Hakenkreuz bei queerem Zentrum Hassparolen beim queeren Jugendzentrum in Gifhorn
In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben Unbekannte ein großes Hakenkreuz aus Klebeband auf das Fenster des queeren Jugendzentrums "Spektrum" im niedersächsischen Gifhorn hinterlassen. Neben dem Hakenkreuz wurden auf dem Band und dem Fensterrahmen Schmierereien wie "Kämpft!", "Respekt der Heimat" sowie "Lutscht meinen deutschen Schwanz" entdeckt. Zudem fanden sich auch Flüche in russischer Sprache.
Hasserfüllter Vandalismus
„Die Brutalität und Klarheit dieser Botschaften lassen keinerlei Raum für Interpretationen: Es handelt sich um einen gezielten, hasserfüllten Angriff, der in seiner Intensität für uns in Gifhorn ohne Beispiel ist“, erklärte das Queere Netzwerk Gifhorn, das das Jugendzentrum betreibt. „Obwohl wir bereits in der Vergangenheit mit rechtsextremen Stickern und Schmierereien konfrontiert waren, stellt dieses Vorgehen eine erschreckende neue Dimension des Hasses dar.“
Der Vorfall treffe den Verband „ins Mark“, so das Queere Netzwerk in einem Facebook-Post. „Dieser Angriff richtet sich nicht nur gegen ein Gebäude, sondern gegen einen sicheren Raum, den queere Jugendliche dringend benötigen. Einen Ort, der Schutz, Gemeinschaft und Sichtbarkeit bietet.“ Die queeren Aktivisten riefen die Politik, die Verwaltung und die Gesellschaft zu Solidarität auf: „Unsere Community verdient Sicherheit – jetzt mehr denn je. Bleibt solidarisch. Bleibt laut. Steht zusammen für Vielfalt.“ Der Austausch mit den Sicherheitsbehörden sei bereits im Gange und man erwarte eine gründliche Aufklärung des Vorfalls. Inzwischen hat der Staatsschutz der Polizei die Ermittlungen übernommen. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (05371) 980-0 bei der Polizei Gifhorn zu melden.
Landrat verurteilt Vandalismus
Landrat Philipp Raulfs (SPD) sowie der Erste Kreisrat des Landkreises Gifhorn, Dominik Meyer zu Schlochtern (Grüne), erklärten zu dem Vorfall: „Diese Tat ist ein Angriff auf unsere Werte von Vielfalt, Toleranz und Menschenwürde. Es ist unerträglich, dass ein so abscheuliches Symbol der Hetze an einen Ort geschmiert wird, der für Akzeptanz und Gemeinschaft steht. Wir vertrauen darauf, dass die ermittelnden Behörden alles daransetzen, die Verantwortlichen schnell zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.“ Als Zeichen für die Verbundenheit mit der Community hat die Kreisverwaltung gestern am Schloss Gifhorn die Regenbogenflagge hissen lassen.
Rechtsextreme Angriffe
Bereits im letzten Jahr kam es in der 43.000-Einwohner-Stadt Gifhorn nach dem CSD zu einer Welle der Feindseligkeit gegenüber der queeren Community. Unter einem Artikel der Regionalzeitung, der den Pride-Event mit mehreren hundert Teilnehmern behandelte, wurden viele abfällige Kommentare gepostet. Die Polizei sicherte damals rund 2.500 solche Nachrichten. Sie wies darauf hin, dass Straftaten wie Beleidigung, üble Nachrede, Bedrohung und Volksverhetzung im digitalen Raum ebenso verfolgt werden wie in der realen Welt.