AIDS-Hilfe Hamburg Neue Kampagne auf dem CSD
Der Einsatz unserer Ehrenamtlichen ist mit Geld gar nicht aufzuwiegen.
1981. Das Lied „Dance Little Bird“ von der Band Electronica’s dominiert die deutschen Charts, Christiane F. und „Das Boot“ die Kinolandschaft, während James Bond auf tödlicher Mission ist. Ronald Reagan wird vereinigt und setzt es sich als Ziel, den Rüstungswettlauf gegen den Warschauer Pakt zu gewinnen. Größen wie Britney Spears, Justin Timberlake und Beyoncé erblicken das Licht der Welt und ein weltveränderndes Syndrom wird entdeckt: Akquiriertes Immun-Defizienz-Syndrom besser bekannt als AIDS.
Die Jahre vergehen, Wissenschaftler und Ärzte sind sich uneinig und Angst macht sich in der Bevölkerung breit. 1984 wird dann die AIDS-HILFE Hamburg gegründet. In den nächsten drei Jahrzenten engagierte sich der Verein in Sachen Aufklärung und Beratung. Es entstanden Einrichtungen wie die Drogenhilfe, Anlaufstellen für Prävention und Beratung wie Hein und Fiete und Schoolworker. Zudem wurde die Regenbogenkantine eröffnet, ein schwules Antigewaltprojekt auf die Beine gestellt. Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg und überregionalen Projekten werden realisiert. Das ist nur ein kleiner Abriss der Aktivitäten der Bürgerbewegung.
Dieses Jahr zum 35. Geburtstag hat der Selbsthilfeverband eine neue Kampagne im Gepäck. Pünktlich zur Pride Week Hamburg geht sie an den Start. Ziel ist es weitere Unterstützer*innen zu gewinnen. Der Slogan des Ganzen lautet: „Make up someone‘s life – Werde Teilzeitaktivistin*in“ Mit der Drag-Queen Magnifick bekommt die Aktion ein Gesicht, welches vom Fotografen Udo Mölzer extra dafür in Szene gesetzt wurde. Wie das aussah, sieht man im Video unter diesem Artikel. Das Ergebnis gibt es dann in Form von Postern, Bannern und Postkarten zu sehen.
Was bedeutet das genau Teilzeitaktivist*in?
LGBTI*, hetero, alt oder jung ganz egal, auch die entbehrliche Zeit ist sehr flexibel. Ob Helfer einmal die Woche Zeit haben oder nur einmal im Jahr, jede Unterstützung ist gerne gesehen. Hannes und Julia sind junge Teilzeitaktivisten bei der AIDS-Hilfe Hamburg. Sie engagieren sich aus Gründen wie Studium, den interessanten Austausch mit den verschiedensten Menschen und um Stigmatisierung und Gesundheitsmythen den Kampf anzusagen. „Es gefällt mir sehr, wenn ich ein gutes Beratungsgespräch geführt habe und an den Reaktion des Klienten oder der Klientin merke, dass Ängste abgebaut wurden, berichtet Hannes. Er arbeitet im Schnitt alle zwei Wochen für die AIDS-Hilfe und bleibt flexibel wenn sein Studium mal zu stressig wird. Julia ist fünf bis sechs Mal im Jahr tätig, meist bei Events und Aktion, beim Kuchenverkauf oder Informationsständen: „Egal welche Aufgabe man erfüllt, es macht immer sau viel Spaß.“, erzählt die Teilzeitaktivistin mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Anhand des kommenden CSDs kann Kai Köser, Bürgerengagement und Fundraising bei der AIDS-Hilfe Hamburg, Beispiele für die Aufgaben der Teilzeitaktivisten*in geben:
„Das Regenbogencafé ist ein beliebter Treffpunkt auf dem CSD Straßenfest. Dort verkaufen unseren Ehrenamtlichen Kaffee und Kuchen zugunsten der AIDS-Hilfe. Dutzende Ehrenamtliche backen die Kuchen für uns, und spielen Kurier für die Produkte, die z.B. vom Hotel Reichshof oder der Biokonditorei Eichel gespendet werden. Mit dem Erlös sichern wir unsere Arbeit. Während der drei Tage läuft traditionell unsere große CSD-Tombola mit weit über 1000 Gewinnen. Lose werden jeden Tag durch ehrenamtliche Teams verkauft, im Gepäck haben diese natürlich auch immer Gummis und Infomaterial. Damit machen sie weit mehr als Loseverkaufen. Die Freiwilligen stellen einen ersten niederschwelligen Kontakt mit der AIDS-Hilfe her und verbreiten Präventionsbotschaften. Einige reisen für den CSD von außerhalb an und dies ist ihr einziger Einsatz im Jahr für uns. Sicherlich auch, weil es ein perfekter Flirteinstieg ist. Die Losverkäufer arbeiten immer in Zweier-Teams und werden gestaffelt auf die Menge losgelassen. Wichtig: hier darf jedes Team aufhören, wann es will (Müde, kaputt, zu viele Angetrunkene). Erfolgsquoten gibt es nicht, es soll den Freiwilligen vor allem auch Spaß machen!
Die Präventionsarbeit stellen wir aktuell durch Unterstützung des „Ich weiss was ich tu“-Jungs von der Deutschen Aidshilfe sicher. Zukünftig soll dies aber durch unser Vor-Ort Team ergänzt werden, dass sich gerade neu zusammen gestellt hat. Der harte Kern plant gerade verschiedene Aktionen und Einsätze, auf dem Schlagermove beispielsweise, sicher auch auf dem CSD und an vielen weiteren Orten. Ihre ersten Einsatz hatte die Truppe auf dem Toms Geburtstag – in rein männlicher Besetzung. Grundsätzlich ist aber auch in diesem Team jede*r willkommen. Das Vor-Ort Team soll kontinuierlich das ganze Jahr arbeiten und hier brauchen wir dringend Unterstützung. Unser Vor-Ort Team soll gezielt auch Orte und Events außerhalb der Szene abdecken.“
SCHWULISSIMO wünscht einen erfolgreichen Kampagnen-Start und einen schönen 35. Geburtstag auf dem CSD mit all den hilfsbereiten Teilzeitaktivisten.