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Sarah Conner // © CMS Source

Sarah Connor Kommt gefühlvoll zurück

km - 21.06.2019 - 07:00 Uhr

Schmeichelnde Düfte von Köstlichkeiten tänzeln um die Nase. Das Panorama-Glas-Dach schließt sich langsam. Der orientalische Teppich und die Bücherregale unterstreichen die Wohnlichkeit. Der von Marmor umrahmte Kamin hinter der Bühne befeuert die gemütliche Atmosphäre. Eine in schwarz und elegant gekleidete Sarah Connor steht mit Thermobecher vor dem ausgewählten, schreibwütigen Publikum. Begleitet von zwei talentierten Musikern an der Gitarre und am Klavier füllt sich der Raum mit ihrer ausgereiften Stimme. Mit der trägt sie Emotionen in die Ohren der gespannten Zuhörer. Die ein oder andere Träne rollt Richtung Frosch besetzten Hals. Das gefühlvolle und intime, exklusive Album-Listening zu "Herz-Kraft-Werke" war ein ganz besonderer Vormittag und SCHWULISSIMO war mittendrin.

Vier Jahre nach der Veröffentlichung von „Muttersprache“ steht das zweite deutsche Album der inzwischen vierfachen Mama in den Startlöchern. Am 31. Mai 2019 erblickt ihr musikalisches Baby das Licht der Öffentlichkeit. Mit der Single „Vincent“ zeigt sich ihre Empathie und Anteilnahme. Es geht um einen Jungen in der Pubertät, der nicht am weiblichen Geschlecht interessiert ist. Er realisiert seine Homosexualität aufgrund seiner Gefühle zu einem anderen Jungen und ist verwirrt und verloren. Gegenüber seiner Mutter öffnet er sich, das ist unfassbar mutig für jemanden in der Pubertät, der grade auf der Suche nach seiner sexuellen Identität ist. Beim Schreibprozess kristallisiert sich dann die eigentliche, größere Botschaft: Es ist nur Liebe und da hilft keine Medizin.
Inspiriert wurde Sarah Connor durch eine befreundete Mutter, die ihr von ihrem schwulen Teenager-Sohn erzählte. Dieser heißt allerdings nicht Vincent, sondern ist rein symbolisch zu verstehen. Er repräsentiert Jungs und Mädels in der Pubertät, die auf der Suche nach Orientierung und Identifikation sind.

Mit dem Song „Flugzeug aus Papier (Für Emmy)" greift sie ein Thema auf, dass ihr glücklicherweise nicht passiert ist, aber passieren könnte. Das schlimmste was einem Elternteil wiederfahren kann: Der Verlust des eigenen Kindes. In diesem Lied geht es um Emeline 'Emmy' Miller. Sie verstarb im Sommer letzten Jahres. Auf einer Geburtstagsfeier bei Freunden fiel die fast zweijährige, unbemerkt in den Pool. Einen Tag später verstarb sie an den Folgen dieses Vorfalls.

Sarah Connor hat selbst ein Kind im gleichen Alter, die der kleinen Emmy sogar ähnlich sieht. „Ich habe erstmal viel geweint und der Song hat mir geholfen das zu verarbeiten. Ich weiß aber auch noch nicht wie ich den Live präsentieren werde“. SCHWULISSIMO hofft, sie findet eine gute Möglichkeit, denn er ist so wertvoll und emotional. Es geht nicht nur um ein Unglück, sondern um so viel mehr. Es fängt den Zauber einer einzigartigen Bindung ein. Die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern. Für diese Darstellung nutzt sie Bilder von einer Mutter, die sich in das Bett ihrer verstorbenen Tochter legt, um ihr noch einmal näher zu sein. Oder von einem Papierflieger, den die Kleine gebastelt hat, bevor sie starb und von vergangenen, besseren Zeiten träumen lässt. Sarah Connor malt mit Sprache und Stimme, künstlerisch und melancholisch diese Bilder nachhaltig in die Köpfe der Zuhörer.

Das lange Warten nach „Muttersprache“ hat sich gelohnt. Sarah hat eine abgestimmte Mischung aus aktuellen Ereignissen und allgegenwertigen Themen wie Liebe, Egoismus, Nostalgie und Eifersucht. Das alles verpackt in hochwertig produzierte musikalische Schaffenskraft. Sie hat die Texte selbst geschrieben und man merkt sie hat sich viele Gedanken über diese gemacht. Alle Geschichten die sie erzählt werden mit Wort und Gefühl greifbar. Gesellschaftskritik und Trauer reiht sich neben Lebensbejahung und Liebe in dieses Album ein. Es ist für jeden etwas dabei, ohne dabei unfokussiert zu wirken. Es ist auf den Punkt.

Mit dem HERZzerreißenden Song für Emmy und ihrer KRAFTvollen Message an alle Vincents erschafft sie dieses musikalische KunstWERK. Mit dem Titel „Herz-Kraft-Werke“.

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