Gerechtigkeit nach 35 Jahren Australiens Homophobie verhinderte jahrzehntelang die Ermittlungen
Nach fast 35 Jahren findet ein Mordfall an einen schwulen jungen Mann in Sydney jetzt endlich ein gerechtes Ende – die Familie des Opfers zeigte sich dankbar darüber, dass sie nach jahrelangem Rechtsstreit durch mehrere Instanzen nun Frieden schließen können.
Australiens Homophobie vergangener Tage
Es ist ein sehr dunkles Kapitel in der Geschichte Australiens – gerade auch deswegen beschäftigt der Fall des getöteten amerikanischen Mathematikers Scott Johnson im Alter von 27 Jahren bis heute die Bürger des Landes. Im Jahr 1988 wurde der junge Homosexuelle an einem Schwulentreffpunkt in North Head Sidney angegriffen und in Todesangst über die Klippen gestoßen. Der Täter hatte Johnson nackt am Fuß der Klippe am Blue Fish Point zurückgelassen.
Über viele Jahre hinweg war die australische Polizei nicht willens, sich eingehender mit dem Fall zu beschäftigen und tat ihn als Selbstmord ab – die Homophobie und der Hass auf Homosexuelle war bis weit in die 1990er Jahre hinein stark verbreitet in Australien. LGBTI*-Aktivisten gehen davon aus, dass viele Morde an homosexuellen Männern aus dieser Zeit deswegen nie aufgeklärt worden sind.
Finales Geständnis beendet jahrelanges Verfahren
Johnsons Familie indes kämpfte jahrelang für Gerechtigkeit, bis 2020 ein Tatverdächtiger festgenommen werden konnte: Scott Phillip White war von seiner Ex-Frau bei der Polizei angezeigt worden. White plädierte erst auf nicht schuldig, dann doch auf schuldig und wurde aufgrund dessen verurteilt, obwohl er noch während dem Prozess erklärt hatte, sein früheres Geständnis in einem “verwirrten“ Zustand abgegeben zu haben.
Er ging in Berufung und die Richter des Berufungsgerichts für Strafsachen von New South Wales in Sydney erklärten im November letzten Jahres, dass White die Möglichkeit hätte eingeräumt werden müssen, sein Schuldbekenntnis zu widerrufen, und hoben seine Verurteilung daraufhin wieder auf. Offenbar fasste sich White nun doch noch ein Herz und legte am gestrigen Donnerstag vor dem Obersten Gerichtshofs des Bundesstaates New South Wales ein finales Geständnis ab – er erklärte sich schuldig im Sinne von Totschlag. Die Staatsanwaltschaft sowie die Familie des Opfers erklärten sich damit ebenso einverstanden.
Gerechtigkeit nach fast 35 Jahren
Der stellvertretende Chefinspektor der Polizei, Peter Yeomans, erklärte nach dem Geständnis von White: „Das ist ein sehr emotionaler Tag für alle, besonders aber natürlich für die Familie Johnson. Wir sind aus polizeilicher Sicht sehr, sehr glücklich, aber noch wichtiger für die Familie Johnson ist natürlich, dass damit eine sehr, sehr lange Geschichte in ihrem Leben zu Ende geht, die seit über 34 Jahren andauert und für die sie um Gerechtigkeit gekämpft haben, und die heute endlich Früchte trägt."