Menschen zur Verfügung, insbesondere im Bereich der sexuellen Bildung und Prävention.

Migration ist Dir ein Herzensanliegen. Mit Blick auf Präventionsmaßnahmen ist Dir der Bereich Gesundheit besonders wichtig. Wie könnten hier die nächsten Schritte aussehen?

Als Mensch mit Migrationsbiografie ist es mir wichtig, den Zugang zum Gesundheitssystem bei Migrant*innen zu unterstützen beziehungsweise zu erleichtern; denn es gibt Versorgungslücken im Gesundheitssystem in Hamburg und Deutschland, die geschlossen werden müssen. Einige Menschen mit Migrationsbiografie haben keinen Zugang zu speziell gesundheitlicher Versorgung insbesondere Menschen ohne Krankenversicherung und ohne gültige Aufenthaltspapiere. Es geht darum, Chancengleichheit für die Zielgruppe der Migrant*innen zu gewährleisten. Weil Gesundheit kein Privileg ist, sondern ein Menschenrecht, dies definiert auch die WHO so. Die Aidshilfe Hamburg hat schon Erfahrungen gesammelt, insbesondere mit dem partizipativen Einsatz der Gesundheitsbotschafter*innen (HIV-Präventionist*innen). Aus den Erfahrungen werden wir sicherlich das Angebot für Migrationsarbeit ausbauen, insbesondere mit Themen wie Antirassismus und Antiziganismus. Angesichts der aktuellen Lage in Deutschland, ist es wichtig, dass wir für Diversität und Toleranz aufstehen und gemeinsam gegen rassistische Diskriminierung, Hass, Gewalt und Rechtsextreme.

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