Direkt zum Inhalt
Schwule Männer in Haft

Schwule Männer in Haft Polizeiwillkür in Kamerun – Haft wegen eines Schwulenfilms

ms - 13.08.2025 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Die queere Menschenrechtsorganisation Erasing 76 Crimes machte jetzt einen besonderen Fall von staatlicher Willkür in Kamerun öffentlich: Seit Januar sitzen unter menschenunwürdigen Bedingungen vier schwule Männer in Haft. Ihr angebliches Verbrechen: Sie sollen sich einen Film mit schwulen Inhalten angesehen haben. 

Schwulenvideo als Haftgrund 

Die vier Männer sind zwischen 23 und 25 Jahre alt und wurden Mitte Januar dieses Jahres im Norden Kameruns verhaftet. Seit nunmehr über sieben Monaten warten sie auf den Beginn des Gerichtsverfahrens, einen definitiven Termin gibt es bis heute nicht. Bei einer Verurteilung drohen ihnen bis zu zwei Jahre Haft. Beweise gibt es ebenso keine, lediglich die Aussage des Imams der örtlichen Moschee, der die vier jungen Männer beim Anschauen eines „Schwulenvideos“ erwischt haben will. Homosexualität ist im zentralafrikanischen Land illegal, gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen können mit Bußgeldern und Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren geahndet werden.

Prekäre Haftbedingungen 

Steeves Winner von Erasing 76 Crimes betonte dabei, dass die Inhaftierten inzwischen stark an Gewicht verloren haben und in einem lebensgefährlichen Zustand seien. Zudem sind sie weitestgehend isoliert, vereinzelt wurden sie anfangs in Untersuchungshaft noch von Freunden besucht, von ihren Familien wurden sie indes inzwischen verstoßen. 

Auch anderweitig sind die Haftbedingungen äußerst prekär: „Während sie auf ihre lang ersehnte Freilassung warten, müssen die Männer jeden Tag Schutz vor homophoben Mitgefangenen suchen. Um irgendwie ihre Sicherheit im Gefängnis zu gewährleisten, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Wärter zu bestechen. Die Lebensbedingungen dort sind für schwule Männer besonders gefährlich“, so Winner weiter. Monatlich zahlen die Inhaftierten so derzeit umgerechnet rund 150 Euro Schutzgeld – das entspricht einem durchschnittlichen Monatslohn. 

Eine Frage des Geldes 

Aktuell kommt das Geld vom „Projekt Not Alone“ (PNA), das mittels Spenden unschuldige LGBTIQ+-Häftlinge unterstützt, derzeit insgesamt zwölf Personen in Kamerun sowie in Nigeria. Inzwischen konnte ein Anwalt von PNA nach langwierigen Verhandlungen erreichen, dass die vier jungen Männer möglicherweise nach Zahlung einer Geldstrafe freikommen könnten. Gefordert werden rund 380 Euro pro Person.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.
Grand Theft Auto VI

Wird das Spiel inklusiver?

Kehrtwende bei Grand Theft Auto? Wird die sechste Auflage des Games 2026 endlich inklusiv und beleidigt nicht mehr LGBTIQ+-Menschen?