Adult Content auf X Eine kleine Revolution für schwule Kreative aus dem Hardcore-Bereich: X ändert seine Richtlinien!
Der Online-Plattform X, ehemals Twitter, erlaubt ab sofort sogenannten Adult Content auf seiner Plattform, also eindeutige sexuelle und auch pornografische Bilder und Videos. Für viele Nutzer mag das auf den ersten Blick nichts neues sein, doch X hat jetzt explizit seine Richtlinien dahingehend noch einmal geändert – und das dürfte auch positive Auswirkungen auf die schwule Kunst- und Content-Creator-Community sowie für alle Sexarbeiter haben.
Gegenentwurf zu Instagram und Facebook
X und sein Eigentümer Elon Musk wollen sich mit den neuen Richtlinien auch klar von allen anderen sozialen Plattformen abgrenzen, die Nacktheit und freizügige Bilder immer weiter eingeschränkt haben, teilweise bis ins Absurde, wenn beispielsweise bereits ein nackter männlicher Oberkörper unter die Zensur fiel.
Gerade Instagram und Facebook zogen hier zuletzt die Regularien immer weiter an und erschwerten das Leben vieler kreativer schwuler Künstler aus den Bereichen Malerei, Literatur, Digital Art oder auch Fotografie. Gerade wenn es um eindeutig schwule Bilder und Videos selbst ohne Hardcore-Content ging, fielen diese Angebote oftmals trotzdem bereits unter NSFW (Not Safe for Work) und wurden gesperrt oder gelöscht. Seit Jahren beklagte die internationale Gay-Community immer wieder die steigende Prüderie der großen Plattformen.
Was soll auf X erlaubt sein?
Auf X wurde expliziter, sexueller oder auch pornografischer Inhalt bisher zwar bereits geteilt, mit Blick auf die bisherigen Richtlinien lag dies allerdings in einer Grauzone – nach Angaben von Reuters sind geschätzt rund 13 Prozent des gesamten X-Contents Inhalte für Erwachsene.
Zudem wurde vor der Übernahme von Elon Musk vor knapp zwei Jahren mehrfach auch intern wie extern sogar darüber diskutiert, ob auch das damalige Twitter seine Zensur nicht doch verschärfen sollte, ähnlich wie das zuvor auch Tumblr gemacht hatte. Der einstige Social-Media-Gigant hatte Ende 2018 ein Verbot von expliziter Nacktheit und Pornografie eingeführt und verlor daraufhin in kürzester Zeit 30 Prozent der Nutzer. Der Verkaufswert von einstmals 1,1 Milliarden US-Dollar sank auf mehrere Millionen Dollar. Ende 2022 versuchte Tumblr die Kehrtwende und wollte erneut LGBTI*-Menschen verstärkt ansprechen – mit eher mäßigem Erfolg bisher.
X betont "Autonomie von Erwachsenen"
X geht jetzt den genau entgegengesetzten Weg und erklärte zu den neuen Richtlinien: „Wir glauben, dass Nutzer in der Lage sein sollten, Material zu erstellen, zu verbreiten und zu konsumieren, das sich auf sexuelle Themen bezieht, solange es einvernehmlich produziert und verbreitet wird. Sexuelle Darstellungen, ob visuell oder schriftlich, können eine legitime Form des künstlerischen Ausdrucks sein. Wir glauben an die Autonomie von Erwachsenen, sich mit Inhalten zu befassen und diese zu erstellen, die ihre eigenen Überzeugungen, Wünsche und Erfahrungen widerspiegeln, einschließlich solcher, die mit Sexualität zu tun haben.“
Die neuen Vorgaben erlauben es Nutzern konkret, ab sofort „einvernehmlich produzierte und verbreitete Nacktheit oder sexuelles Verhalten von Erwachsenen zu teilen.“ Einzige Ausnahme: Sexuell explizite Inhalte dürfen nicht an „offensichtlichen Stellen“ sofort zu sehen sein, also auf Profilbildern oder Bannern.
Expliziter Schutz von Minderjährigen
X-Nutzern, die regelmäßig nicht jugendfreie Inhalte auf der Plattform posten, werden zudem angehalten, ihre Medieneinstellungen so anzupassen, dass Bilder und Videos mit einem Warnhinweis versehen werden, bevor andere Nutzer sie sehen können. Das Hinzufügen dieses Haftungsausschlusses wird auch dazu beitragen, dass Minderjährige oder Personen, die kein Geburtsdatum in ihrem Profil angegeben haben, die markierten Inhalte nicht sehen können. Außerdem verboten werden Inhalte, die Ausbeutung, Objektivierung, Sexualisierung oder Schädigung von Minderjährigen fördern beziehungsweise nicht einvernehmlich entstanden oder gepostet worden sind.
Streitfall in der LGBTI*-Community
Eigentümer Elon Musk hatte zuvor bereits mehrfach betont, dass er X zu einem Ort der freien Meinungsäußerung ohne Zensur machen möchte. Während die einen ihn dafür feiern, lehnen andere die neue Freiheit, darunter auch einige queere Aktivisten, ab. Sie kritisieren, dass die Anfeindungen gegen Teile der LGBTI*-Community online dadurch zugenommen habe, manche LGBTI*-Verbände löschten auch kurzfristig ihre Profile, kamen dann aber teilweise doch wieder zurück.
Laut Brooke Erin Duffy, Professorin für Kommunikation an der Cornell University, sei der jüngste Beschluss auch eine gute Marketingstrategie, wie sie gegenüber Variety betonte: „X ist unverblümt provokativ und hat versucht, sich von ´markensicheren´ Konkurrenten wie Meta, YouTube und TikTok zu unterscheiden. Mit der jüngsten Aktualisierung der X-Richtlinien scheint das Unternehmen diejenigen Kunden zu umwerben, die durch die Richtlinien der Plattform, die Nacktheit oder die Einschränkung des sexuellen Ausdrucks, bisher an den Rand gedrängt wurden.“