Tabu-Thema im Beruf Ist ein Outing im Vorstellungsgespräch sinnvoll?
Bis vor ein paar Jahren war das Thema Homosexualität höchstens etwas, worüber man nur im engsten Familien- oder Freundeskreis sprach. Im Berufsleben hatte es nichts zu suchen. Auch heute noch gilt es in vielen Unternehmen als Tabu-Thema. Es gänzlich zu verschweigen, kann früher oder später jedoch zu Schwierigkeiten führen. Daher stellt sich die Frage, ob ein Outing schon während des Vorstellungsgesprächs sinnvoll sein kann.
Probleme in traditionellen und konservativen Branchen
Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass es gerade traditionelle und konservative Branchen betrifft, was die Intoleranz gegenüber der sexuellen Orientierung angeht. Homosexuelle passen hier einfach nicht ins Schema. Nicht einmal dann, wenn es ein Beruf ist, bei dem man gut verdient, aber nicht einmal einen Hochschulabschluss besitzt und für den eigentlich dringend Leute gesucht werden.
Das ist übrigens mit ein Grund, warum viele Homosexuelle nach wie vor Angst haben, sich auch nach Jahren ihrer Tätigkeit zu outen.
Dass es nicht mit den Fähigkeiten des Beschäftigten zu tun hat, zeigte sich kürzlich in einem anderen Fall, bei dem ein Chef seinem Angestellten das Gehalt um die Hälfte kürzte, nachdem er erfahren hatte, dass dieser homosexuell ist. Oft hält sich auch noch immer das Gerücht, dass besonders homosexuelle Männer nicht durchsetzungsfähig genug sind, oder aber sich nicht unterordnen können.
Vorab recherchieren hilft bei der Entscheidung
Schon bei der Vorbereitung auf das Gespräch lässt sich meist abwägen, wie sinnvoll es ist, seine Homosexualität beim Vorstellungsgespräch zu thematisieren. Eine Vorabrecherche über die Firma hilft dabei.
Nicht jedes Unternehmen besitzt heutzutage ein Mitarbeiternetzwerk, oder aber einen Diversity-Manager, der sich um die Gleichberechtigung aller Arbeitnehmer bemüht. Trotzdem zeigen einige Unternehmen schon auf der Homepage, ob sie offen gegenüber Homosexualität sind, oder nicht.
Komplette Verschwiegenheit macht auf Dauer keinen Sinn
Unabhängig davon, ob ein Betrieb derlei Einrichtungen besitzt oder nicht: Es ist nicht sinnvoll, sein Privatleben komplett vor den direkten Kollegen und Vorgesetzten zu verstecken. Es muss nicht der ganze Betrieb wissen, es ist trotzdem hilfreich, wenn wenigstens ein kleiner Personenkreis eingeweiht ist. Auf diesem Weg geht man beispielsweise dem Problem aus dem Weg, sich immer wieder eine Ausrede einfallen zu lassen, warum die Partnerin nicht mit zur Weihnachtsfeier kommt.
Außerdem: Wenn es erst soweit kommt, dass Kollegen anfangen, über die eigene Orientierung zu spekulieren, werden oftmals die wildesten Geschichten erfunden.
Beiläufige Erwähnungen sind oftmals die bessere Wahl
Wer nicht gerade ein Unternehmen erwischt, in dem Homosexualität offen gehandhabt wird, dem hilft es meist, sich beiläufig zu outen. Wird beispielsweise im Kollegenkreis über Wochenendaktivitäten diskutiert, darf ruhig erwähnt werden, was man mit dem eigenen Partner gemacht hat. Die meisten nehmen ein Outing dieser Art sehr viel besser auf, als wenn man es dem Gegenüber ungefragt präsentiert.
Offenheit nimmt den Druck
Eines sollte klar sein: Wer sich früher oder später outet, der hat es meist im Betrieb etwas leichter. Denn dauerhafte Verschwiegenheit endet nicht selten mit psychischen Problemen. Das Outing muss zwar nicht gleich beim Vorstellungsgespräch stattfinden, es sollte aber auch nicht allzu lange aufgeschoben werden.