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US-Kleinstadt muss Pride hinter verschlossenen Türen feiern
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Pride in the Closet US-Kleinstadt muss Pride hinter verschlossenen Türen feiern

ms - 11.10.2022 - 11:30 Uhr

Der Pride in Jackson, Tennessee sorgt aktuell für Schlagzeilen in dem Bundesstaat, denn die Veranstaltung für Gleichberechtigung und Akzeptanz der LGBTI*-Community musste in the closet, also hinter verschlossenen Türen stattfinden – warum? Einem Politiker der Kleinstadt waren die geplanten Aktionen zu befremdlich und er witterte eine Gefahr für die Jugend, allen voran schien dabei eine Drag-Performance für besonders große Furcht unter den bibeltreuen Republikanern zu sorgen.

Dem vorausgegangen waren massive Proteste der rechtsradikalen Gruppe Proud Boys sowie der erzkonservativen Westboro Baptist Church, die sich gegen den Jackson Pride im Conger Park der Stadt aussprachen. Bereits 2019 und 2021 feierte die LGBTI*-Community in dem städtischen Park ihren Pride, ohne dass es zu Beschwerden oder anderweitigen Problemen gekommen wäre. Dieses Jahr nun änderte sich die Lage, losgetreten von dem republikanischen Staatsvertreter Chris Todd, der sich über eine mögliche Drag-Queen-Show im Park echauffierte und via Facebook weiter mit Blick auf seine Wähler erklärte: "Ich teile Ihren Schock und Ihr Gefühl. Wenn Bürgermeister Scott Conger oder Beamte der Stadt diese Veranstaltung genehmigt haben, dann ignorieren sie eindeutig das Gesetz. Ich werde dafür sorgen, dass das Gesetz eingehalten wird!“

In seinem Beitrag stützt sich Todd dabei auf ein staatliches Gesetz, das es verbietet, "Erwachsenen-Cabaret-Shows" in einem Umkreis von rund 300 Metern von öffentlichen Parks, Wohnhäusern oder Gotteshäusern stattfinden zu lassen. Daraufhin berief Jacksons Bürgermeister Scott Conger eine Versammlung im Rathaus ein, an der unter anderem Todd, weitere republikanische Abgeordnete, Anwälte des Staates, Mitglieder des Jackson Pride Committee und Kirchenvertreter teilnahmen. Auf der Versammlung behauptete Todd, er habe vor und nach der Veranstaltung einen Schwall von Beschwerden von Wählern gehört, die "diesen Müll" nicht in ihrer Gemeinde haben wollten. Der Vorsitzende von Jackson Pride, Darren Lykes, erklärte indes, dass die Darsteller eine familienfreundliche Show vorbereitet haben und erinnerte Todd zudem daran, dass die gleiche Veranstaltung bereits zweimal am gleichen Ort stattgefunden hatte.

In einem Kompromiss mit dem Bürgermeister stimmten die Organisatoren der Jackson Pride schließlich zu, die Veranstaltung vom Park in das nahe gelegene Civic Center zu verlegen. Doch auch das war dem Republikaner Todd offensichtlich noch immer nicht genug und er begann, in Zusammenarbeit mit der First United Methodist Church und weiteren Republikanern eine Klage vorzubereiten. Schlussendlich konnten die Organisatoren der Jackson Pride eine komplette Absage des Prides nur vermeiden, in dem sie sich bereiterklärten, das Civic Center am Ende des Tages räumen zu lassen und anschließend via Ausweiskontrolle am Eingang nur wieder jene Menschen reinzulassen, die 18 Jahre und älter sind und die Drag-Show sehen wollen. Todd selbst, der aktuell bei den Zwischenwahlen im November gegen eine andere Abgeordnete antritt, feierte dies als Sieg und erklärte, die Pride-Veranstalter hätten damit auch zugegeben, dass das, was sie zeigen und fördern wollten, völlig daneben sei.

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