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24
Jun
2022

Edson Cordeiro und das Babylon Orchester Berlin - Anders als die Andern

20:00
Kolosseum
Body

LIVE – STUMMFILM und MUSIK

Der erste Film über Homosexualität

 

„Wir lieben nur die lila Nacht, die schwül ist,
weil wir ja anders als die andern sind.“

 

Künstlerische Leitung: Hans Brandner

Dramaturgie und Regie: Oliver Bieber
 

Film: Restored version courtesy of the UCLA Film & Television Archive.

Gefördert durch die Kulturfunke-Initiative Lübeck

 

Bitte diesen Ticket-Link für Eventim einsetzen:

https://www.eventim-light.com/de/a/6257cf710bedf47983a5f0c3/e/6257db568…

 

DER FILM

„Anders als die andern“ Stummfilm aus dem Jahr 1919.

Regie: Richard Oswald.

Mit: Conrad Veidt, Reinhold Schünzel, Anita Berber

und Dr. Magnus Hirschfeld (spielt sich selbst)

Der erste Film über Homosexualität und den § 175

 

Inhalt: Der Violinvirtuose Paul Körner wird von dem Stricher Franz Bollek erpresst. Als Körner sich weigert, immer mehr Geld an den Erpresser zu zahlen, zeigt Bollek ihn wegen Verstoßes gegen den § 175 an. In dem folgenden Gerichtsverfahren wird der Stricher wird wegen Erpressung verurteilt. Körner wird auch verurteilt: wegen Vergehens gegen den § 175. Sein Ruf ist ruiniert und er begeht Selbstmord. Am Ende des Films hält Hirschfeld einen flammenden Vortrag für die Rechte der Homosexuellen.

 

Dieser Film hat einen besonderen Platz in der Filmgeschichte und in der Geschichte der LGBTIQ*-Community. Das erste Mal wird hier Homosexualität im Film offen behandelt. Conradt Veidt, der bald als Caligari-Darsteller weltberühmt wird, zeigt in seinem intensivem Spiel den schwulen Paul Körner als liebenden, leidenden Künstler, der von den Konventionen zerstört wird. Der Film entstand in einer kurzen Periode nach dem ersten Weltkrieg, als es in Deutschland keine Zensur gab. Er war ein großer Publikumserfolg und öffnete einer breiten Masse die Augen für die Ungerechtigkeit des § 175 (der tatsächlich erst 1994 endgültig abgeschafft wurde). 1920 wurde die Zensur wieder eingeführt, der Film verboten und alle Kopien vernichtet. Der Film galt als verschollen – bis vor ein paar Jahren
in einem Archiv in der Ukraine ein Fragment des Films gefunden wurde. Eine aufwändig restaurierte Fassung dieses Fragments aus den Beständen der UCLA (University of California) zeigen wir mit großer Orchesterbegleitung und mit englischen Zwischentiteln. Es sollten mehr als 50 Jahre vergehen, bis Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft, in der er lebt“ wieder offen mit dem Thema im Film umging.

 

 

 

DIE MUSIK

Countertenor Edson Cordeiro wird mit dem Orchester Lieder aus dieser

Zeit singen, als wäre er einem expressionistischen Stummfilm entstiegen –
nur mit einer 4-Oktaven-Stimme! Das Repertoire ist wie für ihn geschaffen –

„Ich küsse ihre Hand, Madame“, das „Lila Lied“ die schwule Hymne

der 20er Jahre, „Surabaya Johnny“, „Schöner Gigolo“ – mit der Musik

und Texten von Friedrich Hollaender, Mischa Spoliansky, Ralph Benatzky,
Noel Coward, Paul Abraham, Kurt Weill und Bert Brecht u.v.a.m.

Eine frivole und aufregende Ära wird musikalisch wieder lebendig.

Ein einmaliges und einzigartiges Erlebnis für Auge und Ohr,

als seien wir tatsächlich in einem Kino der 20er Jahre.
 

Für „Anders als die andern“ wurde 1919 keine eigene Filmmusik komponiert.
In diesem Fall wurde damals zu einer Aufführung entweder improvisiert oder
eine Begleitmusik aus Stücken des Repertoires des jeweiligen Kinorchesters zusammen gestellt. Die Musik zum Film wurde vom musikalischen Leiter des Babylon-Kinos Hans Brandner neu vertont. und arrangiert. In Anlehnung an die Tradition hat er die neue Begleitmusik aus klassischer Musik und Stummfilmmusik ausgewählt und szenengenau an die Stimmung und Handlung des Films angepasst. Im Film wird erwähnt, dass auch Peter Iljitsch Tschaikowski ein verwandtes persönliches Schicksal erlitt wie Paul Körner, der Protagonist des Films. So lag es nahe, für die Neuvertonung von „Anders als die Andern“ viel Musik von Tschaikowski heranzuziehen. Es fanden sich viele passende Themen aus seinen Sinfonien, wie z.B. der 4. Sinfonie, die Tschaikowski schrieb, während er unter der unglücklichen Ehe mit seiner Frau litt. Neben dem Violinkonzert kamen verstärkt Themen und Ausschnitte aus seinem Trio op. 50 für Violine, Cello und Klavier zum Einsatz, dessen Stimmung wie für den Film geschaffen schien. Tschaikowski schrieb das Trio zur Erinnerung an den großen Künstler und Freund Nikolai Rubinstein. Für einige Szenen im Film, wie z.B. die Erpressung Pauls wurden mit Stücken aus dem Filmmusikrepertoire der 20er Jahre vertont und Leitmotiven aus den Liedern, die Edson Cordeiro singen wird.
 


 

 

 

Edson Cordeiro blickt auf eine über 25-jährige internationale

Karriere zurück. In seiner Heimat Brasilien ist er einer der beliebtesten

und berühmtesten Interpreten. Er hat in den wichtigsten Konzertsälen

Europas gesungen und mehrere goldene CDs erhalten.

Seine Latin-Grammy-Nominierung erhielt er für ein reines Klassik-Album

mit Countertenor-Repertoire „Contratenor“. Eine seiner goldenen CDs

bekam er für über 100.000 verkaufte „Disco Clubbing“ mit Dance-Music.

2015 erschien sein Chanson-Album „Paradiesvogel“, 2017 seine CD

„Fado“, die er mit portugiesischen Musikern in Porto aufgenommen hat,

2018 seine CD „Bem na Foto“ mit neuen brasilianischen Pop-Songs.

Der Countertenor und Entertainer ist berühmt für seine musikalische und

interpretatorische Verwandlungsfähigkeit. Seine Stummfilmkonzerte zeigen eine neue Facette seiner Vielseitigkeit.

www.edsoncordeiro.com.br

Location Info

Kontakt

Kolosseum Kronsforder Allee 25 23560 Lübeck

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