Ina Müller „Ich bin die“
„Ich bin die“ – vielsagender hätte man als Ina Müller einen Albumtitel kaum wählen können. Ein Satz, der sich beliebig oft vervollständigen und auslegen lässt. Obwohl – den Begriff „beliebig“ im Zusammenhang mit Ina Müller zu verwenden, verbietet sich. Denn selbst diejenigen, denen Ina Müller auf den Schlipps tritt, die sich mit Inas offen ausformulierter Meinung nicht wohl fühlen und sich engstirnig und mit Scheuklappen durch das Leben bewegen, würden die Müllerin nicht „beliebig“ nennen.
Ihr „loses Mundwerk“, ihre Wortgewandtheit und Offenheit hat Ina Müller schon immer gekonnt einsetzen können. Für Zuschauer und Zuhörer war dies vor allem ein Genuss, als Ina Müller gemeinsam mit Edda Schnittgard 1994 das Kabarett-Duo „Queen Bee“ gründete. Knapp zwölf Jahre lang waren die beiden unterwegs, veröffentlichten ihre Programme auch als Album auf CD, nahmen sich gegenseitig aufs Korn – zum Spaß natürlich und zum Vergnügen der Zuschauer.
Ihren besonderen Draht zum Publikum, ihre feinsinnige und sehr kluge Art sich auszudrücken, ihren großen Humor und ihre große Beliebtheit setzte die Müllerin auch ein, um der plattdeutschen Sprache einen frischen Anstrich zu verpassen. Sie veröffentlichte von 2002 bis 2005 drei plattdeutsche Bücher, zwei davon auch als Hörbuch, brachte 2004 das plattdeutsche Album „dieschallPlatte“ heraus, das bei seiner Neuveröffentlichung 2009 die Top 20 der Albumcharts knackte, und begeisterte so vor allem auch junge Menschen für einen Dialekt, der bis dahin weithin als angestaubt galt.
Apropos musikalisch – fleißigen Zuschauern von „Inas Nacht“, Inas eigener Late-Night-Show seit 2007, dürfte nicht entgangen sein, dass die Künstlerin nicht nur stets gut mit ihren Gästen kann, sondern auch immer wieder einen musikalischen Leckerbissen einlädt. Dabei beweist sie meist selbst auch im Duett mit dem jeweiligen Gast ihre gesanglichen Qualitäten, die ihr schon zu großen Erfolgen verholfen haben.
Ihren großen kommerziellen Durchbruch feierte Ina schon mit ihrem dritten Album „Weiblich, leidig, 40“, dessen konsequente Ehrlichkeit und kompromissloser Humor dafür sorgten, dass sich das Werk ein gutes dreiviertel Jahr in den Charts festsaugte. „Liebe macht taub“ zwei Jahre später toppte diesen Erfolg deutlich, wovon die Neuveröffentlichung „dieSchallplatte – nied opleggt“ (2009) ebenfalls profitierte. Seitdem sind Inas Alben gern gesehen Gäste in den Top-10 der Charts, genauso wie Ina selbst ein gern gesehener Gast in den wichtigen Shows im TV ist.
Mit nunmehr 51 Jahren hat das blonde Multitalent (Schriftstellerin, Sängerin, Texterin, Moderatorin, Kabarettistin….) noch lange keine Lust, sich auszuruhen. Oder auf die Auszeichnung für ihr Lebenswerk zu warten – denn das ist noch lange, lange nicht vollendet. Vollendet ist vorerst ihr neuestes Album „Ich bin die“, das mit 13 neuen Songs glänzt – mit dem sie beweist, dass sie sehr wohl weiß, wer sie ist und welche Wirkung sie auf Menschen hat („Ich bin die“); auf dem sie auf humoristische Art und Weise auch ihr eigenes Alter im Visier hat („Wenn Du jetzt aufstehst“); auf dem sie eine neue Art der Ernsthaftigkeit beweist („Kammerblues“); mit dem sie die großartigste und beste Hymne für alle frisch Verlassenen veröffentlicht („Tag eins nach Tag aus“) – noch vor Miss Platnums „Dein Name“.
„Ich bin die“ überzeugt nun auch die allerletzten Kritiker, Zweifler und Nörgler. Irgendjemand wird immer maulen und etwas zu meckern haben, aber das dürften nach diesem Album nicht mehr viele sein!