Eurosvion Song Contest Buchmacher vs. SCHWULISSIMO-Redaktion
Am 18. Mai ist es wieder soweit. Der diesjährige Eurovision Song Contest (kurz: ESC) zelebriert das große Finale in Tel Aviv. Die so genannten „Big Five“-Länder, nämlich Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und das Gastgeberland Israel sind bereits für das Finale qualifiziert, alle anderen Beiträge müssen noch die die beiden Semifinals. Die Buchmacher bemühen verschiedene Verfahren, um die Favoriten zu ermitteln. Dabei ist es nicht nur der Song an sich, sondern manchmal auch die Klickzahlen auf die Videos der Teilnehmer, ihr Erfolg in den Social Media Kanälen und vieles mehr. Auch dieses Jahr gibt es eindeutige Favoriten, doch sind diese tatsächlich auch Gewinnerwürdig? Dieser Frage geht SCHWULISSIMO-Redakteur Ingo auf den Grund und wagt einige Prognosen.
Bei den Wettbüros hat sich der niederländische Beitrag von Duncan Laurence langsam, aber stetig immer weiter an die Favoritenspitze geschoben. Die Ballade „Arcade“ kommt mit einem „Unterwasservideo“ mit viel nackter Haut daher. Aber wie wird er diesen Song am Ende in eine mitreißende Performance umsetzten. Das bleibt die spannende Frage. Der Song selber ist eine seichte Popballade, die niemanden weh tut. Aber langt dieses tatsächlich auch für einen Sieg?
Lange Zeit wurde zunächst der russische Beitrag „Scream“ von Sergey Lazarev als Favorit gehandelt, ist nun aber hinter den Niederländer auf Platz zwei zurückgefallen. Auch er wartet mit einer Bombast-Popballade auf. In manchen Jahren kamen diese extrem gut an, man erinnere sich nur an Conchita Wurst mit ihrem „Rise Like A Phönix“. Doch in anderen Jahren sind eher die lauten Songs weit oben. Und Russland hat in den letzten Jahren leider auch immer noch die politische Komponente als Päckchen zu tragen. Auch wenn der ESC eigentlich nicht politisch sein soll, ist es manchmal doch ein wenig zu spüren. Auch in diesem Jahr dürfte es spannend sein, wie Europa in dieser Beziehung abstimmt.
Auf Platz 3 wird derzeit der Schwede John Lundvik mit seinem traditionell beim Melodifestivalen zum Sieger seines Landes gekürten "Too Late For Love" gehandelt. Die Schweden konnten sich in den vergangenen Jahren durchaus als sichere Top 5-Platzierte beweisen. Bis auf 2017 (Platz 6) war Schweden in den vergangenen fünf Jahren immer in den Top 5, 2015 konnten sie mit Måns Zelmerlöw und seinem Song „Heroes“ sogar den Sieg erringen. Auch John Lundvik steht dieses Jahr gut da. „Too Late For Love“ ist eine Uptempo-Nummer, die ziemlich schnell ins Ohr geht.
Auf Platz 4 ist im Moment die Schweiz zu finden. Hier geht kein Unbekannter ins Rennen, denn mit Luca Hänni kommt ein Künstler daher, den man auch in Deutschland vor allem durch seinen Sieg im Jahr 2012 bei DSDS und seine Teilnahme an der Show „Dance, Dance, Dance“. Sein Song „She Got Me“, ein Popsong mit orientalischen Elementen, hat ziemliches Potential, in ganz Europa zu punkten. Die SCHWULISSIMO-Redaktion jedenfalls liebt diesen Song sehr und sieht ihn ziemlich weit vorne.
Als Fünfter wird im Moment der Italiener Mahmood mit „Soldi“ gehandelt. Er kommt dabei mit einer Mischung aus Sprechgesang und richtigem Gesang daher – und dass ausgesprochen gut. Erstaunlicher Weise waren die Italiener selber weniger begeistert. Ihn ist das Lied scheinbar zu wenig „italienisch“. SCHWULLISSIMO findet: Die Top 5 sind ihm auf jeden Fall sicher.
Doch was tummelt sich abseits der Buchmacherfavoriten sonst noch so im breiten Feld? Hier gibt es die übliche Mischung aus Trash, Folklore und belanglosen Popsongs. Der deutsche Beitrag „Sister“ von den S!sters wird wohl eher wieder auf den hinteren Rängen landen. Wenn ein anderes Land den Song im Vorfeld schon abgelehnt hat, sagt das schon einiges aus. Und wenn es rund vier Wochen vor dem ESC nicht einmal ein offizielles Musikvideo gibt…
Polen schickt eine bunte, aber dennoch moderne Folkloretruppe, welche aber durchaus in den osteuropäischen Ländern punkten könnte. Immerhin haben die Mädels auch schon Songs wie „Enjoy The Silence“ von Depeche Mode oder „Nothing Else Matters“ von Metallica gecovert.
Boybands sind auch immer wieder mit im Rennen, dieses Jahr u.a. tschechische Dreiercombo Lake Malawi mit ihrem Song „Friend of A Friend“. Das Video ist zwar ganz nett, aber der Song an sich plätschert dann doch etwas zu sehr dahin. Kein Vergleich zum Vorjahresteilnehmer Mikolas Josef mit seinem mitreißenden „Lie To Me“.
Besonders aus dem Rahmen fällt in diesem Jahr definitiv die isländische Band Hatari mit ihrem Track „Hatrið mun sigra“, einer obskuren Mischung aus EDM und S/M – zumindest wenn man das Video sieht. Doch manchmal sind die Zuschauer unberechenbar – man erinnere sich nur an das Jahr 2006, als die finnische Band Lordi den Sieg für sich verbuchen konnte.
Auch innerhalb der SCHWULISSIMO-Redaktion musste das Voting letztendlich entscheiden, und heraus gekommen sind diese Top 5:
1. She Got Me – Luca Hänni (Schweiz)
2. Soldi – Mahmood (Italien)
3. Replay – Tamta (Zypern)
4. Too Late For Love – John Lundvik (Schweden)
5. Arcade – Duncan Laurence (Niederlande)