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Homophobie bei der BVG?
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Homophobie bei der BVG? Wie schwulenfreundlich ist der öffentliche Nahverkehr in der Regenbogenhauptstadt?

ms - 31.03.2023 - 11:00 Uhr

Kritik kommt jetzt gegenüber den Berliner Verkehrsbetreiben BVG auf – hat das Unternehmen ein Problem mit Homophobie? Sowohl die Süddeutsche Zeitung wie auch der Tagesspiegel haben das Thema aufgegriffen und erklärten, dass viele Mitarbeiter der BVG ablehnend reagieren würden, wenn es um Diversität und Toleranz gegenüber Homosexuellen oder queeren Menschen gehen würde. Gegenüber der SZ deutete die lesbische Vorstandschefin Eva Kreienkamp an, dass sie selbst Opfer einer homophoben Stimmung bis hinein in Führungsetagen geworden sein könnte, da ihr Vertrag nicht verlängert worden ist. „Ich frage mich, wie stark in der Bewertung meiner Arbeit steckt, dass ich selbst eine homosexuelle Person an der Spitze des Unternehmens bin.“

Stimmung gegen oder für Schwule und Lesben?

Nach Angaben von Kreienkamp hätten mehrere Mitarbeiter aufgrund von homophoben Tendenzen und Stimmungen innerhalb der Belegschaft die BVG inzwischen verlassen. Es gäbe im Unternehmen Gruppen von Menschen, die den Einsatz für Schwule und Lesben seitens der Verkehrsbetriebe ablehnen würden. Die Berliner Verkehrsbetriebe selbst weisen indes die Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück, ein Sprecher erklärte, dass die BVG ein „äußerst diverses Unternehmen mit Mitarbeitenden aus über 80 Nationen“ sei, in dem es auch eine große und „sehr präsente queere Community“ gäbe. Allerdings gebe es sicherlich auch noch einiges zu tun im Bereich „Diversity-Management“. Gegenüber der SZ erklärte dann auch Jeremy Arndt, Vertreter der Gewerkschaft Verdi, zu den Vorwürfen: „Das ist an den Haaren herbeigezogen.“ Der Vorsitzende des BVG-Gesamtpersonalrats, Lothar Stephan, sagte: „Davon ist uns vom Vorstand nie etwas berichtet worden. Auch nicht von Mitarbeitern.“

Zwischenfälle werden ernst genommen

Das BVG-interne, sogenannte „Regenbogen-Netzwerk“ mit rund 450 Mitarbeitern erklärte dazu: „Uns ist bewusst, dass nicht immer alles ‘harmonisch’ ist. Die BVG mit ihren rund 16.000 Mitarbeitenden ist ein Abbild der Gesellschaft.“ Man wolle die Kritik und die problematischen Zwischenfälle „sehr ernst“ nehmen. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärten mehrere Mitglieder des Regenbogennetzwerkes, dass die Vorwürfe „übertrieben“ dargestellt seien, hier würden „Einzelfälle hochgezogen“. Bei der BVG werde nicht systematisch gehetzt oder gemobbt. In der BVG-Zentrale gebe es eine größere Abteilung, in der mehr als die Hälfte der Mitarbeiter schwul oder lesbisch seien. Die scheidende Vorstandsvorsitzende Eva Kreienkamp sei zudem selbst nicht aktiv im Netzwerk aufgetreten und bereits kurz nach der Einstellung habe man festgestellt, dass die Vorsitzende „nicht zur BVG passt“, so der Tagesspiegel.

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