»Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn« – Amateurfilm in der DDR
Amateurfilm war Teil der organisierten Freizeitbetätigung in der DDR. Über 900 Akteure gingen diesem Hobby nach, mit Freude, Bastelgeschick und Eigensinn – und meist mit dem Ziel der Öffentlichkeit. Über 10.000 Filme entstanden. Sie pendeln zwischen Anpassung und vorsichtiger Kritik oder zeigen einfach nur das, was die Profis nicht oder anders aufgenommen haben. Enge Bezüge bestehen zur Populärkultur, nicht zuletzt zur Musik. Insofern ist der DDR-Amateurfilm ein Brennglas der damaligen Gesellschaft.
Das Buch »Greif zur Kamera …« widmet sich erstmals umfassend dem Thema. Neben dem politischen Rahmen werden die Produktions- und Rezeptionsseite genauso berücksichtigt wie die technischen Grundlagen und Ästhetiken.
Das Programm zum Buch zeigt das Spektrum dieser raren ostdeutschen Kurzfilme. Alltagsnahe Reportagen, Spielfilmetüden, Naturbeobachtungen, bissige Satiren und sogar Ausflüge ins Surreale bestätigen das vielschichtige Wirken außerhalb von DEFA und DDR-Fernsehen.
Die Filme:
Zelten bei Lessings (1963, Karl-Heinz Straßburg, Berlin, sw, Ton, 5 min.) Montage mit DM-SPE (1963, Betriebsfilmstudio des EKO Eisenhüttenstadt, Karl Jacob, Hans Peter Dietrich, Werner Kabus, Reimar Rockstroh, sw, Ton, 6 min.) Tödlicher Tau (1966, Ingeborg Tölke, Neuenhagen, f, Ton, 2 min.) Zwei Versuche (1966, Bernd Maywald, Berlin, sw, Ton, 15 min.) Berlin Melodie (1969-70, Studio des WBK Berlin, Jugendgruppe »Konkret«, sw, Ton, 8 min.) An Alle (1977, Angelika und Horst Butter, Berlin, f, Ton, 3 min.) Der kleine Clown (1984, Andreas Dresen, Schwerin, f, Ton, 4 min., Auszug) Fassroller (1971, Amateurfilmstudio Altenburg-Nord, f, Ton, 5 min.) Eine wahre Begebenheit aus dem Leben der Ziege Elvira (1986, Amateurfilmstudio des Textilkombinates Cottbus, Frank Hlawitsch, Hubert Andörfer, f, Ton, 5 min.) Der Minister kommt (1984, Amateurfilmzirkel Senftenberg, f, Ton, 6 min.) Tunche (1988, Manfred Seifert, Leipzig, f, Ton, 3 min.) Ist der Ofen aus? (1988, AFC Energie Berlin, Rainer Hässelbarth, f, Ton, 14 min.)
9.1.1900 Einführung: Dr. Ralf Forster
