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Lesbische Heirat? Standesamt war noch nicht soweit

js - 18.02.2018 - 07:00 Uhr

Monika Hoffmeister scheiterte am 11. Januar 2018 beim Standesamt, als sie eine eingetragene Partnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen wollte. Die 71-jährige reagierte schockiert.

Der 11. Januar 2018 ist der Tag von Monika und Ulrike Hoffmeister. Daher wählten sie auch genau diesen Tag dafür aus, um die eigene Partnerschaft offiziell in eine Ehe umwandeln zu lassen. Das lesbische Paar meldete sich beim Butjadinger Standesamt und erntete ausschließlich Absagen. Die Umwandlung der Partnerschaft in eine Ehe sei bislang noch nicht möglich, begründete die zuständige Mitarbeiterin im Standesamt. Dabei gilt das Recht der Ehe für Alle schon seit dem 1. Oktober 2017.

Der Ort Butjadingen sei für Monika Hoffmeister jederzeit liebenswert und offen gewesen. Mit der Behandlung, die Sie auf dem Standesamt erfahren musste, ist sie allerdings nicht einverstanden. Die Art und Weise, mit der man sie behandelt habe, sei „sehr traurig“ gewesen. Sie musste sich nach dem Gespräch erstmal ins Auto setzen und hat angefangen zu weinen, berichtet Monika Hoffmeister. Außerdem sei sie durch die Darstellung der Mitarbeiter auf dem Standesamt stark gekränkt worden. Sie lebe schon seit 16 Jahren mit Ihrer Lebenspartnerin zusammen und habe schon einiges durchgemacht. Trotzdem sei der Dialog auf dem Standesamt einer der schlimmsten in Ihrem Leben gewesen.

Die Bürgermeisterin Ina Korter bestätigt, dass Frau Hoffmeister bzgl. eines Anliegens der die gleichgeschlechtliche Ehe betraf, vor Ort war. Allerdings habe man sie vor allem wegen der fehlenden Unterlagen wieder nach Hause geschickt. Außerdem gab es ein Problem, das so kommentiert wurde: „wegen des bis dahin noch nicht bekannten Handlings der Software hat der Standesbeamte die Aussage getroffen, dass eine Bearbeitung momentan noch nicht möglich ist“, so die Bürgermeisterin.

In der direkten Umgebung in Nordenham wurden bereits Lebenspartnerschaften in Ehen umgewandelt. Es gab bereits vier Fälle. Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes am 1. Oktober sei das problemlos möglich gewesen, kommentierte die Standesamtsleiterin Sonja Brödje. Man habe die nötigen Anleitungen für die speziellen Fälle erhalten und konnte sich an diesen orientieren. Sonja Brödje betonte, dass man große Freude an der Umwandlung habe.

Am Standesamt in Stadland gab es bisher lediglich eine Umwandlung einer Lebenspartnerschaft zu einer Ehe. Auch hier betonte Standesbeamtin Sigrid Burmester, dass es problemlos funktionierte. Selbst wenn die eingetragene Partnerschaft an einem anderen Ort eingetragen worden ist, kann die Umwandlung bei jedem Standesamt in Deutschland durchgeführt werden. Zum Stichtag, dem 1. Oktober 2017, war Stadland für die Umwandlung bereit. Allerdings hat Sigrid Burmester auch Verständnis für die Verzögerungen in der Prozedur. Gerade kleine Standesämter haben Probleme, sich auf die Neuerungen vorzubereiten.

Monika und Ulrike Hoffmeister befinden sich seit dem 11. Januar 2002 offiziell in einer Lebenspartnerschaft und haben diese in Bielefeld eintragen lassen. Sie wollte ihrer großen Liebe eine Freude mit diesem speziellen Datum und dem Schritt zur richtigen Ehe, eine Freude machen. Leider kam am Ende alles anders.
 

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