LISA POLITT: Die Arroganz Der Verlierer
Do., 3. September: PREMIERE !!!
Weitere Termine:
Fr., 4. bis So., 27.9. täglich außer Mo. und Di.
Mitautor, Live dabei: C. Bartz
MAAAAASKEEENPFLIIIICHT !!!!!!
Grade im Fernsehen: Tausende von Verrückten in Berlin, die ohne Maske und ohne Abstand für das Ende der Corona- Regeln demonstrieren, während die Infektionszahlen steigen- und man selbst sitzt darüber verzweifelnd am Schreibtisch und überlegt, ob das mit dem Versammlungsrecht nicht doch oft übertrieben liberal gehandhabt wird. Und wie viel Arroganz in diesen Aufmärschen derjenigen steckt, die hier grade die Gesundheit aller gefährden und das Mindestmaß gesellschaftlichen Handelns verlieren.
Und auch der aktuell wild um sich mahnende Ministerpräsident Haseloff sollte sich ein Beispiel nehmen am Namensvetter Hasselhoff, unser aller Bademeister im Geiste: Denn er warnt nicht die am Ballermann sich ballenden Urlauber, sondern, Arm in Arm mit dem Funkenmariechen der Wirtschaftslobby Mario Ohoven, die Bundesregierung vor erneuten Coronamaßnahmen und will Wirtschafts- und Handelsfreiheit: „I’ve been looking for freedom“. Und apropos „freedom“: man weiß doch noch so wenig über die gesetzlichen Rahmenbedingungen! Reicht es, die Rentner einfach wegzusperren- und für wie lange ist die Kastenhaltung ohne richterlichen Beschluss legal?
„Das Virus macht keinen Urlaub“, sagt Jens Spahn- und der deutsche Urlauber denkt sich „gut- wenn es keinen Urlaub macht, dann ist es auch nicht am Ballermann- dann kann ich da ja wohl hin und ohne Maske feiern.“ Blauer Himmel über China, Delfine im Griechischen Hafenbecken, überall erholt sich die Natur: Die Touristenorte sind sehr schön ohne Touristen. Warum denn nicht mal zuhause bleiben und das Virus aussitzen- wäre das nicht eine ganz schöne Idee..? Und auch gegen übertriebene Heimatliebe hilft nichts besser als ein Urlaub in Deutschland.
Aber kommen wir zum Stück:
Deutschland - Wirtschaftswunderland. Die 50er Jahre. Der Vater steht auf einem Hügel und deutet mit großer Geste auf die im Tal befindliche Industrieanlage, seine andere Hand auf der Schulter seines Sohnes: „Im Ernst, Junge- sehen so Verlierer aus?!“ Dieser Cartoon hat uns zum Titel unserer neuen Produktion inspiriert: „Die Arroganz der Verlierer“.
Die Arroganz der Verlierer: Dahinter steckt ein Prinzip, das sich gerade in der Krise immer wieder zu bewähren scheint. Ob es nun um die Unterbezahlung der Pflegekräfte geht, die menschenverachtende Unterbringung der Leiharbeiter in der fleischverarbeitenden Industrie oder die Arroganz, mit der man der Bewegung „Fridays for future“ begegnet, weil sie uns mit unseren Fehlern konfrontiert: Es scheint sich wirtschaftlich immer noch zu lohnen, etwas zu verlieren. Den Anstand, die Vernunft, das Maß, den Verstand, die Erinnerung, die Einsicht. … wenn man sich umguckt, scheint das Prinzip grade sehr gut zu funktionieren,.
Können wir uns da irgendwie rausreden, hatten wir Vorbilder? – Nun, aus unserer Geschichte wissen wir: Es reicht nicht aus, verloren zu haben. Man muss sein Versagen auf ganzer Linie auch als Expertentum verkaufen können. Hans Globke zum Beispiel, Jurist im Staatsdienst vor, während und nach der NS- Zeit, war Mitverfasser der „Nürnberger Rassegesetze“ und prägte den Begriff der sogenannten „Rassenschande“. Nach dem Krieg war er Chef des Bundeskanzleramtes und erstellte im Auftrag Adenauers Pläne zu Entschädigungsansprüchen von Holocaust- Überlebenden. Geht doch.
Die Gescheiterten erklären, wie es geht. Die Autoindustrie erklärt dem Verkehrsminister, wie viel Geld sie für sie Entwicklung eines Elektroautos noch so braucht, das andere längst ohne zu betrügen entwickelt haben, der Opa erklärt seinem Enkel den Krieg und VonUndZu Guttenberg der Regierung, wie sie in China für „wirecard“ werben soll- Kopf an Kopf im Rennen mit der anderen Gelfrisur Andi Scheuer- und der Zuschauer starrt gebannt auf das glatte Parkett der Entscheidungsträger: wer glitscht in der Lobby des Bundestages als erstes durch Ziel ? Witzig. Olympiade mal ganz anders.
Was tun? Winfried Kretschmann, Autolobbyist und aus Gründen der Tarnung immer noch Mitglied der Grünen, meldet sich zum Thema: Er fährt gern in den Bayerischen Wald. Guck an. Hätte einen sonst ja auch gar nicht sooooo interessiert. Am Allerbesten, wird empfohlen, bleiben wir ganz zuhause. Und so bleibt uns zumindest die stille Hoffnung, dass auch Söder in Bayern bleibt. Und Ihr und Sie, sollte es denn möglich sein, zu uns in’s Politt büro kommt.
Ein Stück von und mit Lisa Politt und C. Bartz
- Première am 03. September. Näheres entnehmen Sie bitte unserer homepage. Passen Sie gut auf sich auf.
Die Kritik (zu früheren Programmen, Auszüge):
„Was sie so einzigartig macht, ist eine glaubhafte Verschmelzung von Rolle und eigenem Ich. Sie entblättert sich schonungslos, wird öffentlich „persönlich“, hält bei aller Kontrolliertheit ihrer Gesten mit keinem Gefühl zurück. Eine sprachliche und intellektuelle Schärfe, wie sie sonst kaum zu erleben ist.“ (Neue Westfälische Zeitung)
„Am Ende bleibt ein freudiges Erstaunen zurück: Darüber, dass es hierzulande tatsächlich noch eine gute Kabarettistin gibt.“ (Tagesspiegel, Berlin)
„Ein Solo, wie man es pointierter, schärfer und präziser lange nicht gesehen hat auf deutschen Kleinkunstbühnen. Große Klasse.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
„Klügeres Kabarett als dieses findet man bis auf Weiteres nicht (…). ‚Sollbruchstelle’ ist Kabarett jenseits des Kabaretts. Kabarett, das gar nicht weiß, ob ein kabarettistischer Zugriff auf die Welt überhaupt sinnvoll ist, und deswegen immer seine eigene Antithese mitdenkt. Das ist raffiniert, weil Politt, (….), die Altmeisterin des Meta- Kabaretts, so die Möglichkeit hat, zwischen den Erzählungen hin- und herzuswitchen (…).“ (Falk Schreiber, Hamburger Abendblatt)
„Lisa Politt ist mit ihrem neuen Programm ein ganz großer Wurf gelungen.(…) ‚Sollbruchstelle’ ist ein Stück voller Bruchstücke, gekonnt montiert durch einen Dialog mit Regisseur Christian Bartz.(…) ‚Sollbruchstelle’ ist bestes Kabarett jenseits von Frontalunterricht und doch mit klaren Aussagen und dem deutlichen Fingerzeig, wie es mit dem seit Jahrzehnten totgesagten Kabarett weitergehen kann. Wenn eine gute Regie am Werk ist.“ (Jürgen Wittner, Kulturnews)
„Sie verdient das größte Kompliment, das man einer Frau heutzutage machen kann : Lisa Politt ist die boshafteste Frau unter der Sonne.“ (Tageszeitung)
Deutscher Kabarettpreis 2003, Deutscher Kleinkunstpreis, Sparte Kabarett