Mpox-Hotspot Berlin Größtenteils schwule und bisexuelle Männer betroffen
Die neusten Daten des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) zeigen auf: Berlin wird erneut zum Zentrum von Mpox-Ausbrüchen in Deutschland. In der selbsternannten Regenbogenhauptstadt sind die Fälle von Affenpocken in diesem Jahr stark angestiegen: 186 Infektionen wurden bislang registriert, was eine Verdopplung der Zahl im Vergleich zu den beiden Vorjahren darstellt. Bis auf eine Person sind alle Betroffenen schwule und bisexuelle Männer mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren. In mindestens 71 Prozent der Fälle erfolgte die Übertragung mittels schwulem Sex.
Klade Ib in Berlin
Im Jahr 2022 erlebte Berlin den größten Mpox-Ausbruch mit mehr als 1.600 bestätigten Fällen, rund die Hälfte aller Infektionen deutschlandweit. In den Jahren darauf nahm die Zahl jedoch ab: 2023 gab es 87 Fälle, 2024 nur 68. Neuerdings wurde jedoch ein Fall der seltenen und deutlich gefährlicheren Mpox-Variante Klade Ib nachgewiesen. Ein Mann im Alter von 35 bis 40 Jahren erkrankte Anfang Dezember an Fieber, Hautausschlag und Lymphknotenschwellungen. Er war nicht gegen Mpox geimpft und gab an, sich vermutlich im europäischen Ausland infiziert zu haben.
Bisher wurden in Deutschland 16 Fälle der Klade Ib gemeldet, neun davon in diesem Jahr, einschließlich des Berliner Falls. Experten betonen, dass diese Variante tendenziell zu deutlichen schwereren Krankheitsverläufen führt, auch die Todesrate ist laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC deutlich höher – besonders gefährlich ist die Variante für Menschen mit HIV. Das Lageso und das Robert Koch-Institut betonen jedoch, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass die Klade Ib eine höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit mit sich bringe.
Impfmüdigkeit in Berlin
Erneut rufen die Behörden dazu auf, sich impfen zu lassen, falls noch nicht geschehen – dies gilt insbesondere für die Risikogruppe der schwulen und bisexuellen Männer mit wechselnden Partnern, die seit 2022 den allergrößten Teil der Infektionen ausmachen. Für den bestmöglichen Schutz ist dabei eine Zweifachimpfung nötig. In Berlin ist die Zahl der Infizierten, die nicht geimpft waren, zuletzt deutlich angestiegen – fast jeder zweite Betroffene (44%) hatte keinen Impfschutz. 2023 lag dieser Wert noch bei 29 Prozent in Berlin.
Die Infektionsepidemiologin Claudia Ruscher, kommissarische Leiterin der Fachgruppe für Epidemiologie am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), erklärte, dass dies auf mehrere Faktoren zurückzuführen sei. Dazu gehören unter anderem Gruppen, die durch Impfkampagnen bislang schwerer zu erreichen sind, sowie die große, internationale Community von schwulen und bisexuellen Männern, die regelmäßig nach Berlin zieht.
Ähnlich begründet wird auch der Fakt, dass Berlin erneut das Epizentrum im Bereich Mpox in Deutschland ist – zum einen gilt die Stadt bis heute für die sexpositive Community als besonders offen und reizvoll, zum anderen gibt es viele Möglichkeiten für anonyme sexuelle Kontakte und sexpositive Veranstaltungen. Ruscher fordert deswegen, dass gerade vor großen internationalen Events wie dem Pride Monat oder Fetisch-Veranstaltungen verstärkt über die Möglichkeit einer Impfung aufgeklärt wird.