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Hoffnungslos in Uganda
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Hoffnungslos in Uganda Neues „Kill the Gay“-Gesetz will Homosexuelle vernichten!

ms - 04.04.2023 - 13:00 Uhr

Das „Kill the Gay“-Gesetz – inzwischen trägt das neue Gesetz diesen Namen ganz offiziell und macht sofort klar, um was es im Kern geht: Schwule Männer sollen vernichtet werden. International hat das neue Gesetzesvorhaben, das beinahe einstimmig durch das Parlament gewandert ist und jetzt nur auf die finale und sichere Unterzeichnung des Präsidenten wartet, für einen Aufschrei der Entrüstung gesorgt.

Doch weder scharfe Kritik seitens der USA, der Europäischen Union oder einzelner Politiker konnte an dem Vorhaben etwas ändern, beinahe im Gegenteil sogar. Die Regierung des Landes sieht sich in einem Kampf gegen die vermeintlich menschenfeindlichen westlichen Werte und dazu gehört in allererster Linie die Gleichberechtigung von Homosexuellen. Dabei kann sich die Regierung auch finanziell die Einstellung seit dem Auffinden größerer Goldvorkommen im Jahr 2020 leisten.

Eltern müssen ihre schwulen Söhne melden

Das neue Tötungsgesetz in Uganda droht schwulen mit lebenslangen Haftstrafen oder direkt mit der Vollstreckung der Todesstrafe, je nach Auslegungslage der zuständigen Richter und der „Schwere“ des Falles. Besonders perfide dabei ist, dass das Gesetzesvorhaben vor Homosexuellen nicht Halt macht, sondern jeden in Sittenhaft nimmt, der Schwulen hilft, selbst wenn sie Mitglieder der eigenen Familie sind. Melden Eltern künftig nicht ihren homosexuellen Sohn, machen sie sich strafbar. Jede Hilfsorganisation, die über Homosexualität aufklärt oder Hilfe gleich welcher Art anbietet, macht sich strafbar. Und selbst Wohnungseigentümern drohen jahrelange Haftstrafen, wenn sie einem Schwulen eine Unterkunft vermieten.

"Wohin soll ich jetzt gehen?"

Schwule Männer im Land befürchten somit in diesen Tagen nicht nur die aktive Verfolgung, ihnen werden gleichzeitig alle Schutzräume und Zufluchtsorte verwehrt, von einem Tag auf den anderen werden sie zu obdachlosen Flüchtlingen im eigenen Land. Auch von den eigenen Familien dürfen schwule junge Männer zumeist keine Hilfe erwarten, in den meisten Fällen verleugnen Väter ganz direkt ihr eigenes Kind, wenn sich dessen Homosexualität offenbart, wie ein schwuler junger Mann namens Ali gegenüber der BBC erklärt: „Er sagte zu mir: Du bist nicht mein Kind. Ich kann kein Kind wie dich haben!“ Im Interview erklärt der junge Mann im Alter von Mitte zwanzig weiter: „Alle sagen, dass wir nicht normal sind, dass wir keine menschlichen Wesen sind. Aber genau das bin ich. Ich habe darüber nachgedacht, wieder nach Hause zu gehen, aber mein Vater würde mich nie wieder in sein Haus lassen. Der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf geht, ist: Wohin soll ich denn jetzt gehen?“

Obdachlos und hoffnungslos

Derzeit gibt es noch rund zwanzig Unterkünfte, die als Zufluchtsorte für homosexuelle Jugendliche in Uganda zur Verfügung stehen – es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch diese alle schließen müssen. Helfen sie schwulen Männern, werden sie seitens der Regierung künftig als illegale Bordelle definiert, wie das Uganda Minority Shelters Consortium bestätigt, eine Dachorganisation, die das Netzwerk der LGBTQ+-Safehouses finanziert und koordiniert. „Für den Fall, dass schwule Bewohner aus ihren Unterkünften vom Vermieter rausgeschmissen werden, haben wir keine praktikablen Optionen mehr. Wenn das Gesetz vom Präsidenten unterzeichnet wird, könnten wir mit rechtlicher Verfolgung, Gewalt, Diskriminierung und Stigmatisierung konfrontiert werden, weil wir obdachlosen sexuellen Minderheiten eine sichere Unterkunft zur Verfügung stellen und uns selbst als sexuelle Minderheiten identifizieren“, so Koordinator John Grace. Mit einem Wort: Die Lage in Uganda ist hoffnungslos.

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