Zahl solcher Übergriffe steigt Queerfeindliche Angriffe in Worms – Polizei sucht Täter
Am Montag erlebte der Marktplatz von Worms einen beunruhigenden Vorfall: Zwei Männer griffen am Nachmittag einen 31-jährigen Wormser körperlich und verbal an. Die Attacke richtete sich den ersten Ermittlungen zufolge eindeutig gegen die sexuelle Orientierung des Opfers. Mittlerweile fahndet die Polizei nach den Tätern und bittet die Bevölkerung um Mithilfe.
Homo- und trans*feindliche Übergriffe nehmen zu
Solche Gewalttaten markieren eine traurige Entwicklung: Die Zahl der Übergriffe mit queerfeindlichem Hintergrund steigt in Deutschland seit Jahren an. Laut Berichten der Bundesarbeitsgemeinschaft der Krisendienststellen im Bereich Hate Crime wurden allein im vergangenen Jahr bundesweit mehr als 1.300 Fälle homo- und trans*feindlicher Gewalt erfasst – Tendenz steigend. Auch die aktuelle Polizeiliche Kriminalstatistik dokumentiert einen Anstieg queerfeindlicher Straftaten um fast 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Im aktuellen Wormser Fall war der Ablauf besonders bedrohlich: Gegen 15:30 Uhr näherten sich zwei bislang unbekannte Männer ihrem späteren Opfer und beleidigten es zunächst auf dem belebten Platz homofeindlich. Anschließend stießen sie den 31-Jährigen zu Boden und drückten seinen Kopf auf den Asphalt. Erst das beherzte Eingreifen einer zufällig vorbeikommenden Person stoppte das Vorgehen der Angreifer. Der Betroffene erlitt Schürfwunden am Kopf und steht laut Polizei weiterhin unter dem Eindruck des Vorfalls.
Öffentliches Bewusstsein und gesellschaftliche Verantwortung
Kaum verwunderlich, dass die Polizei nun die Unterstützung der Öffentlichkeit sucht: Beide Tatverdächtigen seien etwa 40 Jahre alt, mit gebräunter Haut, dunkel gekleidet und einer trug eine Mütze. Sie flüchteten nach der Tat auf offensichtlich schwarzen und blauen E-Bikes in Richtung Dom. Hinweise werden unter der Nummer der Polizei Worms entgegengenommen.
Angriffe wie der am Wormser Marktplatz verdeutlichen, wie verletzlich queere Menschen noch immer sind. Trotz rechtlicher Fortschritte wie der Ehe für alle oder dem Diskriminierungsschutz besteht im Alltag häufig eine Kluft zwischen Gesetz und gesellschaftlicher Realität. Der Lesben- und Schwulenverband berichtet, dass die Mehrheit der Übergriffe im Alltag selten angezeigt werde und viele Opfer sich nach der Tat aus Angst oder Scham zurückziehen. Besonders alarmierend ist, dass diese Angriffe oft mitten im öffentlichen Raum geschehen und dass Passantinnen und Passanten oft zögern, einzuschreiten.
„Jede queerfeindliche Gewalttat ist ein Angriff auf unsere offene Gesellschaft und darf nicht hingenommen werden. Solidarität und Zivilcourage brauchen sichtbaren gesellschaftlichen Rückhalt“, mahnt Markus Schmidt vom Bundesverband Queere Sicherheit.
Dabei gibt es durchaus Chancen, mit präventiver Aufklärung und Zivilcourage solchen Übergriffen entgegenzuwirken. Kommunen wie Frankfurt oder Berlin setzen bereits auf gezielte Kampagnen, um Publikum und Polizei für Hassdelikte gegen queere Menschen zu sensibilisieren. Gleichwohl mahnen Experten, dass die Dunkelziffer bei Gewalttaten gegen queere Menschen weiterhin hoch bleibt und Opfer besseren Zugang zu psychosozialer Beratung und rechtlicher Hilfe benötigen.
Was mit dem Fall passieren könnte
Während die Ermittlungen in Worms andauern, zeichnet sich ein vertrautes Muster ab: Polizei und Gesellschaft stehen gleichermaßen vor der Aufgabe, das Klima gegenseitiger Achtung im öffentlichen Raum aktiv zu verteidigen. Bleibt zu hoffen, dass die Täter zügig ausfindig gemacht werden und die Attacke konsequent strafverfolgt wird – nicht nur zum Schutz der unmittelbar Betroffenen, sondern auch als klares Signal gegen queerfeindliche Gewalt. Indes fordern Aktivistinnen und Aktivisten, die Täterstatistiken regelmäßig transparent zu machen und Präventionsprojekte auf lokaler Ebene auszubauen.
Ein überraschender Aspekt: In Rheinland-Pfalz, dem Bundesland, in dem Worms liegt, wurde dieses Jahr bereits über 100 queerfeindliche Vorfälle gemeldet. Das zeugt von gestiegener Sensibilität, aber auch von einem erhöhten Risiko für queere Menschen im Alltag. Die Hoffnung liegt darauf, dass solche Fälle nicht als Einzelereignisse behandelt werden, sondern Anlass sind, gesellschaftliche Strukturen zu stärken, die Vielfalt schützen und offen leben lassen.
Längst geht es dabei nicht nur um die Frage nach Sicherheit und Strafverfolgung, sondern um ein gesellschaftliches Klima, in dem alle Menschen – gleich welcher Identität – angstfrei am öffentlichen Leben teilhaben können.