Direkt zum Inhalt
Festnahmewelle in New York

Festnahmewelle in New York Anschuldigungen bestätigen sich: Die Polizei macht Jagd auf schwule Männer

ms - 29.09.2025 - 16:00 Uhr
Loading audio player...

Letzte Woche wurden erste Vorwürfe laut, dass die Bahnhofspolizei in New York mittels Dating-Apps schwule Männer ausspionieren und verhaften würde. Nun haben sich diese Anklagepunkte bestätigt und sogar noch verhärtet: Bei Razzien hat die Polizei demnach rund 200 schwule und bisexuelle Männer festgenommen. Dabei sollen die Beamten die Betroffenen immer wieder auch homophob beschimpft haben, wie The Gothamist berichtet. 

Cruising-Falle in der U-Bahn

Zuständig für alle Bahnhöfe und U-Bahn-Haltestellen sind die US-Polizisten des Amtrak Police Departments (APD). Sie soll verdeckte Ermittler in Toiletten am Bahnhof Penn Station positioniert haben. Diese sollen mittels der Cruising-App Sniffies schwule und bisexuelle Männer zu einem öffentlichen Sex-Treffen animiert haben. Als die vermeintlichen Sex-Partner kamen, schnappte die Falle der Polizisten zu. Zudem sollen die Beamten aber auch wahllos Männer festgenommen haben, die am Urinal standen und für die Beamten verdächtig waren.  

Bereits im Juni sollen vereinzelt Verhaftungen vorgenommen worden sein, letzte Woche dann brachte der Professor der City University von New York und Bürgerrechtsanwalt Jared Trujillo den Fall an die Öffentlichkeit. Inzwischen ist klar: Die Polizei hat offenbar im großen Stil vor allem Schwule eine Falle gestellt, über zweihundert Männer wurden demnach während der Pride-Saison in New York festgenommen. 

„Perverse Schwuchteln“

Mehrere Männer meldeten sich inzwischen zu Wort, dass sie grundlos inhaftiert worden seien – sie hätten sich keiner Tat schuldig gemacht. Der offen schwule New Yorker Stadtrat Erik Bottcher, Co-Vorsitzender des LGBTIQ+-Ausschusses, erklärte in einem offenen Brief an den Präsidenten von Amtrak, dass ein 31-jähriger Gesundheitsamt-Mitarbeiter festgenommen worden wäre, der „einfach nur versuchte, die Toilette zu benutzen, während er ein Pride-Armband trug.“ Und weiter: „Er beschrieb, dass er beobachtet, am Urinal angesprochen und plötzlich mitgeteilt bekam, dass er verhaftet sei. Nach seiner Festnahme hörte er, wie die Beamten ihn und andere als perverse Schwuchteln bezeichneten, und als er um Wasser bat, wurde er mit der Antwort ´Klar, willst du auch ein Steak dazu?‘ verspottet. Die Anklage gegen ihn wurde schließlich fallen gelassen, aber die Erfahrung hat ihn traumatisiert.“

Verletzung der Bürgerrechte

Offenbar soll die Polizei inzwischen auch rund zwanzig Männer an die Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) übergeben haben, obwohl Amtrak dazu nicht befugt ist. In einem Fall handelte es sich dabei um einen Mann aus Mexiko, der einen amerikanischen Ehemann hatte. Er wurde einen Monat lang in einer Haftanstalt festgehalten, bevor ein Richter seine Freilassung anordnete. „Diese Berichte offenbaren zutiefst beunruhigende Verletzungen der Bürgerrechte, des Rechts auf ein ordentliches Verfahren und des Schutzes vor diskriminierender Polizeiarbeit. Das ist inakzeptabel“, so Bottcher weiter. 

Ähnlich bewertet das die leitende Anwältin beim Cop Accountability Project der Legal Aid Society One, Jennvine Wong: „Das ist definitiv ein Grund zur Sorge. Der plötzliche Anstieg der Verhaftungen und das Ausbleiben von Strafverfolgungen deuten darauf hin, dass die Durchsetzung und die Gründe für die Verhaftungen möglicherweise fehlerhaft sind.“ Bei einer Verurteilung drohen den Männern aufgrund von „öffentlicher Unzucht“ Geldbußen sowie eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Bereits 2017 kam es zu einem sehr ähnlichen Vorgehen der Polizei in der New Yorker Hafenbehörde – es folgte eine Sammelklage der Betroffenen gegen die Stadt. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.
Grand Theft Auto VI

Wird das Spiel inklusiver?

Kehrtwende bei Grand Theft Auto? Wird die sechste Auflage des Games 2026 endlich inklusiv und beleidigt nicht mehr LGBTIQ+-Menschen?