P!nk Beautiful Trauma
Ganz ohne Zweifel zählt Alecia Beth Moore alias „P!nk“ zu den erfolgreichsten Sängerinnen unserer Zeit. Dabei hat sie ein besonderes Standing, denn sie nutzt ihre Popularität und ihren Beruf als Künstlerin, um sich für mehr Menschlichkeit auf diesem Planeten einzusetzen. Und sie vertritt wie kaum eine andere ihre Rechte und ihre Persönlichkeit.
Eine Position, die nicht von ungefähr kommt. Erscheinen ihre Kinderjahre noch im Licht der Sonne, bricht die bis dahin vordergründig heile Welt im Alter von 7 Jahren zusammen, als sich ihre Eltern scheiden lassen. Den Verlust ihres Vaters vor Augen, gerät das kleine Mädchen außer Kontrolle, ihre Mutter gewinnt keinen Einfluss. P!nk schwänzt die Schule, gerät an Drogen und Alkohol, entwickelt eine auf- und vor allem ablehnende Haltung ihrer Mutter gegenüber. Als eine therapeutische Behandlung erfolglos verläuft und P!nk die Schule abbricht, entzweien sich Mutter und Tochter endgültig, P!nk fliegt mit 16 Jahren aus der gemeinsamen Wohnung.
Doch das ist noch nicht das Ende der erschütternden Zeit. Bereits an den regelmäßigen Konsum von Drogen und Alkohol gewöhnt, sorgten Kombination und Überdosis von beidem dafür, das Alecia zusammenbrach und beinahe starb. Vermutlich war diese Erfahrung Anlass dafür, das sich das junge Mädchen von den Drogen abwandte und sich mehr auf ihren Traum, die Musik, konzentrierte.
Den Rausschmiss und die Nahtod-Erfahrung im Rücken, zog P!nk nach Atlanta, dass in den 90ern zahlreiche Stars hervorgebracht hatte. Tatsächlich gelang es ihr über Umwege, die Aufmerksamkeit von L.A. Reid und Daryl Simmons zu erregen und erste Erfahrungen als Sängerin zu sammeln.
Im Jahr 2000 gelang ihr schließlich der Durchbruch, als sie ihr Debut „Can’t Take Me Home“ veröffentlichte. Daryl Simmons und Kenneth „Babyface“ Edmonds hatten unter anderem zum Songmaterial beigetragen, das Album wurde in UK und US ein großer Erfolg. Der Song „Lady Marmelade“, den sie gemeinsam mit Christina Aguilera, Mýa und Lil‘ Kim sang, öffnete ihr die Tür zur gesamten musikalischen Welt.
Als schließlich die Arbeiten am Folgealbum „M!ssundaztood“ begannen, gab es grundlegende Differenzen zwischen Sängerin und Label. Während man labelseits am bisherigen RnB-lastigen Stil festhalten wollte, verlangte P!nk mehr Einfluss auf ihre Songs und einen grundlegenden Stilwechsel. Sie setzte sich schließlich durch, als sie auf Linda Perry stieß. Diese riet ihr, Erlebnisse ihrer Vergangenheit in das Songwriting einzubauen. Veröffentlicht Ende 2001, gab der Erfolg der poprockigen Platte P!nk recht. Es toppte ihr Debut bei weitem und schaffte ihr vor allem in Deutschland eine weitere, große Fanbase.
Nach einem musikalischen Ausflug in die rockigeren Gefilde mit dem dritten Album „Try This“ (2003), kam mit „I’m Not Dead“ Anfang 2006 ihr bis dato am heißesten diskutierte Album heraus. Bereits der Albumtitel war ein kleiner Handschuhwurf in Richtung der Kritiker, aber auch viele der Songs hatten es in sich. „Stupid Girls“ beschäftigte sich mit dem Bild weiblicher Stars und deren Vorbildfunktion für junge Mädchen, und „Dear Mr. President“ zeigte sich als offene Kritik an die damalige Regierung. Trotz aller Kontroversen wurde „I’m Not Dead“ ein weltweit großer Erfolg, ebenso wie das darauf folgende Album “Funhouse“ (2008).
Nachdem es 2010 mit „Greatest Hits…So Far!!“ die erste Hit-Kompilation gab, auf dem sich auch vier neue Songs wiederfanden, kam 2012 mit „The Truth About Love“ komplett neues Material. Die Lieder des inzwischen sechsten Studioalbums befassten sich überwiegend mit allen Seiten und Positionen der Liebe, in P!nks gewohnt offener Herangehensweise. Ihre Offenheit und Ehrlichkeit wurden erneut belohnt – „The Truth About Love“ wurde ihr bis dato erfolgreichstes Album.
Kein Wunder also, dass auf ihr anstehendes neues Album „Beautiful Trauma“ ein besonders aufmerksames Auge geworfen wird. P!nks für das Musikbizz unkonventionelle Art und Weise, die Dinge anzupacken, war bisher immer für eine Überraschung gut. Wer das Engagement der Künstlerin in zahlreichen Wohltätigskeitsorganisationen kennt, der weiß, dass sie auch mit „Beautiful Trauma“ erneut eine Message verschickt. Einen ersten Einblick konnte man bereits mit den zahlreichen Appetithappen bekommen, die P!nk vorab veröffentlicht hatte. Und mit „What About Us“, dem ersten offiziellen Vorboten des neuen Albums, haben wir erneut einen starken Song, der bereits wenige Wochen nach Veröffentlichung Topplatzierungen in den Charts rund um den Erdball erreichte.
Wir können uns also auf ein Album freuen, das keiner Grenze oder Gesetzmäßigkeit unterliegt außer der von P!nk selbst. Und damit gibt sie uns als Zuhörer das wichtigste überhaupt mit auf den Weg: Das eigene Werk und Leben nicht von anderen bestimmen zu lassen.