Eindimensionale Diversität ZDF-Krimi mit Michael Klammer als schwuler Kommissar
Am Montag zur besten Sendezeit lief der ZDF-Krimi „Unbestechlich“. In der Hauptrolle spielt Michael Klammer einen schwulen Polizisten, der gegen ein korruptes Kollegium ermittelt. Der Film könnte der Pilotfilm einer ganzen Serie sein. „Bitte nicht (so)“, sagt nicht nur die Frankfurter Allgemeine – denn der Film ist voller klischeehafter Figuren und hölzerner Dialoge.
Über „Unbestechlich“
Im Betäubungsmitteldezernat in Düsseldorf verschwinden nach Drogeneinsätzen seit einiger Zeit Geld und Rauschmittel. Alle drei korrupten Polizeikräfte haben das Geld schon fest für private Zwecke verplant, doch die Scheine sind nummeriert und somit unbrauchbar. Damit das Vorhaben gelingen kann, brauchen sie die Hilfe ihres jüngeren Kollegen Timo Viatov (Anton Tubtsov), den sie verächtlich „Sputnik“ nennen. Was sie nicht wissen: Viatov arbeitet gleichzeitig mit Joseph Kanjaa (Michael Klammer) und Clarissa Jakobs (Samia Chancrin) zusammen, die in der Angelegenheit die internen Ermittlungen leiten.
„Schwule haben Stil“
Kanjaa ist offen schwul. Er arbeitet rein aus Überzeugung für die Polizei, denn eigentlich ist er „finanziell unabhängig“. Das stellt er gleich unter Beweis, indem er das ziemlich heruntergekommene neue Büro von einem befreundeten Innendekorateur auf eigene Kosten renovieren und umgestalten lässt. Neben einer Wohlfühlatmosphäre am Arbeitsplatz sind Kanjaa gutes Essen und stilvolle Kleidung wichtig. Außerdem fährt er einen schicken Ford Mustang – schließlich haben laut ihm alle Schwulen Geschmack.
Dialoge statt Action
Regie führte Christiane Balthasar („Kommissarin Heller“). Ursprünglich waren wohl die Krimi-Autoren Holger Karsten Schmidt und Niels Holle („Harter Brocken“) als Drehbuchschreiber angekündigt. Doch im Vorspann des fertigen Films stehen nur noch Pseudonyme.
Das Drehbuch setzt maßgeblich auf Dialoge, die leider keine rechte Spannung aufbauen wollen. Grund dafür ist vielleicht auch, dass von Anfang an klar ist, wer hier die Guten und wer die Bösen sind. Überraschende Wendungen suchen Zuschauende hier genauso vergebens wie abwechslungsreiche Kulissen. Leider überzeugen auch viele der Schauspielenden nicht.
Diversity statt Spannung?
Statt einer guten Geschichte scheint es der Redaktion hinter dem Drehbuch außerdem maßgeblich um die Repräsentation möglichst vieler Gruppen zu gehen. Dabei griff man jedoch zu kurz: Statt interessanter Charaktere mit glaubhaften Problemen und Bedürfnissen, die echten Menschen nachempfunden sind, trifft man hier auf eindimensionale Klischees. Ähnlich sieht es mit den Konflikten und Dialogen aus.
Damit eine gute Serie mit dem „James Bond vom Niederrhein“, wie die F.A.Z. Kanjaa nennt, entstehen kann, wären also noch so einige Verbessergungen nötig. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen erkennen, dass Diversität zwar wünschenwert und wichtig ist, aber dass sie nur dann gut ist, wenn sie durch mehrdimensionale, glaubwürdige Charaktere verkörpert wird.