Details nach Coming-Out Revolution in Südkorea: Wie geht das Land nach dem Outing mit K-Pop-Star Bain um?
Vor kurzem outete sich Bain von der Boyband „Just B“ aus Südkorea als schwul – noch immer ein Novum um Land. Im Rahmen der Welttournee hatte er in Los Angeles während es Konzerts erklärt, er sei stolz darauf, ein Teil der LGBTIQ+-Community zu sein. Nun hat der 24-Jährige gegenüber der BBC erstmals Details über diesen Schritt verraten und betont, wie schwierig schwules Leben noch immer in dem asiatischen Land ist.
Schritt in die Weltöffentlichkeit
Beim Konzert hatte er erklärt gehabt: „Ein großes Lob an meine Königin Lady Gaga, die mir gezeigt hat, wie schön es ist, man selbst zu sein. An alle da draußen, die Teil der LGBTIQ+ sind oder sich noch damit auseinandersetzen: Ihr werdet gesehen, ihr werdet geliebt und ihr seid so geboren! Ich bin so glücklich, dass ich ich selbst sein kann. Bleibt mutig, bleibt wild und vor allem: Seid immer ihr selbst!“
Bain alias Song Byeonghee ist damit ein Vorreiter in Südkorea, wo es bis heute keine gleichgeschlechtliche Ehe oder gesetzlichen Diskriminierungsschutz für die Community gibt. Schrittweise und eher langsam geht das Land in Richtung Toleranz, zuletzt erst im Mai dieses Jahres durch den Obersten Gerichtshof, der urteilte, dass Richtlinien im Militärstrafgesetz, die sich gegen Homosexuelle richten, nicht mehr zeitgemäß sind und überarbeitet werden müssen. Die mächtigen und konservativen Kirchen Im Land wettern dagegen weiterhin gegen Homosexualität und betrachten sie als Behinderung oder Sünde.
Coming-Outs von Prominenten
Für ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft könnte da also durchaus auch das Coming -Out von Bain beitragen – die Boybandmitglieder wurden in den letzten vier Jahren zu K-Pop-Stars im Land und sind zudem gern gesehene Gäste in Reality-Shows. Zwar gab es zuletzt mehrere Outings in der Musikbranche, doch keines so prominent und so öffentlich wie das von Bain. Erstmals hatte sich im Jahr 2000 eine prominente Person in Südkorea als schwul geoutet, der Schauspieler Hong Seok-Cheon – er verlor daraufhin Werbeaufträge und wurde nicht mehr für Rollen gecastet.
„Es gab einige Leute in der Branche, die wussten, dass ich mich outen wollte, und mich davor gewarnt haben, weil es ein Risiko wäre. Und natürlich dachte ich über das Risiko nach – dass wir Fans verlieren könnten. Aber dann dachte ich, die Gesellschaft verändert sich... ich könnte mehr gewinnen als verlieren“, so Bain gegenüber der BBC. Bereits mit 12 Jahren sei ihm dabei klar gewesen, dass er schwul ist. Kurz darauf begann bereits sein Einstieg in die K-Pop-Branche, doch seine Homosexualität behielt er weiter für sich – er hatte dabei stets das Gefühl, dass es schlicht nicht erlaubt sei, schwul zu sein. „Es war nichts, was ich in Frage gestellt habe... Ich dachte einfach, ich hätte keine Wahl. Es gab sonst niemanden in meiner Umgebung, der schwul war. Ich dachte, ich könnte einfach immerzu schweigen und weitermachen.“
Schwieriges Outing bei der Mutter
Vor drei Jahren wurde der Druck dann allerdings so groß, dass Bain anfing, sich zu offenbaren. „Ich war so überwältigt, dass ich dachte, vielleicht kann ich gar kein Idol sein. Ich hatte das Gefühl, dass ich so viel zu verbergen hatte. Ich beschloss, mit meiner Mama zu reden. Wir haben eine Stunde lang geredet, und schließlich sagte ich: ´Ich mag Männer mehr als Frauen.´ Da wusste sie es. Ehrlich gesagt, hat es ihr nicht gefallen – nicht am Anfang. Sie sagte, dass sie dachte, ich könnte es überwinden, dass ich vielleicht eines Tages Frauen mögen würde. Sie war traurig, dass ich nun mit schlechten Reaktionen von anderen konfrontiert sein würde. Aber dann sagte sie auch: ´Du bist mein Sohn, also liebe ich dich, ich unterstütze dich, ich liebe dich.´ Ich hatte gemischte Gefühle. Ich war traurig, aber am Ende auch dankbar, dass sie sagte, sie liebe mich.“ Schließlich erzählte er es auch seinen Bandmitgliedern, die ihn ermutigten, sich öffentlich zu outen.
Vorbild für andere schwule Jungs
Der Boyband hat das Outing keineswegs geschadet, seitdem steht sie noch mehr im Mittelpunkt und Bain wurde zum neuen Gesicht der koreanischen LGBTIQ+-Community. „Ich habe das Gefühl, dass ich mich seit meinem Outing sehr verändert habe. Ich fühle mich selbstbewusster. Wenn ich jemanden kennenlerne, zeige ich sofort, wer ich bin. Aber ich bin auch traurig, dass meine Identität jetzt so eine große Sache ist.“
Bis Homosexualität keine „große Sache“ mehr sein wird im Land, dürften allerdings noch einige Jahre vergehen – eine Pew-Umfrage zeigte vor fünf Jahren zuletzt auf, dass die Zahl der Koreaner, die Homosexualität akzeptieren, sich zwar in 15 Jahren beinahe verdoppelt hat, aber trotzdem gerade einmal bei 44 Prozent liegt. Die Community feiert ihn trotzdem und viele schwule Jungs bedankten sich online bei Bain, weil er ihnen durch seinen Schritt Mut gemacht hat. „Ich habe so lange damit verbracht, mich zu verstellen. Inzwischen habe ich erkannt, dass andere sich sicherer fühlen, weil ich mich geoutet habe.“