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NDR kündigt abermals Überarbeitungen an // © IMAGO / Pacific Press Agency

Altbekanntes Politikum nach ESC-Schlappe Wer kämpft 2023 beim ESC um den letzten Platz?

ms - 19.05.2022 - 09:00 Uhr

Kommentar

 

Es gibt gewisse Rituale und liebgewonnene Gewohnheiten, die haben sich in den letzten Jahren wie selbstverständlich in unserer kollektives, queeres Gedächtnis eingegraben. Dazu gehört beispielsweise auch die Tatsache, dass sich Jahr für Jahr im Mai immer die gleiche Frage stellt: Erreicht der deutsche Beitrag beim Eurovision Song Contest den letzten oder vorletzten Platz? In diesem Jahr konnten wir stolz den letzten Platz verteidigen.

 

Was dann folgt, ist ein weiteres Ritual – der maßgeblich entscheidende NDR kündigt an, das Auswahlsystem einmal mehr überarbeiten zu wollen. Und was war die norddeutsche Medienanstalt in den letzten Jahren nicht auch kreativ. Einmal wollte sie einen homophoben Sänger zum ESC schicken, der zwischenzeitlich tief in der Verschwörungsecke untergetaucht ist, ein anderes Mal sollte das Publikum via Voting teilweise nach Vorauswahl mitentscheiden dürfen, dann wieder musste es eine Fachjury von C-Prominenten richten. Da stellt sich die spannende Frage: Was plant der NDR für 2023? Würfeln wir den Teilnehmer einfach aus?

 

Oder hat der NDR inzwischen tatsächlich verstanden, dass die Verantwortlichen vielleicht einfach nicht mehr am Puls der Zeit agieren, wenigstens, wenn es um einen modernen, europäischen Gesangswettbewerb geht? Mitnichten, denn kaum hatte das Medienhaus jetzt angekündigt, das Auswahlverfahren überarbeiten zu wollen, folgte die Erklärung: Die Verantwortung für das erneut schlechte Abschneiden des deutschen Kandidaten möchte der NDR nicht übernehmen. Auch den Forderungen, man möge dem Sendehaus in Hamburg einfach komplett die Verantwortung entziehen, kam der NDR nicht nach und erklärte gegenüber dem Redaktions-Netzwerk Deutschland: "Die Verantwortung für den deutschen Beitrag beim Eurovision Song Contest liegt auch weiterhin beim NDR. Mit dem klaren Ziel, eine Platzierung ganz oben zu erreichen."

 

Na dann bleibt alles beim Alten – wir brauchen einfach liebgewonnene Rituale. Mal schauen, welches Lämmchen wir nach Malik Harris nächstes Jahr zur Schlachtbank vor rund 200 Millionen Zuschauern führen dürfen. Oder was macht eigentlich Stefan Raab derzeit in seinem Ruhestand noch gleich? Egal. Am Ende bleibt alles wie es ist und die wichtigste Frage, die sich schwule Jungs auch im Mai 2023 bei der Übertragung des ESC stellen dürfen, ist: An welche exotische Frucht erinnert das Kleid von Barbara Schöneberger in diesem Jahr?

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