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Die Queen soll Stellung zu LGBTI* beziehen // © IMAGO / i Images
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Britische Politiker fordern Änderungen Streitpunkt ist das Verbot von Konversionstherapien

ms - 18.05.2022 - 14:45 Uhr

In Großbritannien kocht einmal mehr die Stimmung hoch – kurz vor den großen Feierlichkeiten Anfang Juni zum siebzigsten Thronjubiläum von Queen Elisabeth II. fordern mehrere Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei eine Änderung der königlichen Ansprache, der sogenannten “Queen´s Speech“. Dabei fordern die britischen Politiker, dass die 96 Jahre alte Queen klar Stellung zum aktuellen Streit um ein Verbot von Konversionstherapien beziehen soll.

Kurz zuvor hatte bereits der berühmte britische LGBTI*-Aktivist Peter Tatchell eine Ehrung der Queen abgelehnt, da diese sich bis heute nicht ausdrücklich und deutlich für die queere Community ausgesprochen habe.

 

Gegenüber Pink News erklären die Labour-Abgeordneten Nadia Whittome und Kate Osborne nun unmissverständlich: „Das Leiden von LGBTI*-Personen wurde jahrzehntelang von Politikern aus Gründen der Zweckmäßigkeit ignoriert und ausgenutzt - weil es sinnvoller war, rechte Boulevardblätter zu beschwichtigen und moralische Panik zu schüren, als Mitgefühl für die Unterdrückten zu zeigen.

Die Geschichte kann und wird sie jetzt verurteilen. Als Abgeordnete, die sich für die Rechte von Transsexuellen einsetzen, haben wir das Gefühl, dass sich die Geschichte nun wiederholt. In Großbritannien verübt heute etwa die Hälfte aller trans-Personen vor ihrem 26. Geburtstag einen Suizidversuch. Viele Tausende sind Mobbing, Missbrauch und Diskriminierung ausgesetzt. Aber immer wieder haben sich die Tories für die Zweckmäßigkeit entschieden - sie haben erkannt, dass sie Transphobie als zentrales Gesprächsthema im Kulturkampf nutzen können.“

 

Die Konservative Partei, auch Tories genannt, hatten mit ihrem Premierminister Boris Johnson zuletzt die Zusage gemacht, ein Verbot von Konversionstherapien einführen zu wollen – allerdings explizit nur für homo- und bisexuelle Menschen. Begründet wurde dieser Schritt mit juristischen Unklarheiten, wie beispielsweise der Frage, ob trans-Jugendliche noch behandelt werden können, wenn diese medizinische Betreuung unter das Verbot fallen könnte. Tausende Aktivisten und Briten hatten seitdem immer wieder für ein umfassendes Verbot der schädlichen “Heilungsangebote“ demonstriert.

 

Whittome und Osborne weiter: „Politiker sollten sich immer fragen, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen. Es ist bemerkenswert, wie selten sie das tun. Als die Schwulen- und Lesbenbewegung ihren Anfang nahm, hatte sie im Unterhaus fast keine Unterstützung. Als queere Gemeinschaften von Homophobikern und der Polizei angegriffen wurden, war es uns überlassen, uns zu verteidigen. Als AIDS aufkam, sahen sich die Opfer mit Stigmatisierung und einer Mauer der Trägheit konfrontiert.“

 

Dieses gleiche Schweigen und Wegsehen machen die beiden Politikerinnen nun auch in der aktuellen Situation fest: „Bezeichnend ist auch, dass die vorgeschlagene Gesetzgebung überhaupt nicht für Erwachsene gelten wird, weil die Regierung argumentiert, dass erwachsene Menschen in der Lage sein sollten, einer Konversionstherapie zuzustimmen. Aber die Konversionstherapie ist keine medizinische Behandlung - sie ist Missbrauch, dessen Grundannahme darin besteht, dass es falsch ist, LGBTI* zu sein.

Sie verursacht schwerwiegende psychische Probleme und hat einige in den Selbstmord getrieben. Ihre Legalisierung auf der Grundlage, dass Menschen ihr zustimmen könnten, verstärkt toxische Vorurteile und bringt Menschen in Gefahr und Not. Ohne ein vollständiges Verbot der Konversionstherapie, auch in religiösen Einrichtungen, wird der Missbrauch weitergehen, und deshalb waren wir der Meinung, dass wir diese Woche einen Änderungsantrag zur Rede der Königin einbringen müssen.

Es darf kein Schlupfloch im Verbot der Konversionstherapie geben; diese Regierung muss jede Methode der Konversion gesetzlich verbieten, von den korrigierenden Eingriffen bis zum Gebet mit dem Ziel, die sexuelle oder geschlechtliche Identität einer Person zu ändern.“

 

Im weiteren Verlauf werfen die beiden Britinnen dem aktuellen Premierminister Johnson und seiner Partei zudem vor, die LGBTI*-Community immer wieder aus wahltaktischen Gründen im Stich gelassen zu haben. Zudem wurden die Mittel für LGBTI*-Beratungs- und Gesundheitsdienste gekürzt.

Ob eine Änderung der Ansprache angenommen wird, obliegt am Ende maßgeblich der Entscheidung des Sprechers im Unterhaus – und schlussendlich auch der Queen selbst.

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