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Amoklauf Colorado Springs
Rubrik

Amoklauf Colorado Springs US-Gewalt muss ein Ende haben und die LGBTI*-Community darf sich nicht verstecken!

ms - 06.03.2023 - 11:00 Uhr

Er sei kein Held – diese Worte wiederholt Richard M. Fierro in Interviews in den letzten Wochen immer wieder. Fierro ist jener Mann, der den mutmaßlichen Attentäter beim Amoklauf im Club Q in Colorado Springs im vergangenen November zu Boden riss und ihn entwaffnete. Ohne den Einsatz des ehemaligen US-Soldaten wären höchstwahrscheinlich mehr als fünf Menschen ums Leben gekommen. Nun plädierte Fierro dafür, dass sich die amerikanische Gesellschaft selbst ändern müsse. Kernthemen dabei sind der gegenseitige Respekt auch vor den Meinungen anderer und Liebe.

Meinungsfreiheit ohne Gewalt

Im Interview erklärt Fierro so: „Wissen Sie, wir müssen nicht in allem immer einer Meinung sein. Das ist in Ordnung so. Du kannst deine Meinung haben, aber deine Meinung darf nicht darüber entscheiden, ob ich sicher leben kann oder nicht.“ Im weiteren Verlauf blickt der Armee-Veteran auch auf den Kulturkampf, der in Amerika seit rund zwei Jahren immer radikaler gerade gegen Homosexuelle und queere Menschen geführt wird. Allein in diesem Jahr wurden so beispielsweise bisher bereits mehr als 300 Gesetzesvorhaben in den einzelnen US-Bundesstaaten eingebracht, die sich gegen die Rechte von LGBTI*-Menschen richten. "Ich denke, der beste Weg, das Problem anzugehen, ist, nett zueinander zu sein, und ich hoffe, dass all die Personen, die eine Umarmung oder Anerkennung brauchen, nicht so etwas Dummes wie das hier tun wird.“

Fierro trauert um Freund der Tochter

Mitte November 2022 war der 22-jährige Anderson Lee Aldrich wie einige Male zuvor bereits in den Club Q in Colorado Springs im US-Bundesstaat Colorado gegangen. Ohne Vorwarnung soll er dort nach Angaben der Polizei gegen Mitternacht das Feuer mit zwei Schusswaffen eröffnet haben. Über zwanzig Menschen wurden teils schwer verletzt, fünf Mitarbeiter und Besucher starben. Aldrich wurde von einem Gast angegriffen und schließlich von Fierro zu Boden gerungen. Er hatte den mutmaßlichen Attentäter an seiner Weste gepackt, zu Boden gerissen und mit der Pistole des Angreifers auf ihn eingeschlagen. Kurze Zeit darauf nahm die Polizei den nicht-binären Anderson Lee Aldrich fest.

Einer der getöteten Person war Raymond Green Vance, der Freund von Fierros Tochter. „Wir trauern immer noch“, so Fierro. Vance und seine Tochter, die bei dem Attentat ebenso schwer verletzt worden war, waren sechs Jahre lang ein Paar gewesen. „Raymond war ein Teil unserer Familie. Raymond war ein guter Mann; er hat sich das Vertrauen meiner Tochter verdient, und dafür respektiere ich ihn sehr. Er hatte eine Menge Potenzial, das verloren ging.“

Die Wut auf Homosexuelle ist ekelhaft

Zudem betonte der Armee-Veteran weiter, dass es wichtig sei, jetzt gerade auch ein Zeichen für die LGBTI*-Community zu setzen. Fierro befürwortet, dass der Club Q wieder eröffnet werden soll und bekräftigte, dass man sich von homophoben Attentätern nicht die Art diktieren lassen dürfe, wie man sein Leben lebt: „Lasst euch nicht von ihnen im Haus festhalten. Lass nicht zu, dass sie euren Lebensstil ändern! Das ist nicht nur für die LGBTI*-Community hier wichtig. Er ist für uns alle wichtig!“ Mit Blick auf all die hasserfüllten Gruppen und Politiker, die derzeit gezielt Homosexuelle und queere Menschen angreifen, erklärte Fierro zudem: „Diese Hassgruppen sind lächerlich. Sie müssen darüber hinwegkommen. Diese Wut ist ekelhaft. Es ist furchtbar.“

Homophobie als Tatmotiv?

Der mutmaßliche Schütze Anderson Lee Aldrich muss sich derzeit vor Gericht für seine Taten verantworten. Nach den ersten Beratungen entschied der leitende Richter Ende letzter Woche, dass sich der 22-jährige Nicht-Binäre in allen 323 Anklagepunkten stellen muss, darunter auch mehrfach Mord ersten Grades sowie in 86 Fällen versuchter Mord.

Die Hinweise haben sich Angaben der Staatsanwaltschaft immer mehr verdichtet, dass Aldrich aus Hass gegenüber Homosexuellen gehandelt haben könnte – seit seiner frühen Kindheit war dem jungen Mann seitens seiner Eltern offenbar eingetrichtert worden, dass Schwule minderwertig und widerwärtig seien. Sein Vater wurde von der US-Presse mit den Taten seines Kindes konfrontiert und erklärte daraufhin, dass Wichtigste sei es, dass sein Sohn nicht auch schwul wäre.  

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