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Superhelden // © DanielVilleneuve
Rubrik

Queer Power Schwule Superhelden

Redaktion - 17.12.2020 - 18:40 Uhr

Muskelbepackte Männer in engen Outfits, die mit ihrer geheimen Identität kämpfen: Wir reden hier natürlich vom Superhelden-Genre, oder nicht? Eigentlich ist es doch durchaus naheliegend, dass in den Comics auch schwule Superhelden herumschwirren und der bekannten Verlag Marvel hat sich nun dieses Themas angenommen, so dass auch die LGBTI*-Gemeinde hier endlich repräsentiert wird.

Der erste schwule Superheld:

Trommelwirbel: Er wird seinen ersten Auftritt im Marvel-Film „The Eternals“ bekommen, inklusive erstem schwulen Kuss zwischen der Figur Phastos und seinem Ehemann! Bei den Eternals handelt es sich um fast unsterbliche Superhelden, die durch genetische Experimente der gottgleichen Celestials auf der Erde entstanden. Alle haben unterschiedliche übernatürliche Fähigen, der homosexuelle Phastos ist ein begnadeter Waffenschmied. Sein Wesen ist nachdenklich, er ist oft melancholisch und sucht nach etwas oder jemandem, der seinem Leben einen Sinn geben kann. Phastos, der erste offen homosexuelle Superheld im Marvel-Universum, wird in "The Eternals" von Brian Tyree Henry verkörpert, bekannt aus der Serie "Atlanta".

Doch es gab schon einmal eine schwule Hochzeit bei Marvel, denn bei der Reihe „X-Men“ gaben sich der menschliche Mutant Northstar und sein Manager Kyle das Ja-Wort. Die Hochzeitsankündigung kam übrigens nur ca. zwei Wochen später, nachdem sich US-Präsident Barack Obama erstmals für die Ehe-Öffnung ausgesprochen hat. Marvel-Chefredakteur Axel Alonso erklärte dazu, dass die gleichgeschlechtliche Ehe sehr gut in die "X-Men"-Comics passe: "Das Marvel-Universum hat immer die echte Welt widergespiegelt. Deshalb sind all unsere Figuren, Beziehungen und Geschichten Spiegelbilder der Wirklichkeit." 

Leider sind auch viele Boykott-Aufrufe christlich-konservativer Organisationen ein Spiegelbild der Gesellschaft, die die öffentliche Darstellung von Homosexualität in Comics strikt ablehnen und dies mit vorgeblichem Jugendschutz argumentieren. Doch die Proteste verlaufen sich zum Glück und ganz ehrlich: Das Konzept der schwulen Superhelden ist einfach zu logisch. Selbst Batman-Autor Grant Morrison hatte in einem Interview den Fledermaushelden als schwul geoutet: „Ich meine das nicht abschätzend, aber Batman ist sehr, sehr schwul. Es ist einfach nicht zu leugnen. (...) Das ganze Konzept ist vollkommen schwul. So viele Frauen wollen was von ihm und sie alle tragen diese Fetischklamotten. Aber ihn interessiert das gar nicht, für ihn ist es viel wichtiger, mit einem alten Mann und einem Jungen zusammen zu sein."

Und so gibt es zum Beispiel sehr viel Fan-Fiction, in der man beispielsweise Robin mit Superman knutschen sieht, aber auch die Zeiten – die achtziger Jahre! – in denen Marvel noch folgende offizielle Devise hatte: „No gays in the Marvel Universe“ sind zum Glück vorbei. Nicht wenige Gays fühlen sich im Netz als Superhelden und drehen an den Slots, bis die Walzen glühen. Book of Dead ist ein Highlight, bei dem der User als Held, auf der Jagd nach Geld, sein Glück versucht.

 

Die erste lesbische Superheldin:

Wonder Woman ist nicht nur eine feministische Ikone, sie geht auch in die Geschichte der Comic-Figuren als erste queere Superheldin. Sie stammt aus dem DC-Universum und lange Zeit wurde die Frage nach der sexuellen Orientierung der Amazonen-Kriegerin einfach ausgeblendet. Dann wurde die Figur als bisexuell gezeichnet oder „geoutet“, genauso wie Catwoman, die Gegenspielerin von Batman. Dessen „weibliche Version“ Batwoman ist im Übrigen offen lesbisch. In den Comicheften ist diese Figur seit 2006 lesbisch und 2019 kam eine Fernsehserie dazu, in der Kate Kane – so der bürgerliche Name der Superheldin – von Ruby Rose gespielt wird.

Wonder Woman wurde übrigens von dem Psychologen und Erfinder des Lügendetektors William Moulton Marston sowie seiner Frau Elizabeth Holloway Marston geschaffen und trat erstmals 1941 in Erscheinung. Marston stattete Wonder Woman mit viel feministischem Input aus und ließ sich für die Figur zudem von seiner polyamourösen Beziehung zu seiner Frau und deren lesbischen Freundin Olive Byrne inspirieren.

Man kann also sagen, dass Marston in den Vierziger Jahren bereits progressiver war als die großen Verlage DC und Marvel heute. Denn es wurde zwar bereits immer mal wieder vorsichtig getestet, wie queere Figuren wohl ankämen – allerdings nur mit Sicherheitsnetz: Lediglich in einem Paralleluniversum durfte dann Green Lantern schwul sein, und die beiden X-Men Wolverine und Hercules küssen sich auch nur in einer alternativen Realität. Es ist fast wie damals in den Sechzigern als ein (weißer) Captain Kirk die (dunkelhäutige) Uhura auch nur in einem Paralleluniversum küssen durfte – und selbst das war ein Skandal. Aber ein wichtiger, um solche Szenen „normal“ zu machen.

Die Repräsentation der LGBTI*-Gemeinde in den enorm erfolgreichen Superhelden-Filmen ist jedoch nicht nur ein Schritt der erwachten Toleranz, sondern natürlich auch ein wirtschaftlicher: Wer will schon einen so großen und Popkultur affinen Teil der Zuschauer ignorieren? Diversity ist zu einem relevanten Thema geworden, denn nur so lässt sich eine zukünftige Leserschaft halten. In diesem Sinn werden wir sicherlich noch viele weitere unterschiedliche und interessante homosexuelle Heroes auf der Leinwand bewundern dürfen!

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